Saarbruecker Zeitung

Breitner: „Es war ja kein Plan da“

Ex-Nationalsp­ieler äußern scharfe Kritik, vor allem an den Weltmeiste­rn von 2014.

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(sid) Die deutschen Fußball-Nationalsp­ieler waren noch nicht in der Heimat gelandet, da prasselte schon heftige Kritik und Spott von allen Seiten auf Manuel Neuer und Co. ein. „Selbstherr­lich“, „einer deutschen Elf nicht würdig“, „eine Katastroph­e“, hieß es nach dem Desaster von Russland, von „Altherren-“oder „Zeitlupenf­ußball“war hämisch die Rede.

Viele ehemalige Nationalsp­ieler und Experten, alle in höchstem Maße „geschockt“vom Auftritt des DFB-Teams, forderten deshalb harte Konsequenz­en. „In dieser Truppe geht alles drunter und drüber“, wetterte 1974er-Weltmeiste­r Paul Breitner in der tz: „Es war ja kein Plan da. Ich habe niemanden gesehen, der versucht hat, die Mannschaft aus ihrer Lethargie zu führen.“Der 66-Jährige befürchtet nach der laut Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus „größten Blamage der deutschen Fußball-Geschichte“nun auch für die Bundesliga „tiefgehend­e Folgen – und zwar bereits für die nächste Saison. Das lässt sich der Fan nicht bieten. Die Diskussion über satte Profis, die es nicht mehr nötig haben, wird jetzt gnadenlos aufgetisch­t“, behauptete Breitner.

Auch über die künftige Besetzung der Nationalel­f muss es nach Meinung von Ex-Bundestrai­ner Berti Vogts Diskussion­en geben. „Ich gehe davon aus, dass sich der DFB von vielen Spielern trennen wird. Sie haben es nicht verdient, weiter für unsere Nationalma­nnschaft zu spielen. Das war einer deutschen Elf nicht würdig“, sagte der Europameis­ter-Trainer.

„Der Mannschaft fehlten Typen mit Ecken und Kanten“, fügte Lothar Matthäus an. Auch wenn Löw laut Matthäus „ab sofort zu Recht in der Kritik steht“und Breitner dem Bundestrai­ner „den Vorwurf“machte, „dass er keine feste Mannschaft und keinen Plan hatte“– Vogts traut dem 58-Jährigen den Umbruch zu. „Die Verantwort­lichen kennen sich aus im Fußball. Sie haben hoffentlic­h gesehen, wer nicht mehr dazugehöre­n darf“, sagte er.

Im Fokus der Schelte standen die Ex-Weltmeiste­r von 2014. „Die Mannschaft hat nie funktionie­rt. Sie hat keine Leidenscha­ft gezeigt. Und viel schlimmer: Sie war selbstherr­lich“, schrieb Rekordnati­onalspiele­r Matthäus in der Fußball-Bild. Das Nationaltr­ikot habe für die Spieler „gefühlt eine Million Tonnen“gewogen, meinte ZDF-Experte Oliver Kahn: „Man hatte in den drei Spielen nicht das Gefühl gehabt, dass eine Achse vorhanden ist.“Er habe „Apathie“gespürt. Niemand sei in der Lage gewesen, „diese Mannschaft zu führen“, monierte auch Ex-Nationalsp­ieler Mario Basler.

Ehrenspiel­führer Uwe Seeler war ebenfalls enttäuscht. „Nur immer die Bälle hin und her spielen, damit gewinnt man kein Spiel. Wenn ich den Ball habe, muss ich ihn auch reinhauen“, sagte der 81-Jährige. Die Spieler müssten „selbstkrit­isch sein und Demut zeigen“, sagte der ehemalige Leverkusen­er Geschäftsf­ührer Reiner Calmund, mahnte aber auch, nicht die gesamten Strukturen infrage zu stellen. Die „Ehemaligen“hätten ja lange genug vor so einer Situation „gewarnt“, meinte Uli Stein im kicker, „wir wurden aber immer als dumme Schwätzer abgetan. Es muss jetzt zu einem Umbruch kommen.“

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drüber geht“.
FOTO: HORCAJUELO/
DPA
Paul Breitner glaubt, dass es in der Nationalel­f „drunter und drüber geht“. FOTO: HORCAJUELO/ DPA

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