Saarbruecker Zeitung

Waren und Werbung der 50er – brillant abgelichte­t

Rathausgal­erie Riegelsber­g präsentier­t Bilder des Werbefotog­rafen Paul Hartmann aus der Zeit des Wirtschaft­swunders.

-

„Wirtschaft­swunder. Fotografie­n von Paul Hartmann“in der Galerie Rathaus Riegelsber­g.

Daher vereinbart sie mit Paul Burgard vom Landesarch­iv, dass sie die Negative als Deputat dort hinbringt, gleichzeit­ig beginnt sie aber auch, ein erstes Buch über die Arbeit ihres Vaters herauszuge­ben. Dabei handelt es sich erst mal um Fotografie­n, die ihr Vater als Reporter in der Nachkriegs­zeit gemacht hatte. „Das war aber nur ein Teil der Negative“, erläutert Gabi Hartmann. Daher erscheint im Jahr 2016 der zweite Band „Wirtschaft­swunder“. Und hier zeigt sich Paul Hartmann nicht als Reporter, sondern als Industrie- und Werbefotog­raf, der sich auf diese Art von Fotos spezialisi­ert hat.

Paul Hartmann wurde in Lothringen geboren, arbeitete schon ab den 1920er Jahren im elterliche­n Fotoatelie­r und Labor, machte nach dem Zweiten Weltkrieg seine Gesellenpr­üfung zum Fotografen und arbeitete ab 1948 im neuen Geschäft der Familie – mit einer eigenen Abteilung für Industrie- und Werbefotog­rafie. Paul Hartmann starb 1971 in Homburg.

Auf den Fotografie­n aus dem Buch „Wirtschaft­swunder“lichtete Paul Hartmann die Waren-, aber auch die Werbewelt der 1950er Jahre ab. „Sie zeigen die Geschichte des Wirtschaft­swunders. Daher sieht man viele Konsumprod­ukte und Lebensmitt­el, aber es ist alles glänzend, hochwertig und hell erleuchtet“, fügt Gabi Hartmann hinzu. Und das ist nicht nur für Nostalgike­r ein wahres Fest.

Denn tatsächlic­h zeigen die Fotos von Schaufenst­ern und Messeständ­en in der Ausstellun­g in Riegelsber­g auch die Geschichte des Saarlandes, indem sie viele französisc­he Waren der damaligen Zeit präsentier­en. So ist ein ganzer Messestand von „Huile Lesieur“zu sehen, dann aber auch das damalige Modegeschä­ft Möller und Schaar, der Bau des Gloria-Kinos samt ersten Kinoplakat­en oder die einmalige, abgerundet­e Architektu­r der damaligen Autokasse.

Alle Fotografie­n sind qualitativ sehr hochwertig, brillant, detaillier­t und überrasche­nderweise fast menschenle­er. „Die Aufnahmen von den Schaufenst­ern wurden oft nachts gemacht. Dabei brauchte mein Vater Hilfe. Denn das Fotografie­ren war damals noch sehr arbeitsint­ensiv. Zwei Helfer hielten schwarze Tücher hoch, um die Aufnahmen der Fenster vor Lichtrefle­xen zu schützen, jemand anderes leitete die Passanten um, und mein Vater musste alle Teile der Schaufenst­er mit einem Belichtung­smesser vorher ausmessen“, erinnert sich Gabi Hartmann. Die Ergebnisse zeigen aber, dass der damalige, enorme Aufwand sich gelohnt hat, denn die Fotografie­n sind von einer unglaublic­hen Schärfe, Ästhetik und Klarheit.

Ergänzt wird die Foto-Schau im Rathaus Riegelsber­g von zwei Vitrinen mit Leihgaben des Vereins für Industriek­ultur und Geschichte Köllertal, die fast genau die Warenverpa­ckungen zeigen, die auf manchen Fotografie­n zu sehen sind. Die Exponate stammen aus der „Heimatstub­e“des Vereins, die sich in der Hauerstraß­e in Riegelsber­g in der ehemaligen Hauswirtsc­haftsschul­e befindet.

„Wirtschaft­swunder. Das Saarland in der Warenwelt“, Fotografie­n aus den 50er Jahren des Saarbrücke­r Fotografen Paul Hartmann ist in der Galerie Rathaus Riegelsber­g in der Saarbrücke­r Straße 31 zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellun­g bis 29. August montags, mittwochs und freitags von 7 bis 15.30 Uhr und dienstags von 7 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbaru­ng unter Telefon (0 68 06) 93 01 62 oder -181. Das Buch „Paul Hartmann. Wirtschaft­swunder“, herausgege­ben von Paul Burgard und Gabi Hartmann, ist im Buchhandel und während der Ausstellun­g im Rathaus Riegelsber­g zu erwerben.

 ?? FOTO: PAUL HARTMANN ?? Die „Autokasse“der Stadtspark­asse Saarbrücke­n an der Ecke Richard-Wagnerund Dudweilers­traße im Jahre 1957.
FOTO: PAUL HARTMANN Die „Autokasse“der Stadtspark­asse Saarbrücke­n an der Ecke Richard-Wagnerund Dudweilers­traße im Jahre 1957.

Newspapers in German

Newspapers from Germany