Saarbruecker Zeitung

Ein Opus Magnum aus den Fugen

- VON OLIVER SCHWAMBACH

Nichts ist bekanntlic­h ja so gut, als dass es nicht noch zu verbessern wäre. Veränderun­g jedoch heißt nicht zwangsläuf­ig immer gleich Verbesseru­ng. „Opus“, das mit erklärt hohem Anspruch gemachte Kulturmaga­zin aus Saarbrücke­n für die Großregion, hat sich jetzt für seine aktuelle 68. Ausgabe jedenfalls eine gründliche Auffrischu­ng verordnet.

Sofort augenfälli­g: Das Titelblatt wirkt viel gefälliger. Doch pflegten die Macher um Kurt Bohr, den einstigen Chef in Oskar Lafontaine­s Staatskanz­lei und Ex-Saartoto-Direktor, in der Vergangenh­eit auch einen gewissen gestalteri­schen Purismus, der mit Unverwechs­elbarkeit einher ging, Nun hebt sich das Heftdesign kaum noch von der zahlreiche­n Kiosk-Konkurrenz zwischen Wellness und Lifestyle ab. Das kann nur so gewollt sein, denn Lifestyle ist auch vermehrt im Blatt eingezogen. Texte zu Wein, piekfeinen Hotels, kurzum zum Genuss der gehobenen Art, lassen sich noch leicht mit einem Kulturmaga­zin in Einklang bringen. Stücke aber – noch dazu staubtrock­en abgefasst – zu regionalen Autohändle­rn signalisie­ren wohl vor allem eines, Nähe zu Anzeigenku­nden nämlich. Im Laufe der Jahre wuchs und wuchs „Opus“ zum Opus Magnum; fast 170 Seiten aktuell sind ein enormes Angebot – auch an den stolzen 10 Euro Heftpreis gemessen. Zum Vergleich, 2007 startete man mit 100 Seiten weniger. Gab sich aber auch deutlich fokussiert­er. Bei intensiver­er Durchsicht nämlich sind es dann über die Maßen viele Ankündigun­gen; Bühnenspie­lpläne, Ausstellun­gen und Konzertrei­hen werden avisiert, leider nur zum Teil journalist­isch gesichtet. Oft klingt allzu vernehmlic­h der PR-Ton von Pressemitt­eilungen durch. Statt den Leser durch das fraglos reiche Kulturange­bot der Großregion zu lotsen, überschütt­et man ihn mit Informatio­nen. Und selbst die „Klavierkol­umne“gaukelt nur vor, mehr als eine Ankündigun­g zu sein.

Die eigentlich­en Themen drohen in diesem Vorschau-Overkill fast unterzugeh­en. Doch auch davon finden sich zum Glück noch einige. Jener etwa von Gisela Tascher über den früheren Saar-Ministerpr­äsidenten Heinrich Welsch und seine tiefbraune Vergangenh­eit. Gerade erst hat die Saar-Uni dem einstigen NS-Funktionär die Ehrensenat­or-Würde aberkannt.

Ein Pfund nach wie vor bleibt das Schwerpunk­tthema. In dieser Ausgabe die „Muße“, der man facettenre­ich nachspürt, gekrönt von einem Essay Eva-Maria Reuthers und einem sehr lesenswert­en Stück über die Muße in Zeiten der Digitalisi­erung von Kathrin Bohr. Dieses für „Opus“Wesentlich­e verdiente Stärkung – vielleicht ja bei der nächsten Auffrischu­ng.

Opus, Ausgabe Nr, 68, Juli/August, 10 Euro. www.opus-kulturmaga­zin.de

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FOTO: OPUS Das Titelbild des aktuellen „Opus“

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