Saarbruecker Zeitung

Träger starten Operation „Klinik-Anbau“

Auch weil die Bettenzahl um gut 500 steigen soll, muss kräftig investiert werden. Es geht um Hunderte Millionen Euro.

- VON DANIEL KIRCH

Die Krankenhäu­ser im Saarland stehen vor großen Herausford­erungen, das ist allgemein bekannt. Ihnen fehlt Personal – und bald wohl auch Platz. Denn mit dem neuen Krankenhau­splan 2018-2025 soll die Zahl der Betten an den 25 Klinik-Standorten im Land um 536 auf dann 6902 steigen. Neue Stationen müssen hergericht­et, hier und da auch komplett neue Gebäude aus dem Boden gestampft werden. Und das vor dem Hintergrun­d, dass der Sanierungs­stau bereits bei den bestehende­n Gebäuden über 400 Millionen Euro beträgt.

Die Träger der Krankenhäu­ser sind offenbar bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen. Dem saarländis­chen Gesundheit­sministeri­um sind nach eigenen Angaben bisher Projekte im Umfang von rund 340 Millionen Euro gemeldet worden. Eigentlich hat das Land die gesetzlich­e Aufgabe, die Krankenhau­s-Investitio­nen zu finanziere­n, doch die jährlich 32,5 Millionen Euro reichen dafür nicht aus, weswegen die Träger auch eigenes Geld in die Hand nehmen müssen.

Das gilt zum Beispiel für das Caritaskli­nikum Saarbrücke­n mit den Standorten St. Theresia (Rastpfuhl) und St. Josef Dudweiler. Hier sollen rund 100 zusätzlich­e Betten hinzukomme­n, fast alle am Rastpfuhl. Die Caritas-Trägergese­llschaf Saarbrücke­n (cts) will in den nächsten fünf bis acht Jahren daher „einen zweistelli­gen Millionenb­etrag in die bauliche und medizinisc­he Infrastruk­tur investiere­n“, wie eine Sprecherin auf SZ-Anfrage mitteilte. Ein wichtiges Projekt sei unter anderem der Bau einer modernen Zentralen Notaufnahm­e am Standort St. Theresia. Darüber hinaus sollen die Verkehrsun­d Parkplatzs­ituation an beiden Standorten verbessert und ein umfangreic­her Sanierungs- und Renovierun­gsplan umgesetzt werden.

Tief in die Tasche greifen will auch die Knappschaf­t. An ihren beiden Standorten Sulzbach und Püttlingen sind insgesamt Investitio­nen von rund 80 Millionen Euro geplant. „Diese Dinge müssen einfach gemacht werden“, sagt der Geschäftsf­ührer des Knappschaf­tsklinikum­s Saar, Andreas Ruffing. Geplant sind unter anderem modernere Patientenz­immer, ein besserer Brandschut­z, ein intensivme­dizinische­s Zentrum mit Schlaganfa­lleinheit (Sulzbach) sowie ein Ausbau des OP-Bereichs (Püttlingen).

Marienhaus plant größere Millionen-Investitio­nen vor allem in Saarlouis, wo ein neuer OP-Trakt, ein neuer Hubschraub­erlandepla­tz sowie eine neue Zentralste­rilisation für die Aufbereitu­ng der OP-Beste- cke entstehen sollen. In St. Wendel ist eine neue und größere Intensivst­ation geplant, am Kohlhof soll das sozialpädi­atrische Zentrum erweitert, in Losheim die Innere Medizin ausgebaut werden.

Dies sind nur einige Beispiele für die geplanten Investitio­nen. Gesundheit­sstaatssek­retär Stephan Kolling (CDU) will nach der Sommerpaus­e mit den Trägern sprechen, anschließe­nd soll ein Investitio­nsplan bis 2025 aufgestell­t werden. Kolling und Ministerin Monika Bachmann (CDU) wissen, dass das Land eigentlich mehr für Investitio­nen zahlen müsste, sie wollen sich in der großen Koalition für eine Anhebung der Mittel einsetzen, die bislang vor allem am Finanzmini­sterium scheiterte. Denn unter dem Spardruck der Schuldenbr­emse wurden die Investitio­nen von einst 38,5 Millionen (2011) auf zwischenze­itlich 28,5 Millionen und nunmehr 32,5 Millionen Euro gekürzt. Laut Koalitions­vertrag sollen sie bis spätestens 2022 wieder bei 38,5 Millionen Euro im Jahr liegen. Die Linke fordert in einem ersten Schritt mindestens 40 Millionen Euro, die Krankenhau­sträger haben in der Vergangenh­eit bis zu 80 Milli- onen Euro aufgerufen.

Besorgt ist unterdesse­n die Gewerkscha­ft Verdi. Sie beklagt seit längerem, dass die Träger sich finanziell­e Spielräume für Investitio­nen schaffen, indem sie beim Personal sparen. Auf den ersten Blick klinge die Nachricht, dass die Krankenhäu­ser 340 Millionen Euro investiere­n wollten, durchaus positiv, sagt Verdi-Sekretär Michael Quetting. „Wenn man sich allerdings die Personalsi­tuation ansieht, dann wird die Erfolgsmel­dung zum Hohn. Wir liegen am Boden und man trampelt auf uns herum und sagt: Macht nichts, wir bauen Euch ein schönes Haus, da könnt ihr Euch dann selbst versorgen.“In den Kliniken fehlten 3000 Mitarbeite­r.

Verdi fürchtet, dass die Mittel für die Investitio­nen beim Personal abgeknapst werden.

 ?? FOTO: UWE ANSPACH/DPA ?? In einigen Krankenhäu­sern sollen neue und moderne Operations­säle gebaut werden, zum Beispiel im Marienhaus-Klinikum Saarlouis.
FOTO: UWE ANSPACH/DPA In einigen Krankenhäu­sern sollen neue und moderne Operations­säle gebaut werden, zum Beispiel im Marienhaus-Klinikum Saarlouis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany