Bierhoffs Zickzackkurs zu Özil irritiert
(dpa) Mit einem irritierenden Schlingerkurs hat Oliver Bierhoff der emotionalen Debatte um die Zukunft von Mesut Özil in der Fußball-Nationalmannschaft neue Brisanz verliehen. Den Start zur von ihm versprochenen Aufarbeitung des deutschen WM-Desasters hat der DFB-Teammanager damit selbst gehörig verpatzt. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung heikler Aussagen zur Rolle Özils beim WM-Debakel ruderte Bierhoff am Freitag wieder zurück und sprach von einem Missverständnis und falschen Interpretationen.
„Es tut mir leid, dass ich mich da offenbar falsch ausgedrückt habe und diese Aussagen missinterpretiert werden. Sie bedeuten in keinem Fall, dass es im Nachhinein falsch gewesen sei, Mesut mitzunehmen“, sagte Bierhoff der „Bild“.
Bierhoffs Sätze in einem Gespräch mit der Zeitung „Die Welt“vom Freitag lasen sich noch so, als sei bei Özil zumindest ein Teil der Schuld für das WM-Aus des deutschen Teams zu suchen. „Wir haben Spieler bei der deutschen Nationalmannschaft bislang noch nie zu etwas gezwungen, sondern immer versucht, sie für eine Sache zu überzeugen. Das ist uns bei Mesut nicht gelungen. Und insofern hätte man überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet“, sagt Bierhoff dort.
Özils Zukunft in der Nationalelf schien durch Bierhoffs Nachtreten, mit dem er die WM-Nominierung des Weltmeisters nachträglich infrage stellte, ungewisser denn je. Zudem befeuerten die Sätze die vergiftete Debatte um die Konsequenzen aus der Erdogan-Affäre aufs Neue. Für den wegen der Fotos mit dem türkischen Präsidenten heftig kritisierten Özil scheint ein Neuanfang in der Nationalelf ohnehin schwierig. Nach dieser Verbalspitze wäre eine Nominierung für die ersten Länderspiele gegen Frankreich (6. September) und Peru (9. September) praktisch unmöglich gewesen.
Doch dann korrigierte sich Bierhoff. Ein Ende der DFB-Karriere Özils habe er nicht implizieren wollen. Er habe sich missverständlich ausgedrückt. Özil werde „auch in Zukunft genauso sportlich beurteilt wie jeder andere Spieler auch“. Durch diesen Zick-Zack-Kurs sieht sich DFB-Direktor nach dem nächsten Kapitel verunglückter Krisenkommunikation erneut mit unbequemen Fragen nach seiner Rolle konfrontiert. Und unklar bleibt: Was hat der 50-Jährige denn nun wirklich gemeint?