Kompakte Familien-Kombis mit viel Kraft
Astra, Golf und Octavia strecken sich in Richtung Mittelklasse. Sie punkten nicht nur beim Platzangebot und dem Kofferraum.
SAARBRÜCKEN Was beim Kombi zählt, ist das Raumangebot. In unserem Vergleich zwischen Skoda Octavia Combi, Opel Astra Sports Tourer und VW Golf Variant führt bei der reinen Kofferraumgröße der Octavia mit 610 bis 1740 Liter knapp vor dem VW Golf Variant. Dessen Maximalwert verpasst der in der Außenlänge um zehn Zentimeter kürzere VW Golf Variant (4,57 Meter) um 120 Liter. Dahinter rangiert im Trio der Opel Astra Sports Tourer, der hinter der Heckklappe 540 Liter, nach Umklappen der dreigeteilten Rücksitzlehnen (340 Euro Aufpreis) jedoch bis zu 1630 Liter unterbringt. Das sind dann sogar zehn Liter mehr als beim Golf.
Doch Volumen ist nicht alles. Die mögliche Zuladung ist beim Astra in der gefahrenen Version etwas höher. Sie liegt bei 560 Kilogramm, während man sich bei den Kombi-Versionen von Octavia und Golf mit rund 520 Kilo begnügen muss. Für den Astra lässt sich eine elektrisch öffnende Heckklappe ordern. Auf eine der bekannt cleveren Lösungen bei Skoda weist der variable Ladeboden (190 Euro Aufpreis) hin. Für längere Gegenstände bieten Octavia Combi und Golf Variant eine Durchlade-Luke.
Im Innenraum haben Skoda und Astra die luftigsten Platzverhältnisse. Fondpassagiere müssen beim Golf Abstriche hinnehmen, die nicht nur durch die kürzere Außenlänge, sondern eher noch durch den kürzeren Radstand bedingt sind. Vorn gibt es bei allen Dreien keine Klagen, im Gegenteil, die Sitze sind bequem und langstreckentauglich. Weniger gut geraten ist die Übersichtlichkeit nach hinten, doch da schaffen die Opelaner in der Ausstattungsstufe Innovation Abhilfe, zumindest beim Rangieren. In Kombination mit dem Turbobenziner gibt es die Rückfahrkamera serienmäßig. Für 26 120 Euro ist der Astra-Kombi bei vergleichbarer Ausstattung rund 2500 Euro günstiger als der Golf Variant.
Der Skoda Octavia Combi 1.5 TSI Style sortiert sich mit 27 330 Euro bei den Preisen in der Mitte des Trios ein. An Bord ist vieles, was man braucht bis hin zum serienmäßigen Notbremsassistenten. Extras sind meist günstiger als beim Golf Variant 1.5 TSI ACT Highline, dessen Preis mit 28 550 Euro auch insgesamt höher liegt.
Wie im Segment üblich, setzen alle drei Kontrahenten auf Frontantrieb. Bei den Fahreigenschaften gibt sich der Octavia Combi dank Adaptivfahrwerk komfortabel und rollt geschmeidig ab. Wer will, kann ihn flott bewegen. Die Lenkung reagiert präzise und mit guter Rückmeldung, auf die Bremsen kann man sich verlassen. Die Antriebseinheit mit Sechsgangschaltung gefällt bei den drei Testwagen durch ihre souveräne Arbeitsweise. Die Unterschiede zwischen den Kombis von Skoda und VW sind hier wegen der gemeinsamen Motor-Getriebeeinheit marginal. Unterschiede finden sich eher in den Fahrleistungen und Verbrauchswerten. Da beschleunigt der Octavia Combi etwas besser als seine Rivalen bei ebenfalls nur geringfügig höherer Endgeschwindigkeit. Beim Normverbrauch sind sich die drei einig mit 5,1 Liter auf 100 Kilometer. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 116 g/km.
Im Verkehrsalltag gibt es keine Überraschungen, die Turbobenziner gönnen sich dann allerdings gut sieben Liter, am wenigsten noch der Golf, obwohl er etwas schwerer ist als die anderen. Aber bei den Unterschieden der drei handelt es sich nur um Nuancen. Werte rund um neun Liter sind freilich bei sportlicher Fahrweise genauso drin wie knapp unter sechs Liter auf 100 Kilometer. Solche Werte sind allerdings einer sparsamen und vorausschauenden Fahrt vorbehalten. Eine gute Alternative wäre freilich der Erdgas-Antrieb, der beim Octavia perfekt funktioniert.
Golf und Octavia profitieren vom neuen 1,5-Liter-Motor mit Zylinderabschaltung (ACT). Die Technik greift vom Fahrer unbemerkt ein. Echte Verbrauchsvorteile lassen sich schwer erkennen. Auffälliger sind da schon die harmonische Kraftentfaltung und der bemerkenswerte Durchzug aus niedrigen Touren. Lobenswert auch das Fahrwerk beim Golf. Ab 150 PS wird serienmäßig die Mehrlenkerhinterachse statt der Verbundlenkerachse eingebaut. Wenn der Kunde dann noch die Adaptivdämpfer für 1100 Euro dazu ordert, kann er ein besonderes geschmeidiges Abrollen selbst auf gröberen Fahrbahnverwerfungen genießen. Weitere Pluspunkte verzeichnet der Golf durch die ausgezeichnete Verarbeitung und die meisten Assistenzsysteme. Der 150-PS-Astra beschränkt sich auf 1,4 Liter Hubraum. Wegen des im Vergleich zu den beiden Kombis von Skoda und VW geringeren Leergewichts (knapp über 1300 Kilogramm) dürfte das kleine Defizit keine Rolle spielen. Trotzdem empfinden manche Fahrer die Leistungsentfaltung als ein bisschen zurückhaltender. Wer zügig vorankommen will, wird vielleicht bei Überholmanövern auf Landstraßen häufiger schalten müssen.
Der Name Sports Tourer hat die Opel-Leute wohl veranlasst, den Astra etwas straffer abzustimmen. Für die Kundschaft vermutlich kein Problem. Ein adaptives Fahrwerk könnte das ändern, wird aber nicht angeboten, sondern nur ein spezielles Gestänge an der Hinterachse (Aufpreis 250 Euro). Damit fährt der Astra noch dynamischer und zackiger um Kurven. Die Lenkung arbeitet zielgenau, auch die Verzögerungswerte der Bremsen sind tadellos, nur könnten sie sich besser dosieren lassen.
Unter dem Strich hat der Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT in diesem Vergleich die Nase knapp vorn. Für ihn spricht neben dem größten Stauraum und dem besten Fahrwerk das relativ günstige Preis-Leistungsverhältnis, auch wenn auf den ersten Blick der Opel Astra Sports Tourer 1.4 DI Turbo den niedrigeren Einstiegspreis verbuchen kann. Golf Variant
1.5 TSI ACT Highline
Preis: 28 550 Euro
Gepäckraum: 605 bis 1620 Liter Leistung: 150 PS
Testverbrauch: 7,2 Liter Super
Preis des Basismodells: 21 850 Euro Preis: 26 120 Euro
Gepäckraum: 540 bis 1630 Liter Leistung: 150 PS
Testverbrauch: 7,5 Liter Super
Preis des Basismodells: 18 550 Euro Preis: 27 330 Euro
Gepäckraum: 610 bis 1740 Liter Leistung: 150 PS
Testverbrauch: 7,3 Liter Super
Preis des Basismodells: 18 550 Euro