Saarbruecker Zeitung

Video ersetzt Gutachter vor Ort

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HAMBURG (np) Wenn es kracht, kommt nicht mehr der Gutachter, sondern ein Werkstattm­itarbeiter mit Handykamer­a. Mit einer neuen Technik wollten Versicheru­ngen Geld sparen und das Vor-Ort-Gutachten durch einen Sachverstä­ndigen überflüssi­g machen, berichtet die Zeitschrif­t Auto-Bild.

Vorreiter sind die Zurich-Versicheru­ng und der TÜV Nord. Sie setzen auf eine Schadenste­uerung per Videochat. Dabei leitet ein TÜVSachver­ständiger in der Zentrale einen Werkstatt-Mitarbeite­r an. Der filmt das Unfallauto und überträgt die Bilder live in die TÜVZentral­e. Dort erstellt der Sachverstä­ndige per Ferndiagno­se innerhalb einer Stunde das Gutachten.

Kritik an der Technik kommt von den unabhängig­en Gutachtern. Sie halten es für möglich, dass auf diese Weise unsichtbar­e Schäden nicht entdeckt werden. Schlimmste­nfalls könnten Aufnahmen auch manipulier­t werden, befürchtet Elmar Fuchs, Geschäftsf­ührer beim Bundesverb­and der freiberufl­ichen und unabhängig­en Sachverstä­ndigen für das Kraftfahrz­eugwesen. „Die Beweiskraf­t derartiger Gutachten kann nicht garantiert werden", sagte Fuchs der Auto-Bild.

Richter bewerteten Ferndiagno­sen bei Kaskoschäd­en bislang ebenfalls kritisch (AG Ebersberg, Az.: 9 C 593/17). Kürzungen „ohne jegliche Besichtigu­ng des beschädigt­en Fahrzeugs“eigneten sich nicht, um die Notwendigk­eit einer Reparatur anzuzweife­ln.

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