Spaniens Surfparadies im tiefen Süden
Die Küstenregion Costa de la Luz ist der ideale Ort, um auf den Wellen des Atlantiks zu reiten.
CÁDIZ (dpa) Die Strandbar, in der Pierce Brosnan einen Mojito schlürfte, war eigentlich ein Badehaus von 1926. Heute befindet sich in dem Gebäude ein archäologisches Unterwasserzentrum. Doch für den James-Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“musste sich die südspanische Stadt Cádiz am Atlantik kurzerhand in Havanna verwandeln.
Allzu schwierig war das allerdings nicht. Die alte Hafenfestung Castillo de Santa Catalina von 1554 könnte so auch in Kubas Hauptstadt stehen. Die Verbindung zwischen beiden Städten lässt sich historisch erklären: „Cádiz wurde im 16. Jahrhundert vollständig von Piraten zerstört und zeitgleich mit vielen spanischen Kolonialstädten wiedererrichtet“, sagt Juan Ramón Ramírez Delgado von den Städtischen Museen.
Besondere Bedeutung erlangten Cádiz und die Costa de la Luz, die „Küste des Lichts“, zur Zeit der Entdeckung Amerikas. Denn von dem verschlafenen Örtchen Palos de la Frontera bei Huelva stach Christoph Kolumbus am 3. August 1942 in See. An jene Zeit erinnern heute Seekarten und Gemälde, die in dem Franziskanerkloster La Rábida ausgestellt sind.
Wer vom Kloster nach Westen bis Ayamonte an der Grenze zu Portugal fährt, findet unterwegs einsame Sandstrände und Dünenlandschaften. Fahren Urlauber dagegen nach Südosten, gelangen sie nach in den eindrucksvollen Doñada-Nationalpark, mit 53 000 Hektar Fläche eines der größten Feuchtgebiete Europas. Die Landschaft aus Pinienwäldern, Feuchtwiesen und Dünenlandschaften ist die Heimat un- zähliger Vogelarten, Hirsche – und iberischer Luchse. An der Südspitze des Nationalparks setzt man über den Guadalquivir nach Sanlúcar de Barrameda über. Der quirlige Ort an der Flussmündung zum Atlantik ist bekannt für seinen Sherry, Fisch und zahlreiche Kirchen, Klöster und Stadtpaläste.
Die Costa de la Luz ruft auch weiterhin Entdecker auf den Plan. Wer zwischen Ayamonte und Tarifa taucht, kann historische Wracks mit Kanonen sehen, die mit Gold und Silber beladen aus der Neuen Welt zurückkamen.
Südlich von Cádiz beginnt die vielleicht schönste Küstenregion Spaniens. An den kilometerlangen, teils menschenleeren Sandstränden gibt es nur wenige Küstendörfer wie Conil de la Frontera, Caños de Meca oder Zahara de los Atunes. Zahara ist für seine Thunfisch-Restaurants und den acht Kilometer langen Sandstrand landesweit bekannt. Eines der schönsten Dörfer ist Vejer de la Frontera, das jedoch etwas von der Küste entfernt liegt.
Der ständige Wind ist ein Grund, warum die traumhaft schönen Strände hier im äußersten Süden Andalusiens nicht mit Ferienanlagen und Hotelburgen verbaut sind. Und er ist dafür verantwortlich, dass die Costa de la Luz zu den hippesten Küsten Spaniens gehört – und die Region das europäische Surf-Mekka schlechthin ist. In einstmals eher ruhigen Ortschaften wie El Palmar, Punta Paloma und Valdevaqueros haben angesagte Strandbars und moderne Hotels für das junge Publikum eröffnet. Die meisten zieht es nach Tarifa, die südlichste Stadt des europäischen Festlands. Hier liegen die Berge Andalusiens und das nordmarokkanische Riff-Gebirge nur 14 Kilometer voneinander entfernt.
Katharina Heyer freut sich hingegen, wenn der Wind mal etwas nachlässt. Die gebürtige Schweizerin hat vor fast 20 Jahren ihren Job als Modedesignerin an den Nagel gehängt, um sich dem Schutz von Walen und Delfinen in der vielbefahrenden Straße von Gibraltar zwischen Tarifa und Marokko zu widmen. Ihre Stiftung Firmm erforscht das Leben der Tiere in der Meerenge, bietet WhalewatchingTouren an. Aber sehen Reisende überhaupt Wale und Delfine in der am meisten befahrenen Meeresstraße der Welt? „Die Meerenge ist zwar stark befahren, gleichzeitig aber auch sehr nährstoffreich“, sagt Heyer. „Zudem jagen Wale wie Delfine den riesigen Thunfischschwärmen nach, die zum Laichen vom Atlantik ins Mittelmeer schwimmen.“
Thunfisch können die Urlauber auch auf dem Teller im Restaurant in einem der kleinen, weißen Dörfer oder in Cádiz genießen. Im Anschluss darf es gerne ein Mojito sein, wie bei James Bond.