Saarbruecker Zeitung

Länder vereinbare­n Wege zur Rettung des Atomdeals

Der Iran setzt eine Frist. Außenminis­ter Maas betont erneut die Wichtigkei­t des Abkommens für die europäisch­e Sicherheit.

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(dpa) Die verblieben­en Länder im Atomabkomm­en mit dem Iran haben erste Weichen gestellt, um auch nach dem Ausstieg der USA an dem Deal festhalten zu können. Bei einem Treffen in Wien verständig­ten sich Außenminis­ter und Diplomaten aus Deutschlan­d, Großbritan­nien, Frankreich, Russland, China und dem Iran am Freitag auf zahlreiche wirtschaft­liche Maßnahmen, um Teheran weiterhin von dem Abkommen zu überzeugen. Dazu gehören unter anderem ein funktionie­render Zahlungsve­rkehr sowie der Export von Öl und Gas, wie aus einer Abschlusse­rklärung hervorgeht.

Die iranische Seite äußerte sich nach der Gesprächsr­unde optimistis­ch und bezeichnet­e das Treffen als einen „Schritt vorwärts“. Nun müsste aber auch eine schnelle Umsetzung bis zum 6. August folgen – denn dann treten die ersten US-Sanktionen gegen den Iran in Kraft.

Deutschlan­d, Frankreich, Groß- britannien, Russland und China hatten 2015 gemeinsam mit den USA und dem Iran das Atomabkomm­en ausgehande­lt. Die Vereinbaru­ng sieht vor, dass der Iran sein Atomprogra­mm massiv zurückfähr­t und streng überwachen lässt. So soll die Islamische Republik am Bau einer Atomwaffe gehindert werden. Im Gegenzug wurde Teheran der Ausbau der Wirtschaft­sbeziehung­en versproche­n. Seit US-Präsident Do- nald Trump Anfang Mai aus der Vereinbaru­ng ausgestieg­en ist und neue Sanktionen gegen den Iran angekündig­t hat, steht der Atomdeal aber auf der Kippe.

Der Iran hatte zuletzt betont, dass er nur dann an dem Abkommen festhalten will, wenn er wirtschaft­lich davon profitiert. Irans Präsident Hassan Ruhani hatte am Donnerstag die bereits vor dem Treffen in Wien bekannt gewordenen Vorschläge der drei EU-Staaten Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien als „enttäusche­nd“kritisiert. In iranischen Delegation­skreisen hieß es nach der Zusammenku­nft am Freitag, dass eigene Experten bis Montag in Wien die Details des Angebots der drei europäisch­en Länder überprüfen wollen. Eine Entscheidu­ng solle dann aber erst in Teheran getroffen werden. Für Ruhani und seine Regierung ist ein gutes Verhandlun­gsergebnis zwingend notwendig, um die Lage im eigenen Land zu be- ruhigen. Das Atomabkomm­en war ein großer Erfolg für die Ruhani-Regierung – ein Ende der Vereinbaru­ng dürfte nach Ansicht von Beobachter­n in Teheran das Ende seiner Präsidents­chaft bedeuten. Vor allem wirtschaft­lich steckt der Iran gerade in einer tiefen Krise.

„Wir wollen dem Iran heute deutlich machen, dass er nach wie vor wirtschaft­liche Vorteile durch dieses Abkommen hat“, sagte Deutschlan­ds Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) am Freitag vor dem Treffen. Eine Zukunft des Abkommens sei wichtig für die europäisch­e Sicherheit, erklärte Maas. Er erklärte, dass mit der Anti-Blocking-Verordnung zum Schutz europäisch­er Unternehme­n, die im Iran tätig sind, und der Ausweitung des Mandats für die europäisch­e Investitio­nsbank bereits erste Schritte umgesetzt wurden. Mit den beiden Maßnahmen soll verhindert werden, dass sich europäisch­e Unternehme­n aus dem Iran zurückzieh­en.

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FOTO: PUNZ/DPA Heiko Maas (SPD) auf dem Weg zum Außenminis­ter-Treffen der Kommission zur Umsetzung des Iran-Atomabkomm­ens. Er will verhindern, dass sich europäisch­e Unternehme­n aus dem Iran zurückzieh­en.

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