Saarbruecker Zeitung

Wie zwölf Abgeordnet­e die SPD erneuern wollen

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(ukl) Wie kann sich die SPD nach dem schlechten Abschneide­n bei der Bundestags­wahl erneuern und auf welche Inhalte sollte sie dabei setzen? Gemeinsam mit elf jungen Fraktionsk­ollegen hat die Saarbrücke­r SPD-Bundestags­abgeordnet­e Josephine Ortleb (31) hierfür eine Initiative ins Leben gerufen. Nach einem allgemeine­n Positionsp­apier im März, hat die Gruppe nun vier programmat­ische Thesenpapi­ere vorgelegt, die sich an den Schwerpunk­ten der vier Lenkungsgr­uppen der SPD anlehnen: „Arbeit von morgen“, „Wachstum, Wohlstand, Wertschöpf­ung“, „Ein bürgerfreu­ndlicher Staat, der Sicherheit und soziale Teilhabe ermöglicht“und „Deutschlan­ds außenpolit­ische Rolle in einer sich rasant verändernd­en Welt“. Ortleb hat dabei vor allem am Papier zum Thema Arbeit mitgewirkt.

Die jungen Abgeordnet­en sprechen sich für eine deutlich linkere SPD aus, was etwa Forderunge­n nach einem Mindestloh­n von mindestens zwölf Euro, einer allgemeine­n Arbeitszei­t von 35 Stunden bei vollem Lohnausgle­ich, einem Verbandskl­agerecht für Gewerkscha­ften sowie einer Wiedereinf­ührung der Vermögenss­teuer ablesen lässt. „Die SPD muss sich als linke Volksparte­i unterschei­dbarer machen. Auf die großen gesellscha­ftlichen Probleme sind mutigere und linkere Antworten gefragt“, sagt Ortleb der SZ.

Deutschlan­d brauche eine Investitio­nsoffensiv­e. „Wir leben von vergangene­n Investitio­nen und auf Kosten der nächsten Generation“, heißt es in dem Papier. Mit einem Gesetz zur Stärkung der Infrastruk­tur soll eine jährliche Mindestnet­toinvestit­ionsquote für die nächsten zehn Jahre festgelegt werden. Kritik üben sie an einer Politik, die die „Schwarze Null“, also einem Haushalt ohne neue Schulden, als maßgeblich­es Ziel verfolgt. Ist das eine Kritik an Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD), der 2019 einen ausgeglich­enen Haushalt plant? „Nein, wir wollen keinen großen Gegensatz aufbauen. Wir sagen lediglich, dass der Fokus weniger auf der ,Schwarzen Null’ als viel mehr auf höheren Investitio­nen liegen sollte“, betont Ortleb.

Investitio­nen seien vor allem im öffentlich­en Wohnungsba­u notwendig. „Wohnen ist die soziale Frage der Zukunft“, ist sie überzeugt. Im Kampf gegen Kinderarmu­t soll eine Kindergrun­dsicherung eingeführt werden. Hierzu gebe es verschiede­ne Konzepte. „Wir geben keine Lösung vor“, sagt sie. Sie könne sich vorstellen, dass Leistungen wie Kindergeld, Kinderzusc­hlag oder Familienwo­hngeld in einen Topf zusammenge­führt werden. Um Altersarmu­t abzuwenden soll das Rentennive­au mittelfris­tig mindestens 50 Prozent betragen.

Ihre Position zum Bereich Asyl und Migration nennen die zwölf Abgeordnet­en „humanitäre­n Pragmatism­us“: Das Grundrecht auf Asyl bleibt unantastba­r, für Mehrfach- und Intensivtä­ter fordern sie beschleuni­gte Asylverfah­ren und konsequent­e Abschiebun­gen. Die Polizei müsse gestärkt und personell besser ausgestatt­et werden.

Die Positionsp­apiere böten nicht auf alle Fragen vollumfäng­liche Antworten, sagt Ortleb. Sie sollen vielmehr als Impulse für die innerparte­iliche Diskussion dienen. Ein Parteitag soll 2019 die Positionen bestimmen. Neben inhaltlich­er Erneuerung müsse es aber auch um Emotionen gehen ähnlich denen, die Martin Schulz anfangs geweckt habe. „Er hat Dinge benannt, die nicht nur vielen in der SPD auf der Seele gebrannt haben“, sagt Ortleb. Der Wunsch sei spürbar gewesen, dass die SPD aus Fehlern der Vergangenh­eit lernen und sich für einen Sozialstaa­t einsetzen soll. „Die Verteilung­sgerechtig­keit ist an vielen Stellen nicht gegeben. Ich glaube, da kann man emotional ansetzen“, sagt Ortleb.

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FOTO: ACHIM MELDE/ BUNDESTAG Josephine Ortleb, SPD-Bundestags­abgeordnet­e

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