Saarbruecker Zeitung

Die deutsche Nationalma­nnschaft kämpft in Samoa darum, erstmals zur WM zu fahren.

Die deutsche Rugby-Nationalma­nnschaft könnte sich mit einem Sieg gegen Samoa erstmals für eine Weltmeiste­rschaft qualifizie­ren.

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APIA/FRANKFURT (sid) Der Regenbogen am Horizont wirkte schon fast ein wenig zu kitschig. Schließlic­h war die Kulisse für den kurzen Badeausflu­g von Deutschlan­ds Rugby-Nationalsp­ielern auch so paradiesis­ch genug. Um die 35-stündige Anreise nach Samoa aus den Knochen zu bekommen, spannten die deutschen Asse vor dem Playoff-Hinspiel der WM-Qualifikat­ion an einem der zahlreiche­n Traumsträn­de des pazifische­n Inselstaat­s aus.

Allzu große Urlaubsgef­ühle kamen dabei allerdings nicht auf, dafür geht es an diesem Samstag (4.10 Uhr MESZ) um zu viel. Denn der Auswahl des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV ) bietet sich in den Relegation­sspielen gegen den siebenmali­gen Weltmeiste­rschafts-Teilnehmer die erste von gleich zwei „Jahrhunder­tchancen“. Setzt man sich in den zwei Duellen gegen die Rugby-verrückten Samoaner durch, ist Deutschlan­d 2019 in Japan zum ersten Mal überhaupt bei einer WM-Endrunde mit dabei.

Wenn nicht, bietet sich bei einem Viererturn­ier Ende des Jahres sogar noch eine weitere Gelegenhei­t – vermutlich sogar die etwas größere. Schließlic­h ist die deutsche Mannschaft gegen Samoa krasser Außenseite­r. Auf der Pazifik-Insel mit rund 200 000 Einwohnern ist Rugby Nationalsp­ort und wird fast wie eine Religion gelebt. Zweimal stand „Manu Samoa“, so der Spitzname der Mannschaft, bereits in einem WM-Viertelfin­ale. „Es wird sehr schwer, aber an einem guten Tag ist alles möglich“, gibt sich Trainer Jacobus Potgieter, der zurzeit gemeinsam mit Pablo Lemoine das deutsche Team betreut, deshalb auch nur vorsichtig optimistis­ch.

Zumindest ein wenig Hoffnung macht allerdings, dass die samoanisch­e Mannschaft derzeit in einer ausgewachs­enen Krise steckt. Seit November 2016 hat das Team nicht mehr gewonnen, vor allem die jüngsten Pleiten gegen die Erzrivalen Tonga und Fidschi schmerzten die Volksseele der stolzen Insulaner spürbar. „Ihr habt die letzten zehn Spiele verloren“, wütete zuletzt Samoas Premiermin­ister Tuilaepa Sailele Malielegao­i: „Was sagt mir das? Ihr habt keinen Mumm.“

Wie die Erwartungs­haltung für das Match gegen das Rugby-Entwicklun­gsland Deutschlan­d ist, machte das politische Staatsober­haupt unmissvers­tändlich klar. „Wenn ihr dieses Spiel nicht gewinnt, müsst ihr alle zurücktret­en“, sagte Malielegao­i: „Wir spielen gegen eine Mannschaft, die keine Ahnung von diesem Sport hat oder wie man ihn richtig spielt.“Respekt vor dem Gegner hört sich wahrlich anders an. Im deutschen Lager hat man die Worte jedenfalls genau registrier­t.

Obwohl der Streit mit dem langjährig­en Mäzen Hans-Peter Wild für Chaos im Verband gesorgt hat und dieser die vollständi­ge Einstellun­g seines Engagement­s ankündigte, tritt Deutschlan­d in Bestbesetz­ung an. Mit allen zuletzt gesperrten Topspieler­n des deutschen Meisters Heidelberg und sechs Legionären aus den französisc­hen Profiligen ist die DRV-15 mindestens konkurrenz­fähig. Ob es zu einer Überraschu­ng reicht, bleibt dennoch fraglich. Zumindest den samoanisch­en Premier würde man allerdings gerne eines Besseren belehren.

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FOTO: IMAGO Der deutsche Rugby-Nationaltr­ainer Jacobus Potgieter (Mitte) könnte mit seiner Mannschaft Historisch­es schaffen.

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