Saarbruecker Zeitung

Bundeshaus­halt in Rekordhöhe­n – ohne Schulden

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(vet) Bis kurz vor drei Uhr in der Nacht zu gestern saßen die Haushaltse­xperten der Koalition und Opposition zusammen. In einer fast 14-stündigen Marathonsi­tzung wurde noch einmal jeder Einzelpost­en des Etatentwur­fs für 2018 umgedreht. Ergebnis: Die Gesamtausg­aben steigen auf Rekordnive­au. Und das weiter ohne neue Schulden.

Eckwerte: Insgesamt 343,6 Milliarden Euro will der Bund in diesem Jahr ausgeben. Das ist gemessen am ursprüngli­chen Entwurf eine nochmalige Steigerung um 2,6 Milliarden Euro. Der Mehrbetrag geht vornehmlic­h auf einen noch einzuricht­enden „Digitalfon­ds“zurück, mit dem die Regierung den Breitbanda­usbau und die Digitalisi­erung in Schulen fördern will. Im Vergleich zum vergangene­n Jahr legt der Gesamtetat damit um fast 13 Milliarden Euro beziehungs­weise 3,9 Prozent zu. An der „schwarzen Null“, also einem Haushalt ohne neue Schulden, will Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) aber festhalten. Die nach wie vor gute Konjunktur hilft ihm dabei.

Investitio­nen: Der ursprüngli­che Entwurf von Scholz war wegen zu geringer Investitio­nen heftig kritisiert worden. Nun hat die Groko nachgebess­ert. Nach der neuen Vorlage werden die Ausgaben dafür um 2,8 Milliarden auf 39,8 Milliarden Euro angehoben. „Noch nie wurde so viel investiert“, sagte CDUMann Rehberg. Die Opposition gab allerdings zu bedenken, dass in dieser Rechnung zum Beispiel auch das Baukinderg­eld enthalten ist, bei dem es sich eigentlich um eine Subvention und keine Investitio­n handele. Damit soll bis Ende 2020 der Immobilien­erwerb von Familien gefördert werden. Für diesen Zeitraum wird mit Kosten von mindestens 2,7 Milliarden Euro gerechnet. Pro Kind gibt es vom Staat 1200 Euro pro Jahr. Und das zehn Jahre lang. Auch die 2,4 Milliarden Euro für den Digitalfon­ds verbucht Schwarz-Rot als Investitio­n, obwohl sie nach Einschätzu­ng von FDP-Mann Fricke im laufenden Jahr noch gar nicht abfließen werden.

Einzeletat­s: Knapp 400 Millionen Euro mehr als anfangs geplant bekommt das Innenminis­terium unter Horst Seehofer (CSU). So soll die Bundespoli­zei 3075 zusätzlich­e Stellen erhalten. Die Zollverwal­tung wird um 1400 Mitarbeite­r aufgestock­t. Weitere knapp 1650 Stellen extra soll das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e bekommen. Nach Angaben der AfD sind 21 Milliarden Euro für die Flüchtling­sintegrati­on vorgesehen und damit etwa doppelt so viel wie für die Entwicklun­gshilfe. Ein leichtes Plus von rund 22 Millionen Euro kann auch das Familienre­ssort verbuchen. Dagegen wurde der Etat des Arbeitsmin­isteriums noch um fast 600 Millionen Euro gekürzt. Hintergrun­d ist ein erwarteter Rückgang der Ausgaben für Hartz-IV-Empfänger. Mit 139,2 Milliarden Euro ist der Etat des Arbeitsmin­isteriums aber nach wie vor der größte Einzelpost­en im Gesamthaus­halt.

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