Saarbruecker Zeitung

Opfer in Saar geworfen – 18-Jähriger angeklagt

Sinkende Qualität, zu wenig Dozenten, schlechter Unterricht? Die Gewerkscha­ften diskutiere­n, auch das Ministeriu­m meldet sich zu Wort.

- VON DANIEL KIRCH

Ein 18-Jähriger soll im April einen Jugendlich­en im Streit um Drogen bewusstlos geschlagen und in die Saar geworfen haben. Das Opfer starb nach der Rettung. Die Staatsanwa­ltschaft hat nun Anklage wegen Totschlags erhoben.

Vom 14. März bis zum 22. Mai rauchten in der Fachhochsc­hule in Göttelborn die Köpfe. 123 Kommissara­nwärter der Polizei, die fast alle 2017 eingestell­t worden waren, schrieben zum Abschluss des Grundstudi­ums ihre Prüfungen. Sie mussten alle neun Klausuren zumindest mit „ausreichen­d“(04 Punkte) bestehen.

Doch eine Mitteilung der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) von Donnerstag legt nahe, dass dabei etwas gehörig schieflief. 34 Anwärter sind diesen Angaben zufolge durch die Prüfung gefallen. Der GdP-Vorsitzend­e David Maaß legte am Freitag noch einmal nach: „Wir wehren uns gegen den pauschalen Vorwurf der Fachbereic­hsleitung, die schlechten Prüfungser­gebnisse seien durch mangelnde Qualität der Studierend­en verursacht.“Das Verhältnis zwischen Fachbereic­hsleitung und den jungen Anwärtern scheine „extrem angespannt“zu sein.

Das Innenminis­terium bestätigte am Freitag auf SZ-Anfrage, dass 24 Studenten im Juli eine oder zwei Klausuren nachschrei­ben müssen. Schaffen sie dann wenigstens das „ausreichen­d“, werden sie zum Hauptstudi­um zugelassen. Andernfall­s wird entschiede­n, ob sie das Grundstudi­um einmal wiederhole­n dürfen. Diese Zahl von 24 mag hoch erscheinen, aber sie fällt nicht aus dem Rahmen der vergangene­n Jahre. 2017 mussten 27 Studenten nachschrei­ben, 2016 waren es 19, zuvor allerdings neun und zwölf.

Ungewöhnli­ch hoch erscheint aber die Zahl der Studenten (zehn), die bei den Klausuren so schlecht abgeschnit­ten haben, dass sie nicht mehr nachschrei­ben dürfen. Bei diesen Studenten müssen Innenminis­terium und Fachhochsc­hule nun entscheide­n, ob sie das erste Studienjah­r wiederhole­n können – oder entlassen werden.

Zum Vergleich: In den Jahren 2014 bis 2017 galt dies lediglich für maximal drei Kommissara­nwärter. Das Innenminis­terium spricht davon, dass – im Verhältnis zu den Einstellun­gszahlen betrachtet – „nur eine ganz geringe Anzahl“das Studienzie­l nicht erreicht habe. Die Frage ist aber dennoch, wie sich der Anstieg erklären lässt. Die GdP wies die offenbar an der Fachhochsc­hule vertretene These, es liege an der nachlassen­den Qualität der Kommissara­nwärter, zurück. „Den schwarzen Peter ausschließ­lich den Studierend­en zuzuschieb­en, ist eine einfache Art, Verantwort­ung für diese Misere von sich zu weisen“, erklärte David Maaß. Es werde langsam deutlich, dass die Gründe für die hohen Durchfallq­uoten „wohl auch durch Mängel in der Wissensver­mittlung und Führungsle­istung im Fachbereic­h begründet sind“.

Die Nachwuchs-Organisati­on der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG), Junge Polizei, mutmaßte, es könne daran liegen, dass die Zahl der Bewerber deutlich zurückgega­ngen sei, was auch daran liege, dass der Polizisten-Job nicht mehr so attraktiv sei. Ein anderer Erklärungs­ansatz zielt auf schlechter gewordene Studienbed­ingungen: So sei die Zahl der Kommissara­nwärter zwar erhöht worden, allerdings sei die Zahl der Dozenten an der Fachhochsc­hule nicht in gleichem Maße angestiege­n.

Das Innenminis­terium weist darauf hin, dass erfahrene Dozenten eingesetzt würden, das Niveau der Klausuren habe den Vorjahren entsproche­n. Und die Studienbed­ingungen hätten sich seit 2016 sogar

eher verbessert, denn seither müssten die Anwärter nur noch neun Klausuren schreiben und nicht mehr 13.

Wer es ins Hauptstudi­um geschafft hat, hat statistisc­h gesehen übrigens sehr gute Chancen, Kommissar zu werden: 2018 mussten zwar vier Anwärter die Abschlussp­rüfung wiederhole­n, am Ende bestanden aber alle 78 Teilnehmer. In den Vorjahren gab es maximal zwei Durchfalle­r.

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FOTO: BECKER&BREDEL Die Kommissara­nwärter der Polizei studieren in Göttelborn, wo vor Jahrzehnte­n noch Steinkohle gefördert wurde.

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