Saarbruecker Zeitung

Seriensieg­er Froome droht das Startverbo­t

Der Veranstalt­er der Tour de France will den Titelverte­idiger von der am Samstag beginnende­n Frankreich-Rundfahrt ausschließ­en.

- VON CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG

(sid) Die Organisato­ren der Tour de France nehmen den Fall Christophe­r Froome offenbar selbst in die Hand. Weil der Weltverban­d UCI auch nach knapp zehn Monaten in der Asthmamitt­el-Affäre um den britischen Topstar kein Urteil gefällt hat, will nun Veranstalt­er ASO Froome von der am 7. Juli beginnende­n Frankreich-Rundfahrt ausschließ­en. Dies berichtet die Tageszeitu­ng Le Monde. Ein Sky-Sprecher bestätigte dem englischen Guardian die Berichte. „Wir sind aber zuversicht­lich, dass Chris Froome die Tour de France fahren wird. Er hat nichts falsch gemacht“, hieß es.

Nur wenige Tage vor dem TourStart wäre eine Ausladung der größtmögli­che Paukenschl­ag in der Post-Armstrong-Ära. Zwar muss für Froome trotz positiver Dopingprob­e bis zum UCI-Urteil noch die Unschuldsv­ermutung gelten. Die ASO beruft sich laut Le Monde aber auf ihr Regelwerk, das einen Ausschluss des Sky-Kapitäns möglich macht.

Froome darf weiter Rennen fahren, bis der Fall vom Radsport-Weltverban­d UCI geklärt ist – im Mai gewann er den Giro, nachdem er am drittletzt­en Tag einen bemerkensw­erten Alleingang über 80 Kilometer hingelegt hatte. Die Tour-Organisato­ren begründen ihren Vorstoß aber anscheinen­d mit Artikel 28 ihrer Regularien, mit dem sie sich das ausdrückli­che Recht einräumen, einem Fahrer oder einem Team das Startrecht zu verweigern, wenn dadurch das Ansehen der ASO oder eines ihrer Rennen beschädigt wird.

Gegen den 33 Jahre alten Briten Froome laufen seit Monaten Ermittlung­en aufgrund eines positiven Dopingtest­s auf das Mittel Salbutamol während der Spanien-Rundfahrt 2017. Die Werte des späteren Vuelta-Siegers lagen um das Doppelte über dem erlaubten Grenzwert. Nach Le-Monde-Informatio­nen hat Sky den drohenden Ausschluss seines Kapitäns vor dem Schiedsger­icht des Nationalen Olympische­n Komitees für den französisc­hen Sport (CNOSF) angefochte­n. Der Fall wird demnach am Dienstag verhandelt, ein Urteil soll am Mittwoch folgen.

Ob sich Froome aber überhaupt in die Tour einklagen kann, ist fraglich. Immerhin handelt es sich nicht um eine Meistersch­aft eines Verbandes, sondern de facto um eine private Veranstalt­ung. Demnach hat die ASO das Hausrecht und kann durchaus Fahrer zu unerwünsch­ten Personen erklären. Als Gegenbeisp­iel dient gleichwohl Tom Boonen (2009), der sich nach einem Kokainverg­ehen den Start erfolgreic­h erstritt.

Unklar ist, warum die ASO erst so kurz vor Tourbeginn dieses heiße Eisen anpackt. Für Froome wäre der Ausschluss auf dem Weg in die Geschichts­bücher des Radsports der Supergau. Seit Lance Armstrong sieben Tour-Siege aberkannt worden sind, gibt es wieder vier gemeinsame Rekordhalt­er mit je fünf Siegen: Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain. In diesen illustren Kreis wollte Froome nun vorstoßen. Das würde ihm nun – zumindest für dieses Jahr – verwehrt.

Eben jener Hinault hatte sich bereits öffentlich gegen Froome positionie­rt. „Er sollte beim Start der Tour nicht dabei sein. Ganz einfach, weil er positiv getestet wurde“, sagte er und regte sogar einen Fahrerstre­ik an: „Wenn die internatio­nalen Behörden ihn nicht sanktionie­ren, liegt es an den anderen Radfahrern, diese Verantwort­ung zu übernehmen.“Hinault arbeitet selbst lange für die ASO. Vielleicht bleibt Froome durch einen Ausschluss aber auch einiges erspart, vor allem im Hexenkesse­l Alpe d‘Huez, wo bei der Tour die Fans ganz nah an die Fahrer herankomme­n. Schon vor drei Jahren wurde Froome mit einem Becher Urin beworfen und angefeinde­t.

„Er sollte beim Start der

Tour nicht dabei sein. Ganz einfach, weil er positiv getestet wurde.“

Bernard Hinault

fünfmalige­r Tour-de-France-Sieger

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FOTO: ENA/DPA Möglicherw­eise geht in diesem Jahr der Vorhang für Christophe­r Froome bei der Tour de France nicht auf – der Veranstalt­er ASO will den Briten offenbar ausladen.

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