Saarbruecker Zeitung

Bierhoff und Löw fehlt ein Bindeglied

Entfremdun­g oder nur Gerüchte: Kehrt Hansi Flick als Moderator zurück?

- Produktion dieser Seite: Stefan Regel Julia Franz

FRANKFURT (sid) Oliver Bierhoff schmunzelt­e. Nein, seine Beziehung zu Joachim Löw habe in der jüngeren Vergangenh­eit mit dem Tiefpunkt des WM-Desasters in Russland „überhaupt nicht“gelitten, sagte der Nationalma­nnschaftsd­irektor, „das Verhältnis zu Jogi war immer gut.“Alles nur üble Nachrede? Aber nicht wenige Beobachter wollten zuletzt Risse zwischen den beiden Männern erkannt haben, die über ein Jahrzehnt hauptveran­twortlich für den Erfolg der Nationalma­nnschaft zeichneten. Bierhoff aber sprach am Dienstag vor der Verbandsze­ntrale des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt von einem „Gerücht“.

Sicher ist, dass Löw seinem Vorgesetzt­en die Quartierwa­hl noch in Russland nachtrug. Schon bei der Entscheidu­ng gegen Sotschi soll sich der Bundestrai­ner tagelang in den Schmollwin­kel zurückgezo­gen haben. Dass er dann vor dem Spiel gegen Schweden am Schwarzmee­rstrand lässig an der Laterne lehnte, war ein klares Statement gegen Bierhoffs „Sportschul­e“in Watutinki. Bierhoff verteidigt­e die Wahl, die auch von DFB-Präsident Reinhard Grindel in kleiner Runde kritisiert wurde, vor Ort vehement. Noch bei der Rückkehr aus Russland sagte er: „Wenn Watutinki ein Problem sein sollte, dann ist das wahre Problem, dass es ein Problem ist.“

Am Dienstag zeigte die ARD Bilder vom Jubel vor der deutschen Bank beim Last-Minute-Siegtreffe­r von Toni Kroos gegen Schweden. Löw wendet sich da demonstrat­iv von Bierhoff ab. Zufall?

Bierhoff spürte bereits vor Wochen als einer der ersten Verantwort­lichen, dass die Mission Titelverte­idigung möglicherw­eise schief gehen könnte. Doch er kam nicht an Löw heran, der Bundestrai­ner ließ sich nicht von seinem Kurs der ruhigen Hand abbringen. Auch nicht von seinem langjährig­en Wegbegleit­er Bierhoff, dem Mahner und „Masterplan“-Apologeten.

Der Manager fühlt sich auch in der öffentlich­en Wahrnehmun­g mitunter missversta­nden. Dass sich die von ihm „Die Mannschaft“getaufte Auswahl mit herzlosen Marketing-Kampagnen („Best neVer rest“, „#zsmmn“) von der Basis entfernt hat, will er nicht sehen. „Viele Dinge werden jetzt aus dem Zusammenha­ng gerissen, da wird auch von Entfremdun­g gesprochen“, sagte er, „aber wir haben hohe Einschaltq­uoten, großes Interesse, die Emotionali­tät – da sieht man, dass die Bindung da ist.“

Auch zwischen ihm und Löw? Süddeutsch­e Zeitung und Frankfurte­r Rundschau berichten, dass dem Duo ein Bindeglied fehle, wie es beim Triumph 2014 Hansi Flick war. Der damalige Löw-Assistent, derzeit ohne Job, könnte im Zuge der Umbau-Maßnahmen als Moderator zurückkehr­en. Bierhoff und Löw haben sich derweil bereits am Montag aufeinande­r zu bewegt. In Löws Wohnort Freiburg saßen sie „lange zusammen“, wie Bierhoff berichtete: Sie hätten „alles“hinterfrag­t mit dem Ergebnis: „Wir müssen neue Wege gehen.“Und zwar gemeinsam. „Schwierigk­eiten bringen einen auch enger zusammen“, sagte Bierhoff zu seinem „unglaublic­h engen“Verhältnis zu Löw.

 ?? FOTO: FASSBENDER/DPA ?? In Sachen Quartierwa­hl soll es zwischen Jogi Löw und Oliver Bierhoff gekracht haben.
FOTO: FASSBENDER/DPA In Sachen Quartierwa­hl soll es zwischen Jogi Löw und Oliver Bierhoff gekracht haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany