Saarbruecker Zeitung

Journalist­en-Morde aus Rache

Amokläufer tötet bei Attacke auf US-Zeitungsre­daktion in Maryland fünf Menschen – Kritiker geben Trump Mitschuld.

-

um den Ermittlern die Arbeit zu erschweren. Für Polizeiche­f William Krampf steht jedoch schnell fest, dass die Tat geplant war.

Was ihn zu seiner Wahnsinnst­at trieb, glaubt man früh zu ahnen. Der Computerex­perte nahm der Zeitung übel, was sie im Juli 2011 über ihn geschriebe­n hatte. Unter der Überschrif­t „Jarrod möchte dein Freund sein“schilderte einer ihrer Redakteure, wie Ramos vergebens die Nähe einer Frau suchte. Zunächst Fotograf der „Capital Gazette“

während des Anschlags

versuchte er per Freundscha­ftsanfrage auf Facebook Kontakt zu ihr aufzunehme­n. Als sie ihm die kalte Schulter zeigte, wurde er aufdringli­cher. So hatte es die Kolumne skizziert, worauf er Klage einreichte: Man habe seinen Ruf zerstört und obendrein seine Privatsphä­re verletzt. Er verklagt die Zeitung und scheitert in zwei Instanzen. Nach der Tat berichten die Journalist­en von Drohungen.

Am Donnerstag um 14.40 Uhr Ortszeit macht er Ernst. Augenzeuge­n wie Phil Davis sprechen nach der Tat von einer „Kriegszone“: „Es gibt nichts Schlimmere­s, als diese Schüsse zu hören und wie der Täter neue Munition lädt.“Ein Fotograf gibt seine Gedanken später so wieder: „Ich kann nicht begreifen, dass heute der Tag ist, an dem ich sterben werde.“Der Mann überlebt unverletzt. Doch andere haben dieses Glück nicht. Wie der 61-jährige Gerald Fishman, Leiter der Meinungsse­ite. Oder Sportredak­teur John McNamara. Die beiden Männer hingegen, die in das Gerichtsve­rfahren mit Ramos verwickelt waren, arbeiten längst nicht mehr bei dem Blatt.

US-Präsident Donald Trump verkündet kurz nach der Tat über Twitter, seine Gedanken seien bei den Opfern und Familien. Redaktione­n führender Zeitungen in New York und Washington verstärken die Sicherheit­svorkehrun­gen. Gleichzeit­ig entbrennt die Debatte, ob das vergiftete politische Klima zu dem Amoklauf beigetrage­n haben könnte. Die schärfsten Worte findet auf Twitter der Produzent der Erfolgsser­ie „The Wire“, David Simon: „Blut heute in einer Redaktion,“schreibt Simon an Trump gerichtet, „bist Du stolz, du bösartiger faschistis­cher Hurensohn?“Die Demokratin Randi Weingarten postet: „Ein Alptraum. Die Dämonisier­ung der Presse hat zu Schüssen auf die Presse geführt.“

„Ich kann nicht begreifen, dass heute der Tag ist, an dem ich sterben werde.“

 ?? FOTO:LOEB/AFP ?? Großes Polizeiauf­gebot am Eingang der Lokalzeitu­ng „Capital Gazette“in Annapolis: Dort tötete am Donnerstag­nachmittag ein Mann mehrere Journalist­en. Die Ermittler vermuten einen Akt der Vergeltung.
FOTO:LOEB/AFP Großes Polizeiauf­gebot am Eingang der Lokalzeitu­ng „Capital Gazette“in Annapolis: Dort tötete am Donnerstag­nachmittag ein Mann mehrere Journalist­en. Die Ermittler vermuten einen Akt der Vergeltung.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany