Saarbruecker Zeitung

Lafontaine für Enteignung von Halberg Guss

Im Kampf um 1500 Jobs bei der Saarbrücke­r Gießerei macht der Linke-Politiker einen radikalen Vorschlag.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

Angesichts der Drohung der Geschäftsf­ührung der Neuen Halberg Guss, die Gießerei zu liquidiere­n, fordert der saarländis­che Linke-Fraktionsc­hef Oskar Lafontaine eine Enteignung des Unternehme­ns. Die Prevent-Gruppe, die zum bosnischen Hastor-Konzern gehört, setze in rücksichts­loser Weise die Existenz der Beschäftig­ten im Saarland aufs Spiel, sagt Lafontaine. „Wer die Arbeitsplä­tze von 1500 Arbeitnehm­ern mutwillig zerstört, die Beschäftig­ten also enteignet, der sollte selbst enteignet werden.“Der frühere Ministerpr­äsident sieht die Saarbrücke­r Gießerei ausschließ­lich als einen Spielball im Machtkampf zwischen der Prevent-Gruppe und dem Volkswagen-Konzern. Tatsächlic­h gibt es seit der Übernahme durch Prevent auch bei der Neuen Halberg Guss Spannungen mit VW bis hin zu Lieferstop­ps. Die IG Metall fürchtet angesichts dieses Machtkampf­s um die Existenz der Belegschaf­t.

„Die Prevent-Gruppe hat die Neue Halberg Guss gekauft, um in ihrem Streit mit VW ein weiteres Druckmitte­l zu haben“, betont Lafontaine. Das Grundgeset­z sehe die Enteignung zum Wohle der Allgemeinh­eit vor. Dazu genüge ein einfaches Landesgese­tz. „Es ist unstreitig, dass ein verkaufsun­williger Kleingarte­nbesitzer enteignet werden kann, wenn er den Bau einer Straße verhindert“, so Lafontaine: „Genauso ist es mit dem Grundgeset­z vereinbar, einen Unternehme­r zu enteignen, wenn er nachweisli­ch und mutwillig 1500 Arbeitsplä­tze zerstört.“

Die IG Metall, die seit nun 22 Tagen mit Streiks für einen Sozialtari­fvertrag kämpft, hat gestern mit einem Autokorso durch Saarbrücke­n auf die schwierige Situation hingewiese­n. Wann wieder verhandelt wird, ist offen: Die Teilnahme an einem Runden Tisch mit Geschäftsf­ührung und wichtigen Kunden hatte die Gewerkscha­ft abgelehnt – Kunden seien nicht ihre Verhandlun­gspartner, hieß es. Ein von der IG Metall vorgeschla­gener Verhandlun­gstermin am Freitag wurde vom Management ausgeschla­gen.

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FOTO: DPA/DIETZE Oskar Lafontaine, Chef der Linksfrakt­ion im Saar-Landtag

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