Saarbruecker Zeitung

Mit staatliche­m Zuschuss ins eigene Heim

Mit dem Baukinderg­eld nimmt die Bundesregi­erung einen neuen Anlauf, Familien den Weg in die eigenen vier Wände zu ebnen.

- Produktion dieser Seite: Jörg Heinze Nina Scheid

Max Herbst stellen müssen, wie es auch bei anderen Förderprog­rammen üblich sei. Die KfW hat für das Baukinderg­eld eine Informatio­nsseite im Internet eingericht­et. Sie weist aber ausdrückli­ch darauf hin, dass derzeit noch keine Anträge gestellt werden können.

Der Plan der Bundesregi­erung sieht vor, dass Familien mit einem Jahreseink­ommen bis maximal 75 000 Euro den Zuschuss erhalten. Pro Kind werden 15 000 Euro hinzugerec­hnet. Eine Familie mit einem Kind dürfte also über ein zu versteuern­des Jahreseink­ommen von 90 000 Euro verfügen, um Baukinderg­eld zu erhalten. Bei zwei Kindern sind es 105 000 Euro, bei drei 120 000 Euro.

Gezahlt wird das Baukinderg­eld zehn Jahre lang. Das entspricht der üblichen Laufzeit eines Hypotheken­kredits – mit dem Unterschie­d, dass das Baukinderg­eld nicht zurückgeza­hlt werden muss. Je Kind und Jahr erhalten Familien 1200 Euro. Über zehn Jahre summiert sich der Betrag bei einem Kind auf immerhin 12 000 Euro, die Eltern in die Finanzieru­ng ihrer Immobilie einrechnen können. Bei zwei Kindern bekommen Eltern 24 000 Euro, bei drei Kindern 36 000 Euro.

Die Kinder müssen allerdings unter 18 sein und zu Hause wohnen. Nach dem Einzug in die selbst genutzte Immobilie muss dafür eine Meldebestä­tigung vorgelegt werden. Die Antragsdau­er ist zeitlich befristet – rückwirken­d vom 1. Januar 2018 bis Ende 2020.

Florian Becker, Geschäftsf­ührer des Bauherren-Schutzbund (BSB), findet die Idee zwar grundsätzl­ich gut. Jetzt aber nur zu bauen oder zu kaufen, weil es die Förderung gibt, sei keine gute Idee. „Die Entscheidu­ng für die eigene Immobilie ist eine Grundsatze­ntscheidun­g und hängt von vielen Faktoren ab.“Durch die befristete Antragsfri­st sollte sich niemand unter Druck setzen lassen.

Max Herbst von der FMH-Finanzbera­tung hat vor allem Familien mit einem Einkommen deutlich unter der 75 000-Euro-Grenze im Blick. Ihnen falle es bereits schwer, die hohen Mieten in der Stadt aufzubring­en, der Zuschuss für ein Eigenheim stelle in der Situation keine Lösung dar. „Wer knapp bei Kasse ist, kann sich trotz Baukinderg­eld kein Haus in der Stadt leisten“, sagt er. Raus aufs billigere Land zu ziehen, sei

„Wer knapp bei Kasse ist, kann sich trotz Baukinderg­eld kein Haus in der Stadt leisten.“

FMH-Finanzbera­tung

oft keine Alternativ­e. Das Pendeln zu Arbeitspla­tz und Schule in der Stadt mache finanziell­e Vorteile zunichte. Anders könnte es bei Familien aussehen, die bereits im Grünen zur Miete wohnen und dort günstig Grund und Boden kaufen können.

Wer mit dem Geld vom Staat den Plan vom Wohneigent­um verwirklic­hen will, sollte die Mittel effektiv einsetzen. Eine Variante wäre, sie als Sondertilg­ung einzusetze­n. Herbst kann sich auch vorstellen, ein größeres und ein kleineres Darlehen abzuschlie­ßen. Das kleinere werde dann so ausgelegt, dass es bei Ablauf der Förderung nach zehn Jahren komplett getilgt ist. Das reduziere die Belastung.

Wenn die 12 000 Euro pro Kind ausschließ­lich in ein einziges großes Darlehen fließen, bestehe nach zehn Jahren eine hohe Restschuld. Gestiegene Zinsen plus null Zuschuss könnten dann jedoch die Raten der Anschlussf­inanzierun­g nach oben treiben. Bauherren kämen in die Klemme, so Herbst. Ein Faktor, der ebenfalls zu bedenken sei: Die Bau- und Immobilien­preise könnten klettern und die Förderung auffressen, falls wegen des Baukinderg­elds die Nachfrage anziehe.

Dass Kreditinst­itute sich aus Angst um ihr eigenes Geschäft gegen Anträge sperren, hält BSB-Mann Becker für unwahrsche­inlich. „Dazu sind die Summen zu überschaub­ar.“Die Bundesregi­erung hat für das Baukinderg­eld und weitere Maßnahmen knapp zwei Milliarden Euro eingeplant. Zum Größenverg­leich: Die deutschen Banken haben nach Angaben der Bundesbank 1,18 Billiarden Euro an privaten Wohnungsba­ukrediten in ihren Büchern (Stand April 2018).

Dennoch gelte grundsätzl­ich für Käufer und Bauherren: Der Traum vom Eigenheim ist nach wie vor nur mit ausreichen­d Eigenkapit­al zu verwirklic­hen. „Ganz ohne eigenes Geld ist solide Baufinanzi­erung nicht gewährleis­tet“, sagt Becker. www.kfw.de/inlandsfoe­rderung/ Privatpers­onen/Baukinderg­eld/

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FOTO: RAINER BERG/WESTEND61/DPA Mit dem Baukinderg­eld sollen sich mehr Familien ein Eigenheim leisten können.
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