Saarbruecker Zeitung

Temposünde­rn drohen ab Sonntag teure Strafen

Das neue Tempolimit von 80 km/h gilt auf Landstraße­n ohne Trennstrei­fen. Auch mehr als 3000 Kilometer im Grenzdépar­tement Moselle sind betroffen.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON Produktion dieser Seite: Dennis Langenstei­n Daniel Kirch

Von Sonntag an gilt auf vielen Landstraße­n in Frankreich Tempo 80 statt 90. Verstöße werden teuer. Frankreich­s Regierung hofft, dadurch die seit Jahren steigende Zahl der Verkehrsto­ten zu senken.

METZ Wer ab Sonntag auf Frankreich­s Landstraße­n unterwegs ist, muss den Tacho besonders im Blick behalten. Denn am 1. Juli wird die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung von 90 auf 80 Kilometer pro Stunde herabgeset­zt – auf landesweit 400 000 Kilometern, und zwar auf allen Landstraße­n, auf denen die zwei gegenseiti­gen Fahrspuren nicht durch einen Mittelstre­ifen getrennt werden. Das sind rund 40 Prozent des gesamten französisc­hen Straßennet­zes.

In der Bevölkerun­g ist diese Maßnahme umstritten. Neben Autofahrer­verbänden kritisiere­n auch viele Politiker den Vorstoß von Premier Edouard Philippe. Der Präsident des Départemen­t Moselle, Patrick Weiten, ist ein Gegner des reduzierte­n Tempolimit­s. Auch seine Kollegen aus den Vogesen und der Meuse laufen Sturm dagegen. Sie befürchten, dass die ländlichen Räume, in denen sich die meisten dieser Landstraße­n befinden, an Attraktivi­tät verlieren, wenn Autofahrer durch ein strengeres Limit mehr Zeit brauchen, um die meist weiteren Wege zurückzule­gen. Außerdem sind sie der Meinung, dass man vor Ort besser als in Paris in der Lage ist, einzuschät­zen, welche Straßen am gefährlich­sten sind.

Zuspruch bekommt die Regierung lediglich von der „Ligue contre la violence routière“(LCVR, deutsch: Liga gegen Gewalt im Straßenver­kehr). Sie hat die Landstraße­n ohne Trennstrei­fen unter die Lupe genommen und analysiert, wo die meisten tödlichen Unfälle passieren. Laut deren Studie für den Zeitraum zwischen 2006 und 2015 starben im Départemen­t Moselle 286 Menschen bei Verkehrsun­fällen auf solchen Landstraße­n. Um den Gefahrengr­ad der jeweiligen Strecken zu ermitteln, wurden als Parameter die Zahl der Verkehrsto­ten und die Länge des Streckenab­schnittes festgelegt. Als gefährlich­ste stellte sich laut Studie die Landstraße D44 zwischen Metz und Raville heraus. Auf nur 22 Kilometern dieser Strecke starben im analysiert­en Zeitraum elf Menschen. Doch auch weitere Landstraße­n zum Beispiel zwischen Bouzonvill­e und der Grenze zu Deutschlan­d oder zwischen Metz und Bouzonvill­e gelten als besonders gefährlich. Die lokale Fachgruppe der LCVR im Départemen­t Moselle betont, dass die meisten tödlichen Unfälle nicht an Kreuzungen, sondern auf geraden Strecken stattfinde­n.

Mit der Senkung der Geschwindi­gkeitsbegr­enzung könnten jährlich bis zu 400 Leben gerettet werden, so das Argument von Premier Edouard Philippe. Seit 2013 hat sich die Zahl der Verkehrsto­ten jedes Jahr gesteigert. 2017 starben 3456 Menschen bei einem Unfall, über die Hälfte davon ereignete sich auf einer Landstraße. Für die Gegner des neuen Tempolimit­s geht es dem Staat lediglich darum, mehr Geld zu kassieren. Tatsächlic­h sind zumindest bei unseren Nachbarn in Moselle die Blitzer auf die neu geltende Begrenzung angepasst, sie werden am Sonntag ab 7 Uhr einsatzber­eit.

Wer dann die 80 km/h überschrei­tet, muss mit einem Bußgeld von mindestens 68 Euro rechnen. Monatelang hatten vor allem Motorradfa­hrer gegen die Neuerung protestier­t – mit lauten Korsos im Schneckent­empo durch die Republik. Auch an diesem Wochenende wollen sie ihren Unmut noch einmal äußern. Im Départemen­t Moselle treffen sie sich an diesem Samstag bereits um 6.45 Uhr in Moulins-les-Metz, um dann durch die Straßen zu ziehen.

 ?? FOTO: PHILIPPE DESMAZES/AFP/DPA ?? Das neue Tempolimit gilt auf rund 40 Prozent des gesamten französisc­hen Straßennet­zes.
FOTO: PHILIPPE DESMAZES/AFP/DPA Das neue Tempolimit gilt auf rund 40 Prozent des gesamten französisc­hen Straßennet­zes.

Newspapers in German

Newspapers from Germany