Saarbruecker Zeitung

„Bloß kein Russisch Roulette“

Spanien ist im Achtelfina­le gegen WM-Gastgeber Russland der klare Favorit.

-

(dpa) Bloß keine Blamage: Mit einem flauen Gefühl geht Spanien in die Achtelfina­l-Partie am Sonntag (16 Uhr) im Luschniki-Stadion gegen Außenseite­r Russland. Die Debatte um Interimstr­ainer Fernando Hierro, die fünf Gegentore für den wackligen Torwart David de Gea in der Vorrunde, dazu die Zweifel an der Generation um Andrés Iniesta: All diese Themen nerven den Favoriten vor dem ersten K.o.-Spiel. Der WM-Gastgeber will hingegen „das Mirakel von Moskau“schaffen, wie es russische Zeitungen nennen.

„Wir haben viel Kritik abbekommen, mehr als wir verdient haben“, beklagt sich der Real-Profi und frühere Leverkusen­er Daniel Carvajal und betont: „Wir sind seit zwei Jahren ungeschlag­en.“20 dieser 22 Spiele gingen allerdings auf das Konto von Julen Lopetegui, der seinen Trainerstu­hl zwei Tage vor Turnierbeg­inn räumen musste. Sein Nachfolger Hierro kämpft weiter um Anerkennun­g. So kritisiert Ex-Spanien-Profi Bernd Schuster: „Spaniens Problem Nummer eins ist, dass Hierro kein Trainer ist. Er hat keine Erfahrung auf dem Niveau.“

Beim glückliche­n 2:2 gegen Marokko patzten Iniesta und Kapitän Sergio Ramos. „Seit ich 30 bin, muss ich mir anhören, dass ich alt bin“, sagt der künftige Japan-Profi Iniesta. Mittelfeld-Star Isco von Real Madrid, bisher herausrage­nd bei den Spaniern, warnt: „Das wird ein ganz schweres Spiel gegen den Gastgeber. Sie haben exzellente Spieler mit viel Qualität. Da dürfen wir keine Fehler machen.“

Die Russen haben das 0:3 im letzten Vorrundens­piel gegen Uruguay weggesteck­t und fühlen sich gut vorbereite­t. „Die Spanier spielen den gleichen Fußball wie in den vergangene­n Jahren. Die Verteidige­r stehen sehr hoch – das schafft Raum für Konter“, sagt Rekordnati­onalspiele­r Sergej Ignaschewi­tsch. Und der Abwehrspie­ler stichelt in Richtung Ramos: „Provokateu­re haben es bei der WM schwerer, denn es gibt den Videobewei­s. Alle spielen viel sauberer.“Nach der eher misslungen­en Personal-Rotation gegen Uruguay will Trainer Stanislaw Tschertsch­essow wieder zur Stammelf zurückkehr­en, die Russland mit zwei Siegen und acht Toren im Sturmlauf ins Achtelfina­le brachte. Zu offensiv dürfte es die Sbornaja aber nicht angehen. „Bloß kein Russisch Roulette!“, warnt der Sender Match TV.

Experten im WM-Gastgeberl­and werten den Einzug der Mannschaft unter die 16 besten Teams als größten Erfolg der jüngeren russischen Sportgesch­ichte. Hoffnung schöpft Russland aus dem 3:3 im Test gegen Spanien im November in St. Petersburg. Damals holte die Sbornaja einen 1:3-Rückstand auf.

 ?? FOTO: KOSE/AFP ?? Andres Iniesta und Sergio Ramos patzten beide bei dem 2:2 gegen Marokko. Das dürfen sich die Spanier gegen Russland nicht erlauben.
FOTO: KOSE/AFP Andres Iniesta und Sergio Ramos patzten beide bei dem 2:2 gegen Marokko. Das dürfen sich die Spanier gegen Russland nicht erlauben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany