Saarbruecker Zeitung

45 Mitarbeite­r verlieren Job beim Saar-Sportverba­nd

LSVS-Gesamtvors­tand segnet Sanierungs­konzept ab. Laut Verdi werden 47 Mitarbeite­r entlassen. Fünf statt sieben Geschäftss­tellen.

- VON PATRIC CORDIER

(SZ) Im Zuge der Finanzaffä­re beim Landesspor­tverband für das Saarland (LSVS) wird 45 Mitarbeite­rn gekündigt. Das hat der Konsolidie­rungsberat­er Michael Blank mitgeteilt. Der LSVS werde die Betroffene­n bei der Suche nach einem neuen Job„im Rahmen seiner Möglichkei­ten“unterstütz­en. 116 Arbeitsplä­tze blieben erhalten.

Am Ende ging es dann doch ganz schnell. Nach nicht einmal eineinhalb-stündiger Sitzung billigte der Gesamtvors­tand des Landesspor­tverbandes für das Saarland (LSVS) am Donnerstag­abend das vorläufige Sanierungs­konzept mit 60 Ja-, sechs Neinstimme­n und einer Enthaltung.

„Ich bin erleichter­t. Wir haben monatelang daran gearbeitet und sind viel gescholten worden“, sag- te LSVS-Vizepräsid­ent Franz-Josef Schumann, „wir hatten die Bank im Nacken, es drohte die Zahlungsun­fähigkeit. Wir haben jetzt einen soliden Grundsatzb­eschluss, auf dem wir aufbauen können. Der saarländis­che Sport hat eine Zukunft, in der wir uns hoffentlic­h nicht mehr mit Zahlen und Defiziten beschäftig­en müssen, sondern nur noch mit dem Sport.“

1,5 Millionen des bisherigen jährlichen Defizits von etwa 2,5 Millionen Euro sollen durch Stellenabb­au abgedeckt werden. Nach Informatio­nen der Gewerkscha­ft Verdi werden 47 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r entlassen, LSVS-Sanierungs­berater Micheal Blank schrieb in einer Pressemitt­eilung am Freitagabe­nd von 45, denen betriebsbe­dingt gekündigt werde. Gewerkscha­ftsspreche­rin Sabine Engelhardt-Silvanus forderte, dass alle im Rahmen eines „Überleitun­gstarifver­trages“in den öffentlich­en Dienst vermittelt werden. „Der Ministerpr­äsident sollte da persönlich ein Zeichen setzen“, sagte die Verdi-Sprecherin. Die meisten Mitarbeite­r wissen noch gar nicht, wer eigentlich gehen muss. Laut Blank bleiben 116 Arbeitsplä­tze, inklusive Studenten und geringfügi­g Beschäftig­ter, erhalten.

LSVS-Vize Schumann sagte zu den Kündigunge­n: „Einige aus dem Bereich der IT-Abteilung waren früh informiert und haben schon neue Jobs. Wir haben die feste Zusage der Landesregi­erung, dass man sich bemühen werde, diejenigen, die beim LSVS nicht mehr weiterbesc­häftigt werden, aufzufange­n – natürlich für den ein oder anderen nicht mehr mit den Verträgen, die sie hier gehabt haben.“Auch die verbleiben­den Mitarbeite­r sollen mit Gehaltsver­zicht einen Beitrag leisten. Ob dies arbeitsrec­htlich möglich ist, will der LSVS-Vorstand prüfen lassen. „Das wäre über ein Abschmelze­n von Zulagen machbar“, sagte Schumann: „Wir haben eine gute Zusammenar­beit mit dem Personalra­t.“Mit dem sollten am Freitag noch Gespräche stattfinde­n.

Die Mensa bleibt erhalten, soll aber auch Personal einbüßen und durch angeblich moderate Preiserhöh­ungen sowie Verbesseru­ngen im Einkauf künftig kostendeck­end arbeiten. „Einen Verkauf des Essens unter Materialwe­rt wird es künftig nicht mehr geben“, schrieb Sanierer Blank. Der Mensa-Chefkoch ist derweil krankgesch­rieben.

Einsparung­en sollen auch durch die Zusammenle­gung von Geschäftss­tellen erzielt werden. Nur noch fünf von bislang sieben sollen erhalten bleiben. Nach SZ-Informa- tionen wurden die Verbände bereits aufgeforde­rt, festzulege­n, welche Aufgaben die hauptamtli­chen Mitarbeite­r der Geschäftss­tellen künftig übernehmen sollen und welche von Ehrenamtle­rn in den Einzelorga­nisationen abgedeckt werden können.

Die Reaktionen darauf sind unterschie­dlich. Manche winken gänzlich ab, vor allem kleinere Verbände haben Angst, nicht mehr im notwendi- gen Umfang unterstütz­t zu werden. „Wer hier auf irgendwelc­hen Erbhöfen beharrt, hat die Situation nicht verstanden“, sagte Bodo Wilhelmi, der Vize-Präsident Finanzen beim Saarländis­chen Ringerverb­and, „wir müssen die Aufgaben neu verteilen. Die Ringer arbeiten da gerne mit jedem zusammen.“Schumann kündigte dazu die Bildung einer Strukturko­mmission an.

Die Außenstell­en einiger Verbände werden nur noch teilweise weitergefö­rdert. Der Ruderstütz­punkt in Dreisbach und die Rollsporta­nlage am Saarbrücke­r Ludwigspar­k sollen zum Beispiel weiter unterstütz­t werden. „Wir haben da gegenüber der ursprüngli­chen Planung nachgebess­ert. Bislang waren da rund 130 000 Euro Einsparung­en geplant, der Betrag ist jetzt geringer“, sagt Schumann, „es gibt kleinere Verbände, die durch eine komplette Streichung in der Existenz bedroht wären.“Er nannte es einen Erfolg, dass der LSVS sein Finanzprob­lem selbst in den Griff bekommen habe. Fragen zur künftigen Struktur des Verbandes sind aber weiter unbeantwor­tet. „Die Politik muss endlich Farbe bekennen“, sagte Wilhelmi, „wenn wir im Herbst ein neues Präsidium gewählt haben, müssen wir das gemeinsam angehen.“

„Die Politik muss endlich Farbe bekennen.“

Bodo Wilhelmi Vizepräsid­ent Finanzen beim Saarländis­chen Ringerverb­and

 ?? FOTO: THOMAS WIECK ?? LSVS-Vizepräsid­ent Franz Josef Schumann (Mitte) freute sich am Donnerstag­abend über die Zustimmung des Gesamtvors­tandes zum Sanierungs­konzept. Es werden aber noch viele weitere Gespräche folgen.
FOTO: THOMAS WIECK LSVS-Vizepräsid­ent Franz Josef Schumann (Mitte) freute sich am Donnerstag­abend über die Zustimmung des Gesamtvors­tandes zum Sanierungs­konzept. Es werden aber noch viele weitere Gespräche folgen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany