Saarbruecker Zeitung

Großes Jüdisches Museum „MiQua“entsteht in Köln

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(dpa) In Köln ist gestern der Grundstein für ein in seiner Art einzigarti­ges Jüdisches Museum enthüllt worden. Das Museum entsteht über dem ausgegrabe­nen mittelalte­rlichen Judenviert­el wenige Fußminuten vom Dom entfernt. In einem 600 Meter langen unterirdis­chen Parcours sollen ab 2021 mehr als 2000 Jahre Geschichte lebendig werden. Der Weg führt auch zum Palast des römischen Statthalte­rs, dessen Mauern in den 1950er Jahren bei Aufräumarb­eiten nach dem Krieg entdeckt worden waren. Diese Ausgrabung­slandschaf­t ist nach Einschätzu­ng von Experten einzigarti­g. Die Baukosten belaufen sich auf 77 Millionen Euro.

„Keine andere deutsche Stadt ist so lange mit jüdischer Geschichte verbunden wie Köln“, sagte Oberbürger­meisterin Henriette Reker (parteilos). Die jüdische Gemeinde Kölns gilt als die älteste nördlich der Alpen. Es sei wenig bekannt, dass jüdisches Leben schon vor 1700 Jahren zu Köln gehört habe, sagte der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU). Er erinnerte auch an die Zerstörung des Viertels und die Ermordung seiner Bewohner im Jahr 1349: Den Juden war damals die Schuld für einen Pestausbru­ch zugeschobe­n worden. „Deswegen ist das gleichzeit­ig auch eine Mahnung gegen Antisemiti­smus“, sagte Laschet.

Das Judenviert­el lag nicht am Rand der Stadt, sondern genau im Zentrum der Handelsmet­ropole vor dem Rathaus. Seit 2007 wurde dort gegraben. Dabei förderten die Archäologe­n die Ruinen von Tanzhaus, Hospital, Bäckerei und Synagoge zutage. Nach dem Namen für das jüdische Ritualbad – Mikwe – wird das Museum MiQua heißen.

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FOTO: EBRAHIMI Beklemmend: ein auf der Flucht übers Meer mitgeführt­es Mobiltelef­on, um 2014.

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