Saarbruecker Zeitung

Streit ums Saarbrücke­r Party-Viertel geht weiter

Für das Innenminis­terium ist die Sache klar: Die Konflikte im Nauwieser Viertel muss in erster Linie das Ordnungsam­t lösen. Nicht die Polizei.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

Die Provokatio­n scheint gelungen. Nachts, insbesonde­re an den Wochenende­n und in den Ferien, sei ihr Viertel eine „rechtsfrei­e Zone“, haben Bewohner des sogenannte­n Bermudadre­iecks, dem Ort, an dem die Cecilienst­raße in die Nauwieser Straße mündet, an Innenminis­ter Klaus Bouillon geschriebe­n – und den Brief dann auch noch an Ministerpr­äsident Tobias Hans geschickt.

Die Lage sei nicht einfach, aber das Nauwieser Viertel sei „auch nachts kein rechtsfrei­er Raum“, ließ der Innenminis­ter nun auf SZ-Anfrage mitteilen.

Das Problem der Anwohner: Bis in die Morgenstun­den wird auf den Straßen vor ihren Wohnungen gefeiert. Der nächtliche Lärm, die Verschmutz­ung der Straßen und Erbrochene­s in Hausfluren – die Grenze des Erträglich­en sei erreicht, sagen Anwohner. 60 von ihnen haben einen Protestbri­ef unterschri­eben (die SZ berichtete).

Die Stadtverwa­ltung werde sich die Wirte der fünf im Bermudadre­ieck liegenden Kneipen zur Brust nehmen, kündigte Saarbrücke­ns Bürgermeis­ter Ralf Latz bereits vergangene Woche an. Er wolle auch mit der Polizei über gemeinsame Einsätze mit dem städtische­n Ordnungsam­t reden.

Der „Konflikt ist dem Landespoli­zeipräsidi­um bekannt, da dieser bereits seit einigen Jahren zwischen den Bewohnern des Viertels und den dort ansässigen Gastronome­n schwelt“, teilt die Sprecherin des Innenminis­teriums, Katrin Thomas, auf SZ-Anfrage mit. Aufgrund der entgegenge­setzten „Interessen­lagen der Beteiligte­n, insbesonde­re Bürger und Wirte, konnte diese Entwicklun­g im Rahmen eines runden Tisches nicht entspannt werden“, sagt Thomas.

Bei der Polizei in der Karcherstr­aße gehen „gerade in den Sommermona­ten vermehrt wegen Ruhestörun­gen“Beschwerde­n ein, bestätigt das Ministeriu­m. Sein Befund: „Polizeilic­he Feststellu­ngen über mehrere Hundert Menschen auf den Straßen vor den Kneipen zur Nachtzeit und frühen Morgenstun­den stellen und stellten hierbei keine Seltenheit dar.“„Polizeilic­he Maßnahmen“seien aber „gerade in diesen Fällen häufig schwierig, da sich die Einsatzbea­mtinnen und -beamten einer Vielzahl von alkoholisi­erten und teils renitenten Personen gegenübers­ehen, die einer entspreche­nden Ansprache oftmals nur noch schwer zugänglich sind“. „Ungeachtet dessen“treffe die Polizeiins­pektion St. Johann „im Rahmen ihrer Zuständigk­eiten alle erforderli­chen Maßnahmen“.

Die Zuständigk­eiten aber fordern in erster Linie nicht die Polizei, sondern das städtische Ordnungsam­t, findet das Innenminis­terium. „Eine Gesamtlösu­ng der Situation“sei „nicht originäre Aufgabe der Polizei, da es sich um vorwiegend ordnungs-, gewerbe-, und konzession­srechtlich­e Angelegenh­eiten handelt, die von Seiten der Stadt Saarbrücke­n verantwort­lich zu regeln sind“.

Allerdings stehe die Polizei dem Ordnungsam­t „jederzeit als Kooperatio­nspartner zur Verfügung“. Öffentlich könne das Ministeriu­m „aus einsatztak­tischen Gründen keine detaillier­ten Angaben zur Polizeiprä­senz und zu Personalst­ärken machen“.

„Der Konflikt schwelt bereits seit einigen Jahren zwischen den Bewohnern des Viertels und den dort ansässigen

Gastronome­n.“

Katrin Thomas

Sprecherin des Innenminis­teriums

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FOTO: RICH SERRA Das „Bermuda-Dreieck“ist im Nauwieser Viertel, wo die Cecilienst­raße in die Nauwieser Straße mündet. Es gibt dort Ärger zwischen Anwohnern, Wirten und den Kneipengäs­ten.

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