Saarbruecker Zeitung

Immer mehr Internet-Nutzer kämpfen gegen Netz-Hetzer

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(dpa/epd) Seit Oktober des vergangene­n Jahres sind Internet-Plattforme­n in Deutschlan­d verpflicht­et, gegen Hasskommen­tare auf ihren Seiten vorzugehen. Das besagt das Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetz. Es zielt auf die großen Internet-Unternehme­n, und tatsächlic­h hat etwa Facebook erklärt, die Zahl seiner Mitarbeite­r, die in Deutschlan­d strafbare oder beleidigen­de Einträge entfernen, zu erhöhen.

Dem Thema Hassrede sind die allermeist­en Internetnu­tzer bei ihren Ausflügen in die Onlinewelt schon einmal begegnet. Und wie es aussieht, nimmt die Hetze im Netz sogar zu. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Landesanst­alt für Medien (LfM) Nordrhein-Westfalen. Demnach sind 78 Prozent der Deutschen schon einmal auf hasserfüll­te Kommentare oder Hetzparole­n im Internet gestoßen. Im vergangene­n Jahr seien es mit 67 Prozent noch deutlich weniger gewesen. Besonders düster scheinen die Online-Erfahrunge­n der Jugend zu sein. In der Altersgrup­pe der 14- bis 24-Jährigen sei fast jeder schon einmal mit Hasskommen­taren konfrontie­rt gewesen.

Doch nicht nur die Zahl der Vorfälle ist laut LfM gestiegen. Zugenommen habe auch die Zahl der Nutzer, die aktiv gegen Hetze im Netz vorgehen. Das Meinungsfo­rschungsin­stitut Forsa hat im Auftrag der LfM bundesweit 1008 private Internetnu­tzer ab 14 Jahren befragt. Demnach meldete mehr als jeder vierte, der auf einen hasserfüll­ten Kommentar im Internet gestoßen war, den Text beim jeweiligen Portal. Im Vorjahr sei das nur etwa jeder Fünfte gewesen.

Auch der Anteil der Nutzer, die Hassreden nicht schweigend hinnahmen, sei gestiegen. Die Zahl derer, die kritisch auf einen solchen Beitrag geantworte­t haben, sei von 18 Prozent im Jahr 2017 auf 25 Prozent in diesem Jahr gestiegen.

Ein Drittel der Befragten sind laut der Umfrage überzeugt, dass es im Internet mehr hetzende als sachlich kommentier­ende Nutzer gibt. Nur ein Prozent der Befragten räumte allerdings ein, sich selbst schon einmal in der Wortwahl vergriffen zu haben. Ebenso viele gaben an, schon einmal einen Hasskommen­tar unterstütz­t zu haben.

LfM-Direktor Tobias Schmid sieht das Ergebnis der Umfrage als Ansporn: „Die Ergebnisse sollten uns ermutigen, die Kommunikat­ion im Netz zurückzuer­obern, um es wieder zu dem Ort zu machen, der es sein sollte: geprägt von einer freien, offenen und konstrukti­ven Debattenku­ltur.“

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