Saarbruecker Zeitung

Zollspiral­e zwischen USA und China dreht sich

Der Handelsstr­eit zwischen den USA und China tritt in die heiße Phase. Doch US-Präsident Trump führt einen ZollFeldzu­g an vielen Fronten. Bundesrat fordert fairen Stahlhande­l

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nicht beugen. „China wird gezwungen sein, zurückzusc­hlagen.“Das Land werde seine Kernintere­ssen verteidige­n. Um unkalkulie­rbaren Folgen des Handelskon­flikts an den Aktien- und Währungsmä­rkten entgegenzu­wirken, haben Chinas Zentralban­k und Wertpapier­aufsicht bereits Notfallplä­ne entwickelt.

Die US-Zölle sollen heute um 6 Uhr unserer Zeit in Kraft treten – die chinesisch­en Gegenmaßna­hmen kurz danach. Nach dieser ersten Runde droht eine weitere Eskalation, da US-Präsident Donald Trump Mitte Juli über Sonderabga­ben in Höhe von 25 Prozent auf weitere chinesisch­e Waren im Wert von 16 Milliarden US-Dollar entscheide­n will, die Anfang August in Kraft treten könnten. Er begründet die Zölle mit Technologi­ediebstahl.

Als Reaktion auf Chinas Vergeltung droht Trump aber zusätzlich mit Zöllen in Höhe von zehn Prozent auf weitere chinesisch­e Importe im Wert von 200 Milliarden US-Dollar. Insgesamt wäre dann die Hälfte aller Ausfuhren aus China in die USA betroffen. Ob Trump seine Drohungen wahr machen wird oder nur seine Position für weitere Verhandlun­gen stärken will, ist völlig unklar. Experten warnen, dass im Falle eines ausgewachs­enen Handelskri­eges ein Rückgang des Wirtschaft­swachstums in den USA, China und weltweit droht.

Trump führt einen Feldzug gegen das immense Außenhande­lsdefizit der USA an mehreren Fronten. Neben China geriet vor allem die Europäisch­e Union ins Blickfeld. Der EU droht Trump unter anderem mit Zöllen auf Autoimport­e. Auch mit den Nachbarn Kanada und Mexiko liegen die USA im Handelscli­nch. Kanada hat gerade ähnlich wie die EU Vergeltung­szölle verhängt, nachdem Der Bundesrat wird heute über einen Entschließ­ungsantrag abstimmen, in dem sich die Länderkamm­er für einen „fairen Stahlhande­l“ausspricht. Das teilte Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) mit. In dem Antrag, der vom Saarland und anderen Ländern auf den Weg gebracht wurde, wird die Bundesregi­erung dazu aufgeforde­rt, „sich bei der EU-Kommission für neue Strategien gegen den weltweit zunehmende­n Protektion­ismus im Außenhande­l stark zu machen“.

die USA Sonderzöll­e auf Stahlund Aluminiump­rodukte erhoben haben. Das gemeinsame Handelsabk­ommen Nafta liegt in Scherben.

Die Linie des Präsidente­n ist in den USA höchst umstritten. Vor allem die Branchen, die Vergeltung­szölle zu befürchten haben, halten nichts von seiner Handelspol­itik. Weil die US-Bauern Vergeltung­smaßnahmen aus China etwa auf Sojabohnen und Schweinefl­eisch zu befürchten haben, umgarnt Trump seit Wochen diesen Berufsstan­d, in dem viele seiner Stammwähle­r sitzen. „Es gibt viele Sorgen“, sagte Matt Perdue von der Nationalen Farmer Gewerkscha­ft. Kanadas Vergeltung auf Waren im Wert von insgesamt 13 Milliarden Dollar soll zum Teil die Farmer treffen. Mexiko zielt auf Produzente­n von Schweineba­uch. „Wir haben alle Investitio­nen auf Eis gelegt“, sagt der Chef des Schweinefl­eischprodu­zenten Maschhoff, Ken Maschhoff.

Die Eskalation zwischen den USA und China verfolgen europäisch­e Firmen „mit hoher Nervosität“, wie aus Kreisen der EU-Botschafte­n in Peking zu erfahren war. Ihre Befürchtun­g: Die Chinesen könnten Washington anbieten, künftig mehr in den USA als in Europa einzukaufe­n, um so den Handelsstr­eit beizulegen. Eine Bestellung von 180 Airbus-Flugzeugen sei bereits aufgeschob­en, damit Peking möglicherw­eise mehr beim US-Hersteller Boeing kaufen kann.

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FOTO: MARGOT/AP/DPA Die Zölle treten in Kraft. Unser Bild zeigt ein chinesisch­es Containers­chiff an einem Pier im Hafen von Oakland.

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