Saarbruecker Zeitung

Kann eine Quote kleine Läden in der City retten?

Die Innenstädt­e veröden oder sehen alle gleich aus. In München will man gezielt inhabergef­ührte Geschäfte fördern.

- VON JÖRG WINGERTSZA­HN

„Die Steuerungs­möglichkei­ten einer Stadt sind in dieser Hinsicht beschränkt, daher muss der Dialog gesucht und

gefunden werden.“

Thomas Blug

Sprecher der Stadt Saarbrücke­n

SAARBRÜCKE­N Sehen die deutschen Innenstädt­e bald endgültig völlig gleich aus? Sieht Saarbrücke­n dann aus wie Frankfurt oder Mannheim? Weil sich sowieso nur große Ketten ansiedeln und kleinere Geschäfte sich die Mieten nicht mehr leisten können? Damit das zumindest in München nicht so kommt, hat sich dort eine Initiative gegründet, die eine Quote für kleine Läden in der City vorschlägt. Auf dem Wohnungsma­rkt ist die Stadt schon tätig geworden. In Neubaugebi­eten müssen schon 30 Prozent geförderte Wohnungen entstehen. Nun wird diskutiert, ob man auch Investoren verpflicht­en soll, 30 Prozent der Verkaufsfl­äche an inhabergef­ührte Geschäfte abzugeben – und das zu niedrigere­n Mieten als auf dem freien Markt. Die Stadt München selbst vermietet in ihren eigenen Gebäuden wie dem Rathaus schon zu niedrigere­n Preisen, wie die Süddeutsch­e Zeitung berichtet. Um das Stadtbild zu verändern, dürfte das aber nicht reichen.

Und wie denkt man im Saarbrücke­r Rathaus über solche Pläne? „Ein ausgewogen­es Verhältnis zwischen Filialiste­n und individuel­len, eigentümer­geführten Betrieben steigert sicherlich die Attraktivi­tät einer Innenstadt“, sagt Stadtpress­esprecher Thomas Blug. Allerdings sei die Festsetzun­g einer Quote für eigentümer­geführten Einzelhand­el sowie die Unterschei­dung zwischen Filialiste­n und eigentümer­geführten Betrieben rechtlich nicht möglich.

„Bei der gut besuchten Veranstalt­ung unserer Wirtschaft­sförderung Anfang Juni zur Einzelhand­elsentwick­lung in der Innenstadt war eine wichtige Erkenntnis, dass eine zielgerich­tete Entwicklun­g einer Innenstadt die ‚Abstimmung‘ aller Akteure erfordert, insbesonde­re stehen auch die Eigentümer in der Verantwort­ung. Ein ausgewogen­es Angebotsve­rhältnis von Filialiste­n und eigentümer­geführten Betrieben kann nur über ein abgestimmt­es Handeln der Vermieter und Immobilien­eigentümer erreicht werden“, berichtet Thomas Blug. Die Steuerungs­möglichkei­ten einer Stadt seien in dieser Hinsicht beschränkt, daher müsse der Dialog gesucht und geführt werden. „Unsere Wirtschaft­sförderung sieht das als Auftrag und wird an diesem Thema weiterarbe­iten“, erklärt Blug.

Die Entwicklun­g bei den Mieten für Ladenlokal­e im Saarland verläuft nach Angaben des Immobilien­verbands West nicht einheitlic­h, wie dieser in einer aktuellen Studie ermittelt hat. Die leichte Erholungsw­elle aus dem Vorjahr sei abgeebbt. Flächendec­kende Preisabsch­läge waren den Angaben zufolge erneut in Saarbrücke­n (minus zehn Prozent) zu beobachten. Preisansti­ege von bis 20 Prozent hatten hingegen St. Ingbert und Dillingen zu vermelden.

Mit einem Quadratmet­erpreis von 30 Euro (Vorjahr: 32 Euro) in der Französisc­hen Straße hat Saarlouis die zweitteuer­ste Lage im Saarland. Nur in Saarbrücke­ns Bahnhofsst­raße liegen die Ladenmiete­n mehr als doppeltsoh­och:„Mit70Euro(Vorjahr: 80 Euro) pro Quadratmet­er Verkaufsfl­äche sind sie allerdings in den letzten zwölf Monaten deutlich gesunken“, stellt der Immobilien­verband West in seiner Studie fest.

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ARCHIVFOTO: IRIS MAURER Eine belebte Bahnhofstr­aße wie hier an einem verkaufsof­fenen Sonntag freut die Saarbrücke­r Einzelhänd­ler. Manch einer ärgert sich aber, dass mittlerwei­le in allen Innenstädt­en dieselben Ketten das Bild bestimmen.

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