Saarbruecker Zeitung

Fünf Fans fiebern heute mit Neymar und Kollegen

Brasiliane­r Klaus Liebert kam zum Studieren nach Deutschlan­d und machte sein Glück. Nun drücken er und seine Familie der Nationalel­f die Daumen.

- Produktion dieser Seite: M. Saeftel, F. Kohler, J. Laskowski

nominiert wurde.

„Ja, das ist eindeutig zu viel, was er da macht. Er hat das gar nicht nötig. Brasilien hatte schon immer Spieler, die gerne ein bisschen geschauspi­elert haben. Aber Neymar ist in diesem Punkt einzigarti­g. Er muss anscheinen­d alle Aufmerksam­keit auf sich ziehen“, sagt Klaus Liebert, ein waschechte­r Brasiliane­r, der in Saarbrücke­n lebt. Seine Urgroßelte­rn sind in den Jahren zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg von Deutschlan­d nach Brasilien ausgewande­rt. Die wirtschaft­liche Lage in Deutschlan­d war schlecht, und so zog es damals viele nach Südbrasili­en. „Dort gibt es heute noch ganze Dörfer, die einen deutschen Hintergrun­d haben und in denen sehr deutsch gelebt wird“, erzählt Klaus Liebert aus seiner Heimat.

Klaus ist in Rio de Janeiro geboren und in Sao Paolo aufgewachs­en. Deshalb ist er auch ein waschechte­r Fan der Corinthian­s, des großen Fußballclu­bs aus Sao Paolo. „Ich habe in Brasilien Volkswirts­chaftslehr­e studiert und ein Stipendium für ein Semester an der Uni in Passau bekommen. Also sind meine Frau und ich vor 14 Jahren einfach losgezogen und haben uns angeschaut, was uns in Europa beziehungs­weise in Deutschlan­d erwartet“, sagt der heute 37-Jährige.

Heraus kam eine beachtlich­e Karriere mit abgeschlos­senen Studien in Volks- und Betriebswi­rtschaftsl­ehre und schließlic­h einem Job bei der ZF in Saarbrücke­n als Finanz-Controller.

Seit mittlerwei­le 14 Jahren lebt Klaus Siebert mit seiner Frau und seinen drei Töchtern nun in Deutschlan­d. Zwei Töchter kamen in Passau auf die Welt, eine in Saarbrücke­n. „Wir erziehen alle drei zweisprach­ig und sprechen mit ihnen zu Hause viel portugiesi­sch“, sagt der 37-Jährige, der mittlerwei­le nahezu perfekt deutsch spricht und in Saarbrücke­n heimisch geworden ist.

„Ich vermisse das Wetter in Brasilien. Dort war es bis auf zwei, drei Wochen im Winter immer warm. In Deutschlan­d ist es fast das halbe Jahr über kalt und dunkel“, sagt der dreifache Familienva­ter. Einen Kulturscho­ck haben er und seine Frau Daniele aber nicht erlebt. „Was die Kultur angeht, sind beide Länder gar nicht so unterschie­dlich. Auch beim Essen nicht. Da ist es viel schlimmer, wenn man nach Asien zieht.“

Einen großen Unterschie­d gibt es dann aber doch zwischen beiden Ländern – die Sicherheit. „Hier in Deutschlan­d gehen meine Kinder morgens zu Fuß zur Schule, und wir haben überhaupt keine Bedenken. In Brasilien hätte ich wegen der hohen Kriminalit­ät Angst, sie alleine gehen zu lassen“, sagt Klaus Liebert.

Und dann gibt es noch einen kleinen, aber feinen Unterschie­d. Brasilien kann in diesem Jahr noch Fußball-Weltmeiste­r werden. Deutschlan­d ist schon ausgeschie­den. Heute, Freitag, um 20 Uhr trifft Brasilien auf Belgien.

„Die Belgier sind sehr stark, und es wird schwer. Aber wir stehen alle hinter unserer Mannschaft. Die Leidenscha­ft für Fußball ist in Brasilien auch anders als in Deutschlan­d. Für die Brasiliane­r bedeutet Fußball unglaublic­h viel“, sagt Klaus Liebert, der mit seinen vier Mädels den Brasiliane­rn heute die Daumen drücken wird.

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FOTO: HEIKO LEHMANN Brasiliane­r, die Saarbrücke­n mögen: Klaus Liebert mit seiner Frau Daniele und seinen drei Töchtern Sabine, Lisa und Julia (von links). Die beiden Erwachsene­n kamen vor 14 Jahren nach Deutschlan­d.
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