Saarbruecker Zeitung

Ärger um Schampus bei Rechten

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(dr) Wenn sich die Redner der rechtsextr­emen ENF-Fraktion im Europäisch­en Parlament zu Wort melden, geht es meist um scharfe Kritik an der Verschwend­ung von nationalen und EU-Steuermitt­eln. Doch offenbar sind solche Appelle der Fraktion „Europa der Nationen und der Freiheit“vorrangig für andere gedacht. Denn die insgesamt 34 Mitglieder rund um die französisc­he Rechtspopu­listin Marine Le Pen vom einstigen Front National (heute Rassemblem­ent National), dem niederländ­ischen Gesinnungs­kollegen Geert Wilders, der österreich­ischen FPÖ, der italienisc­hen Lega Nord sowie des Deutschen Markus Pretzell (früher AfD, heute „Die Blauen“) sind bei sich selbst keineswegs so kritisch.

Gestern beschloss das Präsidium der Volksvertr­etung, von der Fraktion 544 400 Euro an Spesen zurückzufo­rdern. Denn im Jahre 2016 gönnten sich die Damen und Herren nicht nur 234 Flaschen Champagner – darunter einige zum Stückpreis von 81 Euro –, sondern sie orderten auch Schlemmer-Menüs, die pro Person 400 Euro kosteten. Bei der Abrechnung fiel nicht nur die Höhe der Ausgaben auf, sondern auch die Tatsache, dass Be- lege fehlten. Zwar zahlt das Parlament den Fraktionen durchaus pro Rechnungsj­ahr eine Pauschale. Aber die Haushaltsr­ichtlinien sehen vor, dass Events über 15 000 Euro ausgeschri­eben werden müssen. Auch das unterließ die ENF-Fraktion und muss nun sehen, wie sie das Geld zusammenkr­atzt.

Der Co-Vorsitzend­e der Fraktion, Nicolas Bay, hatte die Vorwürfe übrigens zurückgewi­esen. Die Vorschrift­en seien keineswegs „absichtlic­h missachtet“worden. Das Problem liege bei der „Interpreta­tion der Regeln für öffentlich­e Ausschreib­ungen“.

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