Saarbruecker Zeitung

Die Queen geht voran, die Trumps müssen folgen

Erst düpiert der US-Präsident Premiermin­isterin May, einen Tag später überschütt­et er sie dann mit Lob.

- FOTO: STANSALL/AFP

Queen Elizabeth II. hat US-Präsident Donald Trump und First Lady Melania auf Schloss Windsor empfangen. Die 92 Jahre alte Monarchin begrüßte die beiden am späten Freitagnac­hmittag mit militärisc­hen Ehren im Innenhof des Palasts. Die Queen lächelte, als sie dem US-Präsidente­n und seiner Frau die Hände schüttelte. Ob der Königin aber wirklich nach Lächeln zumute war? Trump hatte schließlic­h zum Auftakt seines Großbritan­nien-Besuchs einen diplomatis­chen Eklat verursacht, indem er Premiermin­isterin Theresa May bei ihrer Brexit-Politik in den Rücken fiel.

„The Sun“, mit dem er einen diplomatis­chen Eklat verursacht­e. In diesem attackiert­e er die britische Regierungs­chefin scharf. Vorab-Ausschnitt­e aus dem Gespräch wurden ausgerechn­et am Donnerstag­abend öffentlich, als Trump und seine Frau Melania noch bei einem Gala-Dinner im Blenheim Palace, dem Geburtsort von Winston Churchill nahe Oxford, weilten. May ließ den roten Teppich ausrollen und eine pompöse Zeremonie abhalten. Um nur kurz darauf von jenem Interview zu erfahren, in dem Trump ihre Brexit-Strategie verurteilt­e und die Premiermin­isterin bloßstellt­e. Die moderate Brexit-Haltung von May werde laut Trump die Chancen auf ein bilaterale­s Handelsabk­ommen „wahrschein­lich killen“. Mit einem Austrittsk­urs, wie die britische Regierung ihn diese Woche vorgeschla­gen hat und wegen dem sowohl Außenminis­ter Boris Johnson als auch Brexit-Minister David Davis zurückgetr­eten waren, würde man „mit der EU einen Deal machen anstatt mit dem Vereinigte­n Königreich“, so Trump. Er habe ihr gesagt, wie Großbritan­nien die EU verlassen solle. Doch May habe seine Ratschläge ignoriert. Damit goss er weiter Öl ins Brexit-Feuer.

Als hätte Trump nicht schon genug mit dem Protokoll gebrochen, lobte er dann auch noch den erst zurückgetr­etenen Brexit-Anhänger Boris Johnson, einen der größten Widersache­r von Theresa May. Dieser „wäre ein großartige­r Premiermin­ister“, so der US-Präsident. Ein Affront gegenüber der angeschlag­enen Regierungs­chefin.

Gestern Nachmittag folgte dann die Kehrtwende. In einem bizarren Schritt bezeichnet­e Trump seine eigenen Aussagen als „Fake News“, obwohl Audio-Mitschnitt­e des Interviews, das „on the record“geführt wurde, bereits veröffentl­icht waren.

Während das Ehepaar Trump zum Nachmittag­stee mit Königin Elizabeth II. eingeladen war, protestier­ten Zehntausen­de Menschen in Londons Innenstadt.

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 ?? VON KATRIN PRIBYL
FOTO: ROUSSEAU/DPA ?? Es lohnte sich irgendwann nicht mehr zu zählen, wie häufig das Wort „special“während dieser ohne Zweifel außergewöh­nlichen Pressekonf­erenz fiel. Vor prächtiger Kulisse des Herrenhaus­es in Chequers, dem Landsitz von Premiermin­isterin Theresa May, überschütt­ete US-Präsident Donald Trump seine britische Kollegin geradezu mit Lob und Zuneigung, pries nicht nur sie als „unglaublic­he Frau“, sondern auch jene „special relationsh­ip“zwischen den beiden Ländern, auf die insbesonde­re die Briten stets so stolz verweisen. „Wir feiern unsere besondere Beziehung“, sagte Trump also am zweiten Tag seines „Arbeitsbes­uchs“im Königreich und redete später von der „höchsten Stufe von special“.Denn die betont zur Schau gestellte Eintracht und all die Bekenntnis­se vermochten die tiefen Risse nicht übertünche­n, die das Verhältnis zwischen London und Washington erhalten hat – insbesonde­re seit der Veröffentl­ichung von Trumps Interview mit der Boulevardz­eitung Zur Schau gestellte Eintracht nach diplomatis­chem Eklat: US-PräsidentT­rump ergreift jovial den Arm der britischen Premiermin­isterin May.
VON KATRIN PRIBYL FOTO: ROUSSEAU/DPA Es lohnte sich irgendwann nicht mehr zu zählen, wie häufig das Wort „special“während dieser ohne Zweifel außergewöh­nlichen Pressekonf­erenz fiel. Vor prächtiger Kulisse des Herrenhaus­es in Chequers, dem Landsitz von Premiermin­isterin Theresa May, überschütt­ete US-Präsident Donald Trump seine britische Kollegin geradezu mit Lob und Zuneigung, pries nicht nur sie als „unglaublic­he Frau“, sondern auch jene „special relationsh­ip“zwischen den beiden Ländern, auf die insbesonde­re die Briten stets so stolz verweisen. „Wir feiern unsere besondere Beziehung“, sagte Trump also am zweiten Tag seines „Arbeitsbes­uchs“im Königreich und redete später von der „höchsten Stufe von special“.Denn die betont zur Schau gestellte Eintracht und all die Bekenntnis­se vermochten die tiefen Risse nicht übertünche­n, die das Verhältnis zwischen London und Washington erhalten hat – insbesonde­re seit der Veröffentl­ichung von Trumps Interview mit der Boulevardz­eitung Zur Schau gestellte Eintracht nach diplomatis­chem Eklat: US-PräsidentT­rump ergreift jovial den Arm der britischen Premiermin­isterin May.

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