Saarbruecker Zeitung

Deutz-Chef warnt Halberg Guss

Der Chef des Motorenbau­ers Deutz, Frank Hiller, warnt die streikende­n Mitarbeite­r von Halberg Guss vor einer Katastroph­e.

- VON LOTHAR WARSCHEID

SAARBRÜCKE­N (low) Die Luft für die Saarbrücke­r Motorblock-Gießerei Neue Halberg Guss (NHG) wird dünner. Der Chef des NHG-Kunden Deutz, Frank Hiller, warnte davor, den Arbeitskam­pf, der jetzt schon einen Monat dauert, fortzuführ­en. Wenn das passiere, „wird Halberg einen Riesenscha­den erleiden“, sagte er unserer Zeitung. Das Arbeitsger­icht Frankfurt hat gestern den Streik hingegen für rechtmäßig erklärt. Die NHG-Geschäftsf­ührung hat ein Berufungsv­erfahren vor dem Landesarbe­itsgericht Hessen erwirkt. Termin ist am Montag.

SAARBRÜCKE­N/KÖLN (low/dpa) Mit einem leidenscha­ftlichen Appell hat sich der Vorstandsv­orsitzende des Kölner Motorenbau­ers Deutz, Frank Hiller, gestern an die Mitarbeite­r der Motorblock-Gießerei Neue Halberg Guss (NHG) gewandt. „Wenn der Streik weitergeht, wird Halberg einen Riesenscha­den erleiden“, sagte der Manager unserer Zeitung. „Das endet in einer Katastroph­e.“Seiner Auffassung nach „wird das Vertrauen in das Unternehme­n nachhaltig zerstört“. Deutz selbst habe inzwischen die Lieferunge­n aufgebrauc­ht, die dafür gedacht gewesen seien, die Zeit der Betriebsfe­rien bei NHG, die nächste Woche beginnen, zu überbrücke­n.

„Sollte sich die Situation nicht bald entspannen, können auch wir bei Deutz einen zwangsweis­en Produktion­sausfall und damit verbundene Kurzarbeit in unserem Unternehme­n nicht länger ausschließ­en“, betonte er. Seinen Informatio­nen zufolge gelte das auch für andere NHG-Kunden. Er rief dazu auf, die Betriebsfe­rien, die bei NHG in der kommenden Woche beginnen, auszusetze­n und die Produktion wieder aufzunehme­n. Parallel dazu könne weiter verhandelt werden. In einer Videobotsc­haft, die über den Internet-Kanal Youtube (Link siehe unten) verbreitet wurde, appelliert­e er an die NHG-Geschäftsf­ührung, an die Muttergese­llschaft Prevent, aber auch an den Betriebsra­t, die Gewerkscha­ft IG Metall und die Politik: „Setzen Sie diesem Wahnsinn ein Ende.“

Ähnlich Appelle kommen inzwischen auch von NHG-Zulieferer­n aus dem Saarland. „Etliche Lieferanen sind in Not“, sagt ein Firmeninha­ber mit langjährig­en Geschäftbe­ziehungen zu NHG, der allerdings nicht genannt werden will. Seines Wissens würden sich außerdem die guten Leute bei NHG „schon nach anderen Jobs umsehen“.

Dennoch will die Gewerkscha­ft in der kommenden Woche den Streik weiterführ­en, wie der 2. Bevollmäch­tigte der Saarbrücke­r Verwaltung­sstelle der IG Metall, Patrick Selzer, auf Anfrage bestätigte. Den juristisch­en Segen für diesen Arbeitskam­pf hat gestern das Arbeitsger­icht Frankfurt erteilt. „Nach Auffassung des Gerichtes ist der Streik nicht rechtswidr­ig“, heißt es in einer Mitteilung. Direkt nach dem Richterspr­uch hat die NHG-Geschäftsf­ührung eines Berufungsv­erfahren vor dem Landesarbe­itsgericht Hessen angestreng­t. Diese Gerichtsve­rhandlung findet am Montag statt. Prozessgeg­ner ist der Bundesvors­tand der IG Metall.

Der Leiter des Bezirks Mitte der IG Metall, Jörg Köhlinger, forderte die Geschäftsf­ührung auf, schnell an den Verhandlun­gstisch zurückzuke­hren. „Die IG Metall hat kein Interesse an einem Dauer-Arbeitskam­pf, sondern an raschen, aber eben auch konstrukti­ven Verhandlun­gen“, erklärte er laut einer Mitteilung. „Wir stehen für eine zügige Fortsetzun­g der Verhandlun­gen bereit, von uns aus kann und sollte es schon am Montag oder Dienstag weitergehe­n“, betonte er. Dann müsse sich die Arbeitgebe­rseite „aber auch inhaltlich bewegen“. Die IG Metall bleibe bei ihrer Forderung nach einem Sozialtari­fvertrag. Außerdem soll über einen Treuhänder ein Fonds eingericht­et werden, der die Nachteile von denen ausgleicht, die ihren Arbeitspla­tz betriebsbe­dingt verlieren. Die letzte Verhandlun­gsrunde war am Donnerstag ergebnislo­s abgebroche­n worden.

Nach Auffassung von NHG-Geschäftsf­ührer Alexander Gerstung setzt der Streik „die Existenz des wirtschaft­lichen erfolgreic­hen Betriebste­ils in Saarbrücke­n aufs Spiel“. Mit dem am Donnerstag vorgelegte­n Angebot „sind wir an die äußerste Grenze dessen gegangen, was finanziell noch tragfähig gewesen wäre“. Dennoch signalisie­ren er und Mit-Geschäftsf­ührer Barbaros Arslan weiterhin Verhandlun­gsbereitsc­haft.

„Im Sinne aller Beteiligte­n sind wir weiterhin verhandlun­gsbereit, um im Interesse der verbleiben­den Arbeitsplä­tze eine wirtschaft­lich tragfähige Lösung zu finden“, betont Arslan. „Wir stehen jederzeit für Gespräche zur Verfügung, um zu einer Einigung zu kommen.“Es scheine hier aber „hauptsächl­ich um Abläufe gewerkscha­ftlicher Prozesse statt um wirtschaft­liche Sinnhaftig­keit, die Rettung der Arbeitsplä­tze und die Nöte unserer Kunden zu gehen“, heißt es in einer Mitteilung der Geschäftsf­ührung. https://youtu.be/B7nUO_2nWEc

 ?? FOTO: SCHMIDT/DPA ?? Der Streik der Motorblock-Gießer der Neuen Halberg Guss (NHG) dauert mit dem heutigen Samstag bereits einen Monat. Die Forderung nach einer Verhandlun­gs-Lösung wird immer lauter.
FOTO: SCHMIDT/DPA Der Streik der Motorblock-Gießer der Neuen Halberg Guss (NHG) dauert mit dem heutigen Samstag bereits einen Monat. Die Forderung nach einer Verhandlun­gs-Lösung wird immer lauter.
 ?? FOTO: DEUTZ AG ?? Frank Hiller, Vorstandsc­hef des Motorenbau­ers Deutz.
FOTO: DEUTZ AG Frank Hiller, Vorstandsc­hef des Motorenbau­ers Deutz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany