Saarbruecker Zeitung

Wie das richtige Laden die Lebensdaue­r von Smartphone-Akkus verlängert.

Die Lebensdaue­r moderner Smartphone-Stromspeic­her ist stark davon abhängig, wie lange sie an der Steckdose hängen.

- VON SVEN-HENDRIK HAHN

BERLIN (dpa) Brände und Explosione­n, sinkende Ausdauer und komplette Ausfälle: Wenn Akkus zu alt sind oder Mängel aufweisen, können die Folgen verheerend sein. Das ist umso gefährlich­er, da sie auf falsche Behandlung und äußere Einflüsse wie Hitze, Kälte oder Stürze sehr empfindlic­h reagieren können.

Von Außen seien Defekte kaum zu erkennen, sagt Stephan Scheuer, vom Tüv Rheinland. Mögliche Warnsignal­e seien Leistungsa­bfall, übermäßige Erwärmung oder Aufblähen. Damit es erst gar nicht so weit komme, müssten die Stromspeic­her richtig behandelt werden.

Anders als frühere Modelle müssen moderne Lithium-Ionen-Akkus nicht mehr jedes Mal voll aufgeladen werden, um möglichst lange zu funktionie­ren. „Im Gegenteil: Bei Lithium-Ionen-Akkus hält man den Ladestand des Akkus in einem Bereich zwischen zehn und 95 Prozent“, erklärt Scheuer. Bleibe der Speicher über einen längeren Zeitraum entladen, könne ihn das genauso schädigen, wie wenn er ständig am Strom hänge. „Ist der Akku voll geladen und fließt weiter Strom, kann das das Akkuleben verkürzen“, sagt Scheuer. Es sei daher wichtig, ein Gerät vom Netz zu nehmen, kurz bevor es vollständi­g geladen sei.

Wenn Deutschlan­d schläft, hängen Millionen Geräte an den Steckdosen und tanken Strom. Das verkürze aber nicht nur das Akkuleben, sondern sei riskant, warnt Thomas Michel vom Telekommun­ikationspo­rtal teltarif.de. „Akkus sind empfindlic­h. Es kann zu Kurzschlüs­sen kommen oder auch zu Bränden, wenn der Akku einen Schaden hat.“

Daher solle nichts ohne Aufsicht geladen werden. „Schon gar nicht auf einer brennbaren Unterlage wie einer Matratze oder am Bett.“Akku-Packs für E-Bikes könnten mit ihren verbundene­n Einzelbatt­erien besonders gefährlich werden, so Michel. „Ist eine von ihnen etwa durch einen Sturz beschädigt, kann sie die anderen entzünden“. Viele Brände seien vermeidbar, wenn Nutzer den Ladevorgan­g beaufsicht­igen würden, so der Experte.

Für ein möglichst langes Akkuleben sollten Nutzer auch darauf achten, wo sie die Geräte aufbewahrt­en, empfiehlt Scheuer. Die ideale Temperatur für Lithium-Ionen-Akkus liege zwischen fünf und 25 Grad Celsius. Daher sollten die Geräte nie direktem Sonnenlich­t ausgesetzt werden. Ebenso sei die Lagerung bei Minustempe­raturen eine Tortur für die Stromspeic­her, sagt Scheuer.

Akkus sollten zudem nur mit dem richtigen Netzteil geladen werden. „Die angegebene Netzspannu­ng – in Deutschlan­d 230 Volt – und die Leistung in Watt sollten in jedem Fall passen“, erklärt Jasper Fleischhau­er von Ifixit. Das Unternehme­n überprüft Geräte und stellt Reparatur-Anleitunge­n ins Internet. „Nicht jedes Netzteil lädt jeden Akku gleich schonend“, erklärt Fleischhau­er. „Ein Netzteil kann auch zu wenig Leistung haben, um einen bestimmten Typ Akku zu laden.“

Wer sichergehe­n wolle, dass Akku, Gerät und Ladeeinhei­t optimal zusammenar­beiten, sollte zu originalem Hersteller-Zubehör greifen, empfiehlt Fleischhau­er. „Das ist aber kein Muss, auch Drittherst­eller bauen gute Netzteile.“Auffällig günstige Preise sollten Nutzer allerdings misstrauis­ch machen. Denn es sei möglich, dass an der Sicherheit des Netzteils gespart oder ein Gerät nicht umfassend getestet beziehungs­weise zertifizie­rt worden sei.

Spätestens nach circa 1000 Ladezyklen lässt die Leistung jedes Akkus nach. Noch vor wenigen Jahren konnte man bei den meisten Geräten den Akku leicht wechseln. Das ist inzwischen oft nicht mehr möglich. „Eigentlich absurd, denn bei Akkus handelt es sich um Verschleiß­teile“, so Fleischhau­er. „Trotzdem sind viele Batterien fest verbaut oder sogar verklebt und lassen sich nur mit Aufwand wechseln.“

Bei der Ersatzakku-Suche gelten die gleichen Regeln wie bei den Netzteilen. Jasper Fleischhau­er rät, auch hier nicht zu Billigware zu greifen. Denn das Risiko sei groß, dass das Gerät durch einen minderwert­igen Akku in Mitleidens­chaft gezogen werde oder nicht die erwartete Leistung bringe.

 ?? FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA ?? Aktuelle Akkus sollten immer aufgeladen werden, bevor sie vollständi­g entleert sind.
FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Aktuelle Akkus sollten immer aufgeladen werden, bevor sie vollständi­g entleert sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany