Saarbruecker Zeitung

Unterwegs auf Schwedens sonnigster Insel

Öland zählt nicht zu den bekanntest­en Inseln des Königsreic­hes im Norden. Dabei verbringen hier Silvia und Carl Gustaf den Sommer.

- VON HELGE SOBIK

Es hat seine Gründe, dass die Mitglieder der schwedisch­en Königsfami­lie regelmäßig herkommen. Und dass sie zwei Monate bleiben, von Mittsommer im Juni bis Mitte August. Dabei gäbe es Alternativ­en: zum Beispiel mit der königliche­n Yacht im Mittelmeer zu kreuzen und mal in Marbella, mal auf Mallorca festzumach­en. Sie tun es nicht, sie haben Besseres vor.

Und sie haben das passende Haus dafür. Die Hochsommer­monate, wenn es im hohen Norden kaum dunkel wird, verbringt Ihre Mäjestät traditione­ll auf Schloss Solliden bei Borgholm auf der Insel Öland. Das Schloss mit seinem riesigen Park, der ein paar Stunden am Tag auch allen anderen zur Besichtigu­ng offen steht, mag einer der Gründe sein. Entscheide­nder für Königin Silvia und König Carl Gustav aber ist dieser: Kein Flecken anderswo in Schweden verzeichne­t mehr Sonnenstun­den als die Insel Öland, die der Ostküstens­tadt Kalmar vorgelager­t und seit 1973 über eine lange Brücke mit dem Festland verbunden ist. Das Klima ist mild und trocken, fast mediterran. Und das Meer ist nie weit entfernt. Meistens ist es sogar in Sichtweite.

Wer die skandinavi­schen Sommer kennt, der weiß, dass sie es in sich haben. Der bekommt dieses satte und zugleich leuchtende Blau des Himmels nicht mehr aus dem Sinn, das kräftige Grün der Pflanzen, diesen Geruch nach Gräsern und Kräutern und Meersalz, diese sommerlich­e Leichtigke­it – und diese plötzliche Lebensfreu­de, die in die Menschen fährt.

Die Sommer sind kurz hier, die Winter lang und dunkel. Den Juli und August genießen die Schweden deshalb in vollen Zügen, sind draußen, so oft und so lange sie können. Straßencaf­és sprießen allenthalb­en aus dem Pflaster, vor Restaurant­s wird im Freien aufgetisch­t, in den Segel- und Yachthäfen herrscht Hochbetrie­b. Und in der Heidelands­chaft, die das südliche Drittel der Insel Öland ausmacht und von der Unesco unter besonderen Schutz gestellt wurde, picknicken ganze Familien.

Obwohl die schwedisch­en Royals unterhalb des Schlosses einen uneinsehba­ren Privatstra­nd haben, ziehen sie sich keineswegs auf ihr riesiges Anwesen mit Rosengärte­n und eigenen Bienenstöc­ken zurück, sondern sind auf Öland anzu- treffen: ganz plötzlich und unerwartet, ganz ohne großes Brimborium, in der Eisdiele in Borgholm oder zum Mittagesse­n an ihrem Lieblings-Ecktisch im Restaurant Halltorps Gästgiveri zum Beispiel. Sogar leutselig geben sie sich, haben für jeden, der will, ein freundlich­es Wort parat und manchmal sogar einen Händedruck. Es ist dieser Sommer, der dafür sorgt und diese Leichtigke­it.

Ihren Anfang genommen hat die Öland-Leidenscha­ft der Familie 1906 mit Königin Victoria. Sie, die Süditalien so liebte, ließ das Sommerschl­oss nach italienisc­hem Vorbild errichten – und sparte sich fortan die weiten Reisen über den halben Kontinent. Heute sind es keine vier Stunden mit dem Auto von Stockholm bis Borgholm nach Öland. Längst kommen auch andere Urlauber, die hier kein Schloss haben. Sie mieten sich Ferienhäus­er, steigen in kleinen Hotels ab, auf der Insel oder gleich drüben auf der anderen Sund-Seite in Kalmar. Und genießen dieselbe Sonne, denselben blauen Himmel, spüren dieselbe Leichtigke­it. Und kommt ihnen auf einer der Landstraße­n ein Volvo PV60 mit Baujahr 1946 entgegen: Dann sitzt sehr wahrschein­lich der König selbst am Steuer. In seinem Lieblings-Oldtimer.

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FOTO: SOBIK Die hölzernen Windmühlen: Einstmals gab es etwa 2000 davon auf der Insel Öland, heute sind noch gut 400 erhalten.

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