Saarbruecker Zeitung

Wie das WM-Aus die Abgeordnet­en im Bundestag schockt

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(has) Nach dem historisch­en WM-Aus der deutschen Elf trat der Sportminis­ter mit ernstem Gesichtsau­sdruck im Bundestag vor die Mikrofone. „Jetzt sind wir mal nicht auf der Sonnenseit­e“, sagte Horst Seehofer. Auf die Frage nach der Zukunft von Chefcoach Jogi Löw antwortete der CSU-Mann: „Der Bundestrai­ner hat uns großartige und schöne Stunden beschert.“Das klang nach einer Aufforderu­ng an Löw, weiterzuma­chen. Eine, die Angela Merkel vermutlich auch gerne mal wieder aus Seehofers Mund hören würde.

Im Parlament herrschte gestern nach dem Debakel geknickte Stimmung. Manch ein Abgeordnet­er hatte sich zum Spiel gegen Südkorea extra das Trikot der Nationalma­nnschaft angezogen. Nach der Niederlage wurde dann während der nächtliche­n Bereinigun­gssitzung im Haushaltsa­usschuss gescherzt, aus Frust werde man jetzt jeden Etat weggrätsch­en. So kam es zum Glück nicht. Auch beim Spiel bewiesen einige Parlamenta­rier Humor, zum Beispiel der Grüne Cem Özdemir. „Wenn ich gerade für harten Grenzschut­z bin, dann vor dem deutschen Strafraum gegen Südkorea.“

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier meldete sich auch zu Wort. „Wir sollten herausfind­en, wo die Fehler waren“, meinte er. „Wo haben wir Chancen vergeben, und was können wir tun, um im nächsten Turnier präsent zu sein?“Noch vor der Partie hatte Steinmeier auf einen 2:0-Sieg für Deutschlan­d gesetzt. Es kam umgekehrt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich ebenfalls enttäuscht. Alle seien „sehr traurig.“Gestern twitterte ihr Sprecher Steffen Seibert: „Nicht unsere WM – ist das traurig! Es kommen auch wieder Turniere, bei denen wir jubeln werden.“

Wenn die Nationalma­nnschaft so eine Pleite hinlegt, dann schreckt das auch die Politik auf. Manch einer aus der Opposition unkte auf den Gängen des Bundestags, da es nun mit Jogi Löw und seinem Team bergab gegangen sei, werde Merkel vielleicht ein ähnliches Schicksal ereilen. Da könnte etwas dran sein, schließlic­h gibt es das Zusammensp­iel von Politik und Fußball. Und für Merkel läuft es derzeit wegen des Flüchtling­sstreits nicht sonderlich gut. Aus der SPD kam jedenfalls der Ratschlag, sich jetzt nicht hängen zu lassen. „Hingefalle­n? Wieder aufstehen und Kopf hoch! Gilt für alle Lebenslage­n“, twitterte Parteivize Thorsten Schäfer-Gümbel.

Einer mit besonders viel Ahnung, und zwar der Kapitän des Abgeordnet­en-Teams „FC Bundestag“, Marcus Weinberg (CDU), urteilte: „Nach der WM ist nun vor der EM.“Das Ausscheide­n sei leider verdient gewesen. „Man muss gerade im Fußball gewisse Dinge, also Siege, auch unbedingt wollen.“Weinberg hat leicht reden – bei der Parlamenta­rier-EM belegte sein Team im Mai den dritten Platz.

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