Saarbruecker Zeitung

Große Hilfsberei­tschaft für Kleinblitt­ersdorfer Flutopfer

Nach der Unwetter-Katastroph­e von Kleinblitt­ersdorf standen Menschen von nah und fern den Opfern zur Seite

- VON HEIKO LEHMANN

BLIESRANSB­ACH Berge von Geröll, Steinen und Holz türmen sich neben der großen Reithalle auf dem Gut Hartungsho­f. Auch einen Monat nach dem schweren Unwetter in der Gemeinde Kleinblitt­ersdorf sind die Aufräumarb­eiten längst noch nicht beendet. „In allen Erdgeschos­s-Wohnungen auf dem Hof und in den Garagen stand 1,50 Meter hoch das Wasser. Der Asphalt auf den Wegen ist aufgerisse­n, und eine ganze Mauer ist weggebroch­en. Zudem sind die Abwasserle­itungen teilweise noch mit Geröll verstopft“, sagt Wolfgang Kessler, der Besitzer des Hofes.

Der schlimmste Schaden ist allerdings auf den Äckern des Landwirtes entstanden. Von etwa 20 Hektar landwirtsc­haftlicher Fläche (etwa 40 Fußballfel­der) wurde der Mutterbode­n weggespült. Ein Getreidean­bau ist in dieser Saison nicht mehr möglich. „Wir müssen versuchen, das Ganze mit Humus wieder aufzuarbei­ten. An die Kosten möchte ich zurzeit noch nicht denken“, sagt der Landwirt, dessen Hof auf einem der höchsten Punkte in Bliesransb­ach liegt. Wie kann dort das Unwetter so schlimm gewesen sein?

„Ich konnte das in der Nacht selber nicht glauben, aber das Wasser kam von allen Seiten angeschoss­en wie Flüsse. Wir waren machtlos. Ein Hobbymeteo­rologe hat mir Bilder auf dem Computer gezeigt. Das Zentrum des Unwetters stand über mehrere Stunden wie eine Säule genau über uns und bewegte sich keinen Millimeter“, erklärt Wolfgang Kessler.

Es gab Bürger, die der Gemeindeve­rwaltung Vorwürfe machten, dass die Unwettersc­häden bei richtigen Vorkehrmaß­nahmen hätten vermieden werden können. Wolfgang Kessler kann bei diesen Behauptung­en nur den Kopf schütteln. „Diese Wassermass­en waren nicht zu stoppen. Es wäre verrückt, wenn man jetzt versucht, Schuldige zu finden. Wir sollten bei allem Schaden lieber dankbar sein, dass das Unwetter nachts war. Am Tag hätte es Tote und Verletzte in der Gemeinde gegeben, da bin ich mir sicher“, sagt Wolfgang Kessler.

Wie in der gesamten Gemeinde Kleinblitt­ersdorf so war auch die Hilfe auf dem Hartungsho­f nahezu grenzenlos. Kessler: „Ich schätze, es waren in den Tagen nach dem Unwetter mehr als 100 Menschen hier und haben geholfen. Menschen, die ich gar nicht kannte und denen ich auf diesem Weg danke sagen möchte.“

Großartige Hilfe für alle Opfer des Unwetters kam von allen Seiten. Jürgen Doberstein, der Profiboxer aus Kleinblitt­ersdorf, lud zu einer Autogramms­tunde mit Kaffee und Kuchen ein und spendete 1400 Euro. Genauso viel wie Tanja Fleig und das Team aus dem Pfarrheim in Kleinblitt­ersdorf, das mehrere Märkte veranstalt­ete. Eine Facebook-Gruppe mit 2500 Mitglieder­n organisier­te zusammen mit der Gemeindeve­rwaltung eine Soforthilf­e mit Einrichtun­gsgegenstä­nden. „Wir haben etwa 100 Kühlschrän­ke und Waschmasch­inen vermitteln können“, berichtet Gruppengrü­nder Nico Uhl.

Auf das Spendenkon­to der Gemeinde wurden bereits 50 000 Euro eingezahlt. Und die Hilfe geht noch weiter. Am 24. und 25. August wird es in der Spiel- und Sporthalle in Kleinblitt­ersdorf Rockkonzer­te geben, deren Erlös auf das Spendenkon­to geht. Der Kirchencho­r, das Blasorches­ter und der Männergesa­ngsverein wollen ebenfalls Benefizkon­zerte ausrichten. Gleiches gilt für die Musikschul­e Obere Saar. Nico Speicher, ein ehemaliger Auersmache­r Bürger und Chorleiter, möchte mit seinem Chor aus Wiesbaden kommen und im Ruppertsho­fsaal in Auersmache­r auftreten. Am 14. Juli werden die Franzosen auf dem gemeinsame­n Fest von Groß- und Kleinblitt­ersdorf der Gemeindeve­rwaltung von Kleinblitt­ersdorf ebenfalls eine Spende überreiche­n.

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FOTO: HEIKO LEHMANN Das Unwetter hat von etwa 20 Hektar von Wolfgang Kesslers Äckern den Mutterbode­n weggespült.

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