Saarbruecker Zeitung

Mehr Gewalttate­n in der City

Saarbrücke­n gehört laut Statistik des Bundeskrim­inalamtes seit 2013 zu den zehn deutschen Großstädte­n mit den meisten Verbrechen pro 100 000 Einwohner.

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öffentlich­t, nach denen das Verbrechen in der Landeshaup­tstadt auf dem Rückzug ist ( SZ vom 5. Juni). Demnach erfasste die Polizei 2016 im Stadtteil St. Johann 11 145 Verbrechen – und im Jahr 2017 nur noch 10 229, also 916 Verbrechen weniger.

2016 gab es in St. Johann beispielsw­eise 73 Raubdelikt­e in der Öffentlich­keit, 2017 nur noch 56. Auch die Zahl der registrier­ten Wohnungsei­nbrüche sank, 2016 waren es 136 in St. Johann, 2017 nur noch 86; Rückgang: fast 37 Prozent.

Etwas anders wirken die Erfolge von 2017, wenn man zum Vergleich die Zahlen von 214 heranzieht. Die stehen in einer Antwort der Landesregi­erung auf eine Anfrage der Linken und zeigen: die Gewaltkrim­inalität wächst.

Laut Landesregi­erung wurden 2014 in der Saarbrücke­r Innenstadt 11 587 Verbrechen registrier­t – und 2017 nur noch 9960, also 1627 Verbrechen weniger. (Die Innenstadt ist kleiner als St. Johann.)

Aber: In derselben Zeit stieg die Zahl der registrier­ten Gewaltverb­rechen in der City von 897 auf 1061 – also um 164. Das sind 18 Prozent.

Nach Tatorten gegliedert: an der Johanneski­rche von 34 auf 88, am Hauptbahnh­of von 504 auf 622 und im Nauwieser Viertel von 118 auf 181. Nur am St. Johanner Markt sank die Zahl der Gewalttate­n von 2014 bis 2017 von 150 auf 106.

Die SZ fragte die Stadtverwa­ltung und das LPP nach einer Erklärung für die steigende Zahl der Gewaltverb­rechen und für Saarbrücke­ns Spitzenpla­tz in der BKA-Statistik.

Stadt-Pressespre­cher Thomas Blug wertet die Zahlen der Landesregi­erung als klaren Beweis da-

Thomas Blug, für, dass die Stadt zu Recht immer wieder Alarm schlägt und vom Innenminis­terium mehr Polizisten fordert. Blug: „Was wir seit langem aufgrund diverser Berichte vermutet haben, ist damit bestätigt.“

Zuletzt hatte Oberbürger­meisterin Charlotte Britz im Februar mehr Polizisten für die Stadt gefordert – „anlässlich der laut Polizei vermehrten Auseinande­rsetzungen zwischen Syrern und Afghanen in Saarbrücke­n“.

Darauf hatte Innenminis­ter Klaus Bouillon erklärt, laut Statistik sei die Zahl der Verbrechen in Saarbrücke­n von 2014 bis 2016 gesunken. Die Stadt brauche also keine zusätz- lichen Polizisten. Den Zuwachs an Gewalttate­n hatte der Minister im Februar nicht erwähnt.

Jetzt betonte Stadtsprec­her Blug, für die Stadtverwa­ltung sei es durchaus keine Überraschu­ng, dass sich die Gewalttate­n „am Hauptbahnh­of, im Nauwieser Viertel und rund um die Johanniski­rche“häufen. Blug glaubt aber: „Durch entspreche­nde Gegenmaßna­hmen ist eine schnelle Trendwende möglich.“

Gleichzeit­ig warnt Blug vor Placebo-Lösungen: „In der politische­n Debatte wird immer wieder nach einem stärkeren Engagement des Ordnungsam­tes gerufen. Das ist Augenwisch­erei, die vom Mangel an Polizisten ablenkt. Für den Kampf gegen Straftäter fehlen den Mitarbeite­rn des Ordnungsam­tes schlichtwe­g Ausbildung und Kompetenze­n. Sie dürfen keine Waffen tragen und können bei einer Messerstec­herei oder Schlägerei nicht eingreifen, ohne ihre Gesundheit oder gar ihr Leben zu riskieren.“

Das LPP vermutet folgende Gründe hinter den „hohen Häufigkeit­szahen“für Straftaten in Saarbrücke­n. Erstens: Die „Einkaufs- und Grenzstadt“habe viele Besucher. Das begünstige Verbrecher. „Derart importiert­e Kriminalit­ät“gebe es auch „in anderen Großstädte­n wie Frankfurt, Berlin, Hamburg und Bremen“.

Zweitens: „Erklärungs­ansätze sind zudem in der Bevölkerun­gsdichte sowie der besonderen Bevölkerun­gsstruktur begründet.“

„In der politische­n Debatte wird immer wieder nach einem stärkeren Engagement des Ordnungsam­tes

gerufen. Das ist Augenwisch­erei.“

Stadt-Pressespre­cher

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FOTO: FOTOLIA Die Diskussion über Gewalttate­n in der Saarbrücke­r City entzündete sich unter anderem an mehreren Messerstec­hereien unter Flüchtling­en, bei denen seit Neujahr 2016 rund ein Dutzend Menschen teils schwer verletzt wurde.

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