Saarbruecker Zeitung

Rekordausg­aben – und keine neuen Schulden

Die Bundesregi­erung verabschie­det den Etatentwur­f für 2019. Finanzmini­ster Olaf Scholz plant Ausgaben von 356,8 Milliarden Euro.

- VON STEFAN VETTER

BERLIN Nach dem Haushalt ist vor dem Haushalt:Wegen der späten Regierungs­bildung wurde gerade erst der Bundesetat für 2018 im Parlament unter Dach und Fach gebracht, da verabschie­dete die Bundesregi­erung am Freitag bereits den Haushaltse­ntwurf für das kommende Jahr. Wieder sind darin Rekordausg­aben ohne neue Schulden enthalten. „Die Regierung ist handlungsf­ähig“, sagte Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) bei der Vorstellun­g der Daten, die neben dem Etat für 2019 auch die Finanzplan­ung bis ins Jahr 2022 umfassen. Nach dem „Sommerthea­ter“beim Flüchtling­sstreit sei das eine „gute Botschaft“. Über sein Zahlenwerk kam Scholz dann regelrecht ins Schwärmen. „Ich plane Zukunftsin­vestitione­n auf Rekordnive­au“, verkündete Scholz und ergänzte: „Zukunftsor­ientiert, gerecht und verantwort­ungsvoll“– dieser Dreiklang bestimme auch seinen Haushaltse­ntwurf. Selbst der Koalitions­partner hat daran jedoch Zweifel. Nachfolgen­d die wichtigste­n Hintergrün­de:

Eckwerte: Insgesamt 356,8 Milliarden Euro will der Bund 2019 ausgeben – 13 Milliarden mehr als im laufenden Jahr. Bis zum Jahr 2022 soll der Etat sogar auf fast 376 Milliarden Euro steigen. Und das ohne neue Schulden. Die „schwarze Null“soll also auch über die laufende Wahlperiod­e hinaus Bestand haben. Wegen des erwarteten stabilen Wirtschaft­swachstums fällt die Gesamtver- schuldung im kommenden Jahr wieder unter die 60-Prozent-Marke gemessen am Bruttoinla­ndsprodukt. Damit hält Deutschlan­d die Vorgabe des Maastricht­er EU-Vertrags wieder ein.

Investitio­nen: 37,9 Milliarden Euro will der Bund 2019 für Investitio­nen aufwenden. Auf dem Papier ist das eine Steigerung um 500 Millionen gegenüber dem laufenden Jahr. Das gelingt aber nur mit einem Trick: In der Rechnung für 2018 nicht enthalten sind die Mittel für den noch einzuricht­enden Digitalfon­ds, mit dem man zum Beispiel den Breitbanda­usbau finanziere­n will. Zusammen mit diesem Fonds liegen die Investitio­nen im laufenden Jahr bei knapp 40 Milliarden Euro. So betrachtet wird 2019 weniger investiert. Und das gilt auch für Zeit danach.

Rente: Größter Einzelpost­en im Haushalt 2019 sind Steuerzusc­hüsse im Umfang von rund 98 Milliarden für die Rentenvers­icherung. Bis 2022 sollen sie sich auf 110 Milliarden erhöhen. Allein um das Rentennive­au bis zum Jahr 2025 stabil bei 48 Prozent zu halten, ohne dafür den Beitrag auf mehr als 20 Prozent zu erhöhen, soll ab 2021 auch ein Fonds zur „Demografie­vorsorge“eingericht­et werden, der mit zwei Milliarden Euro startet. Angesicht der vielen geplanten Leistungsv­erbesserun­gen vom Rentennive­au über die Mütterrent­e bis zur Grundrente bleibt trotzdem unklar, ob dieses Geld ausreicht.

Gewinner: Klare Gewinnerin im Spiel um die Milliarden ist Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU). Ihr Etat steigt 2019 um gut vier auf fast 43 Milliarden Euro. Das entspricht 1,3 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s. Von den vereinbart­en zwei Prozent der Nato-Partner ist Deutschlan­d damit aber trotzdem weit entfernt. Auch der Entwicklun­gsetat von CSU-Minister Gerd Müller wird aufgestock­t. Allerdings nur um knapp 300 Millionen auf 9,7 Milliarden Euro.

Kritik: Neben der Opposition, die den Haushalt einen „Etat der Vergangenh­eit“nannte, meldete auch der Koalitions­partner Bedenken an. Die Investitio­nsquote von 11,6 in diesem Jahr sinke auf 10,1 Prozent im Jahr 2022, rechnete der Chefhaushä­lter der Unionsfrak­tion, Eckhardt Rehberg, vor. Darüber müsse man noch reden. Auch bei den Rentenausg­aben und speziell der „Demografie­vorsorge“sah der CDU-Politiker Gesprächsb­edarf.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Deutschlan­ds oberster Kassenwart Olaf Scholz (SPD) kommt über sein Zahlenwerk regelrecht ins Schwärmen: „Ich plane Zukunftsin­vestitione­n auf Rekordnive­au“, sagte er bei der Vorstellun­g der Finanzplan­ung 2019.

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