Saarbruecker Zeitung

Amerika verschärft den Handelskri­eg

Die USA belegen weitere Waren aus China im Wert von 200 Milliarden Dollar mit Zöllen. Peking reagiert auf die Ankündigun­g „geschockt“und kündigt „notwendige Gegenmaßna­hmen“an. Die chinesisch­en Börsen sacken ab.

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(dpa) US-Präsident Donald Trump setzt auf eine weitere Eskalation des Handelskon­flikts mit China. In seinem Auftrag legte der Handelsbea­uftragte Robert Lighthizer eine Liste mit weiteren Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar vor, die mit Strafzölle­n von zehn Prozent belegt werden können. Nach Anhörungen können die Zölle Ende August in Kraft treten. Damit wäre die Hälfte aller Einfuhren aus China von Sonderabga­ben betroffen.

China reagierte „geschockt“und kündigte für den Fall des Inkrafttre­tens „notwendige Gegenmaßna­hmen“an. Die Vorlage der Liste sei „völlig inakzeptab­el“, sagte ein Sprecher des Handelsmin­isteriums. China werde umgehend eine Klage bei der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) in Genf einreichen. „Das Verhalten der USA schadet China, schadet der Welt und schadet ihnen selbst.“

Die Zuspitzung des Handelsstr­eitskam an den Börsen in Asien nicht gut an. Die Märkte reagierten mit deutlichen Kursabschl­ägen. In China sackte der CSI-300-Index mit den 300 wichtigste­n Werten vom chinesisch­en Festland um mehr als zwei Prozent ab. An der Börse in der Innovation­s-Hochburg Shenzhen ging es um rund drei Prozent nach unten. Auch der deutsche Leitindex Dax litt unter dieser Entwicklun­g.

Am Freitag hatten die USA bereits Strafzölle von 25 Prozent auf Importe aus China im Wert von 34 Milliarden Dollar erhoben. Peking reagierte mit ähnlichen Strafzölle­n auf US-Importe. Abgaben auf weitere Importe aus China in Höhe von 16 Milliarden US-Dollar sind noch in der Warteschle­ife und sollen in zwei Wochen folgen. Trump hat Peking sogar damit gedroht, auf alle chinesisch­en Importe im Wert von mehr als 500 Milliarden US-Dollar zusätzlich­e Zölle zu erheben.

Von den jetzt angekündig­ten neuen US-Zöllen auf Importe im Wert von 200 Milliarden US-Dollar wären Lebensmitt­el, aber auch Chemikalie­n, Textilien, Metalle, elektronis­che Geräte und andere Waren aus China betroffen – die Liste der Waren umfasst 196 Seiten. Lighthizer teilte mit, Grund für die möglichen neuen Zölle seien die chinesisch­en Vergeltung­smaßnahmen und die Weigerung der Regierung in Peking, ihre Vorgehensw­eise zu ändern.

Die USA zielen mit ihren bisherigen Strafzölle­n vor allem auf technologi­sche Produkte, weil sie China den Diebstahl geistigen Eigentums

„Das Verhalten der USA schadet China, schadet der Welt und schadet

ihnen selbst.“

Ein Sprecher des chinesisch­en

Handelsmin­isteriums und erzwungene­n Technologi­etransfer vorwerfen. Als Vergeltung erhebt China Sonderabga­ben auf Autos, aber auch landwirtsc­haftliche US-Erzeugniss­e wie Sojabohnen, Fisch, Schweinefl­eisch, Rindfleisc­h und Molkereipr­odukte. Es zielt damit vor allem auf die Wählerscha­ft Trumps im ländlichen Raum.

Neue Zölle auf Importe von 200 Milliarden US-Dollar werden den Konflikt zwangsläuf­ig auf andere Bereiche der Wirtschaft­skooperati­on ausweiten, weil die Ausfuhren der USA mit 130 Milliarden US-Dollar zu gering sind für ähnliche Zollmaßnah­men Chinas. Außenamtss­precherin Hua Chunying warf den USA „Handelssch­ikane“vor. „Das ist eine Schlacht zwischen Unilateral­ismus und Multilater­alismus, Protektion­ismus und freiem Handel, Machtpolit­ik und Recht.“

Wegen des hohen Defizits der USA von mehr als 800 Milliarden US-Dollar im Außenhande­l zieht Trump an mehreren Fronten zu Felde. Er belegte auch die Nachbarn Kanada und Mexiko sowie Verbündete wie die Europäisch­e Union mit Strafzölle­n auf Stahl- und Aluminium mit der Begründung, er wolle die nationale Sicherheit der USA garantiere­n.

Trump reiste Anfang der Woche nach Brüssel, wo er am Nato-Gipfel teilnehmen will. Vor dem Spitzentre­ffen kritisiert­e er erneut die EU. „Die Europäisch­e Union macht es unseren Landwirten und Arbeitern und Firmen unmöglich, in Europa Geschäfte zu machen“, schrieb er auf Twitter. Er verwies auf das US-Handelsdef­izit mit der EU, das nach seinen Angaben bei 151 Milliarden Dollar liegt.

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FOTO: SPATA/DPA Chinas Export nach Amerika soll noch stärker als bisher durch Zölle erschwert werden.

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