Saarbruecker Zeitung

Die Saar-Linken haben den Ernst der Lage nicht erkannt

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Um Politik geht es bei den saarländis­chen Linken schon lange nicht mehr. Obwohl, ganz stimmt das nicht, zumindest die Landtagsfr­aktion macht ihre Arbeit, wenn auch mit starkem Leistungsg­efälle zwischen den einzelnen Abgeordnet­en. Aber der Landesverb­and gibt ein erbärmlich­es Bild ab, und das schon seit Jahren. Warum fällt es den Linken, die so gerne Solidaritä­t und gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme in der Gesellscha­ft predigen, so schwer, untereinan­der einigermaß­en klarzukomm­en und sich mit zivilisier­ten europäisch­en Umgangsfor­men zu begegnen?

Oskar Lafontaine entschuldi­gt das seit Jahren damit, neue Parteien hätten nun einmal stets das Problem, dass sie auch schwierige Leute anziehen. Aber elf Jahre nach der Gründung der Linken zieht dieses Argument allmählich nicht mehr. Die Linke hat ein ähnliches Problem wie die AfD im Saarland: Sie hat Glücksritt­er und Querulante­n in ihren Reihen. Und beide Parteien teilen das Problem, dass diese Spezies von Mitglieder­n nicht nur in der Mitgliedsc­haft überrepräs­entiert ist, sondern dass sie auch zentrale Positionen in der Partei besetzt – bis hinauf in den Landesvors­tand.

Für die Linke wäre es höchste Zeit, die Manipulati­ons-Vorwürfe aufzukläre­n, die ja nicht irgendwer erhoben hat, sondern die ehemalige Landesvors­itzende Astrid Schramm und der bisherige Landesgesc­häftsführe­r Leo Stefan Schmitt. Schramm hatte bei ihrem Abschied gesagt, man könne nicht mit Sicherheit sagen, ob wirklich alle, die in der Mitglieder­datenbank geführt sind, tatsächlic­h und wissentlic­h Mitglieder der Linken sind. Das war ein Hammer! Der neue Landesvors­tand hätte sofort und um jeden Preis versuchen müssen, die Mitglieder­verwaltung in Ordnung zu bringen. Dass dies nach Ansicht eines Teils des Landesvors­tands nicht passiert ist, zeigt, in welch’ bedenklich­em Zustand diese Partei ist.

Die Partei wohlgemerk­t, die den staatstrag­enden Teil der Opposition im Landtag repräsenti­ert.

Das Grundprobl­em hat sich nicht geändert: Die Linke hat nach dem Rücktritt von Jochen Flackus niemanden mehr von Rang, der die beiden verfeindet­en Lager zusammenfü­hren könnte. Dass ein Mann wie Heinz Bierbaum hinschmeiß­t, ein besonnener und zum Ausgleich fähiger Typ, müsste eigentlich bei allen, denen etwas am Wiederaufb­au der Partei liegt, die Alarmglock­en schrillen lassen.

Aber das passiert nicht. Man wird so weitermach­en wie bisher, weil der Ernst der Lage nicht erkannt wird. Man wird vielleicht sogar einen Repräsenta­nten der bestehende­n Verhältnis­se zum neuen Landesvors­itzenden wählen. Die Partei-Organisati­on wird nicht in der Lage sein, zur Kommunalwa­hl 2019 flächendec­kend mit Listen anzutreten, weil viele Verbände ganz einfach nicht mehr arbeitsfäh­ig sind. Die saarländis­che Öffentlich­keit wird Zeuge, wie sich die Partei Schritt für Schritt zerlegt, irgendwann ist sie kaputt. Freuen wird sich darüber vor allem die andere Opposition­spartei im Land, die AfD. Es sollte dann niemand sagen, man hätte dies nicht kommen sehen.

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