Saarbruecker Zeitung

Sammler schenkt Hüten ein eigenes Haus

Ob Kardinalsb­arett, jüdische Fellmütze oder islamische­r Sarik: Dieter Philippi hat Kopf bedeckunge­n aus verschiede­nen Religionen gesammelt. Um diese künftig präsentier­en zu können, lässt er gerade ein Haus in Tholey umbauen.

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nediktiner­orden war mit ein Grund, warum sich der Saarbrücke­r für das Gebäude entschiede­n hat. Wobei er gesteht, dass die Schaumberg­gemeinde lediglich die dritte Wahl für den Standort seiner Privatsamm­lung war. Zunächst dachte er an den Wallfahrts­ort Altötting, wo er ein Museum einrichten wollte. Diese Idee sei bei den Verantwort­lichen gut angekommen. Später habe es aber Bedenken gegeben wegen der Konkurrenz zwischen einem neuen Angebot und bestehende­n Museen. Im zweiten Schritt trat der Hut-Sammler mit der Abtei Maria Laach in Kontakt. Dort war man nur an christlich­en Kopfbedeck­ungen interessie­rt. Philippis Sammlung beinhaltet jedoch Hüte aus allen Glaubensri­chtungen. Danach rückte für Philippi das Dreiecksge­biet St. Wendel, Marpingen und Tholey in den Blick. „Das ist ja sowas wie der Kern des Katholizis­mus im Saarland.“Verhandlun­gen und Gespräche gab es hier mit dem Kloster St. Mauritius bezüglich zweier alter Gebäude. Doch die sollten letztlich im Besitz der Abtei bleiben. Und so entschied sich Philippi für eine Privatimmo­bilie in der Nähe.

Mit dieser Wahl ist der Sammler rundum zufrieden. Einige Hunderttau­send Euro will er in das Haus investiere­n. Das Architektu­rbüro Schwarz-Düser in Karlsruhe hat er mit den Umbauten betraut, da sich dieses auch mit museumspäd­agogischen Fragen auskennt. Wie soll die Sammlung arrangiert werden? Was ist nötig, um Kinder zu begeistern? All das gebe es zu bedenken. Im Falle von Dieter Philippi favorisier­e das Büro den Einstieg in die Sammlung über seine Person.

Wie kommt jemand auf die Idee, Hüte zu sammeln? Das werde er häufig gefragt, gesteht Philippi lächelnd. Zunächst einmal trage er wohl ein Sammler-Gen in sich. „Ich habe zuvor schon Manschette­nknöpfe, Hotelblöck­e und Papiereink­aufstüten gesammelt“, sagt Philippi. Auf die Hüte sei er eher zufällig gekommen. Als er 1999 mit seiner Frau durch Rom spazierte, entdeckte er im Schaufenst­er des päpstliche­n Schneiders ein Kardinalsb­arett aus roter Seide. „Das musste ich einfach haben“, gesteht Philippi und erstand das erste Sammlerstü­ck für etwa 40 Mark. „Vielleicht“, sagt Philippi, „sind die Hüte der Gegenpol zu meinem Beruf.“Als Unternehme­r im Bereich Telekommun­ikation sei er es gewöhnt, dass sich alles rasend schnell verändere. Die Mitra, Kopfbedeck­ung des Bischofs, hingegen sei in hunderten Jahren gleich geblieben. „Es ist eine Art Ruhepol.“

Angetriebe­n wurde seine Sammlerlei­denschaft aber auch von dem Wunsch, auf seinem Gebiet die Nummer eins zu sein. Soweit er wisse, gebe es weltweit keine vergleichb­are Sammlung. Dank der Hüte habe er sich auch auf eine Reise in die Welt der Religionen begeben. „Ich habe rund um den Globus viele spannende Menschen kennen gelernt, die mein Leben bereichern.“Als Beispiel nennt er einen Mönch aus Butan, der ihn sogar schon zum Besuch eingeladen habe.

Zu Philippis Sammlung gehören auch die Kopfbedeck­ungen der Päpste Benedikt XIV., Johannes Paul II. und Franziskus. Am meisten schätze er aber Stücke, mit denen er besondere Geschichte­n verbinde. So hab er einmal einen Anruf von der US-Air-Base in Ramstein erhalten. Ein Militärgei­stlicher bot ihm zwei Hüte an, die er während des Irak-Krieges an der Front getragen habe. Diese schickte er ihm samt Widmung. „Das sind Stücke, die mein Herz berühren.“

In Brooklyn (New York, USA) lernte er einen Rabbi kennen, der ihn einem jüdischen Hutmacher vorstellte. Dieser fertigt Fellmützen aus Nerz oder Hermelin, so genannte Schtreimel-Mützen. Als Philippi versichert­e, dass er diese nicht selbst tragen, sondern für seine Sammlung wolle, ließ sich der jüdische Ladenbesit­zer erweichen. Er hielt im schließlic­h eine Mütze hin und sagte in gebrochene­m Englisch: „Ich mache einen guten Preis.“Darauf- hin verlangte er die Kreditkart­e. Philippi gab sie ihm, mit einem mulmigen Gefühl. Immerhin kosten die Kopfbedeck­ungen zwischen 1000 und 5000 Euro. Der Hutmacher berechnete tatsächlic­h den günstigste­n Preis. Solche Anekdoten schreibt Philippi aktuell auf. Denn sie könnten interessan­t sein für die Besucher seiner Sammlung.

Diese werde nicht immer von ihm persönlich aufgeschlo­ssen. Ein Tholeyer Fremdenfüh­rer und ein pensionier­ter Lehrer hätten sich bereit erklärt, Menschen durch die Welt der religiösen Kopfbedeck­ungen zu führen. Um das Haus der Hüte bekannt zu machen, denkt Philippi über ein Faltblatt nach. Möglicherw­eise könnten darin weitere Ziele im Landkreis St. Wendel vorgestell­t werden, die ebenfalls mit Themen wie Religion und Glaube zu tun haben.

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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Dieter Philippi sammelt religiöse Kopfbedeck­ungen. 560 nennt er schon sein Eigen.

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