Große Sorge um Lyrikerin Liu Xia
(kna) Ein Jahr nach dem Tod des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo sind Menschenrechts-Experten der Vereinten Nationen „tief besorgt“um seine in China unter Hausarrest stehende Witwe Liu Xia. Sie fordererten gestern in Genf erneut, die Künstlerin und Menschenrechtsaktivistin freizulassen. Die 57-Jährige stand ab 2010 ohne rechtliche Grundlage unter Hausarrest. Damals wurde ihrem Mann der Nobelpreis zuerkannt. Seit dem Tod Liu Xiabos 2017 werde die Malerin, Fotografin und Lyrikerin an einem unbekannten Ort festgehalten, hieß es.
Laut Audioaufnahmen Liu Xias vom Mai, in denen sie um Hilfe bitte, sei sie physisch eingeschränkt und leide auch unter ernsthaften psychischen Problemen, hieß es. Ihre Situation habe sich verschärft durch die seit mehr als sieben Jahren anhaltenden Restriktionen in ihrer Bewegungsfreiheit und im Kontakt zu Außenstehenden. Und das, obwohl Liu Xia weder irgendwelcher Straftaten angeklagt noch verurteilt worden sei.
In einer Aufnahme beklage Liu Xia, sie werde festgehalten „wegen des Verbrechens, Liu Xiaobo zu lieben“. Nach UN-Angaben wurde sie zuletzt bei der Beerdigung ihres Ehemanns vor einem Jahr in der Öffentlichkeit gesehen – begleitet von chinesischen Sicherheitskräften.
Die UN-Experten forderten sofortigen und uneingeschränkten Zugang zu Liu Xia. Zugleich müsse sie die Möglichkeit erhalten, nach ihren Wünschen Behandlung in Anspruch zu nehmen, auch außerhalb Chinas. Die UN-Vertreter, die sich bereits für die Freilassung von Liu Xiaobo eingesetzt hatten, sprachen von einem alarmierenden Trend von Todesfällen in Gewahrsam in China.
Liu Xiaobo war seit 2009 aus politischen Gründen in Haft. Der Schriftsteller und Menschenrechtler starb im Alter von 61 Jahren an einer Krebserkrankung. China hatte eine medizinische Behandlung im Ausland verweigert.