Blütenpracht von Aster bis Zaubernuss
Der Schau- und Sichtungsgarten für Stauden in Weinheim an der Bergstraße ist das ganze Jahr über einen Besuch wert.
WEINHEIM Gartenfreunde in ganz Deutschland kennen und schätzen ihn. Ein Besuch ist in jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Auch für uns ist es immer wieder eine Freude, den Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim/Bergstraße zu betreten. Die gepflegte Anlage ist ein Gesamtkunstwerk aus vielen Komponenten: Die alten, zum Teil seltenen Gehölze, die einzelnen Bereiche wie der Prärie- und der Garten der Strauchpfingstrosen, die Felssteppe und die Steppenheide sowie die farbenprächtigen Beete.
Der Hermannshof ist ein 2,2 Hektar großes Anwesen mit einem klassizistischen Herrenhaus, blickt auf eine über 200 Jahre alte Gartentradition zurück. Auf der Homepage ist nachzulesen, dass er seit 1888 im Besitz der Industriellenfamilie Freudenberg ist. 1981 bis 1983 wurde der Park zu einem öffentlichen Schauund Sichtungsgarten für Stauden umgestaltet. „Er zählt heute zu den lehrreichsten Gärten in Deutschland“, sagt Gartenleiter Cassian Schmidt. Es handelt sich um eine private Anlage, die von der Firma Freudenberg und der Stadt Weinheim unterhalten wird. „Bei uns können sowohl Gartenfreunde wie auch Fachleute viele Anregungen für neuartige, ansprechende Gartengestaltungen bekommen“, so Schmidt. „Es lohnt sich, interessante und bewährte Pflanzenkombinationen zu sehen.“
Der Hermannshof arbeitet wissenschaftlich und experimentell an der Entwicklung einer modernen Pflanzenverwendung. Die in der Natur vorkommenden Pflanzengesellschaften dienen als Vorbild für Pflanzenbilder mit natürlichem Charakter. Ziele der Konzeption sind es laut Gartenleitung, Pflanzenkombinationen zu gestalten, die aufgrund von Harmonie oder Kontrast der Formen und Farben von hohem ästhetischen Reiz sind. Sie sollen dauerhafte Pflanzungen mit einem geringen Pflegeaufwand und einer langanhaltenden Attraktivität ermöglichen.
Das milde Klima an der Bergstraße ermöglicht die Kultur einer großen Pflanzenvielfalt. So kann man im Garten über 2500 Staudenarten und -sorten kennenlernen. Und saisonal blühen dann auch noch Einjährige. Sehenswert sind auch die teilweise seltenen Gehölze wie eine 125 Jahre alte Brautmyrte, 100 Jahre alte Atlaszedern, ein Taschentuchbaum (40 Jahre), ein Ginkgo (110 Jahre) sowie Mammutbäume und riesige Platanen. Die Pflanzen stehen nach Lebensbereichen geordnet: Gehölz, Gehölzrand, Freifläche, Steinanlagen, Wasser und Wasserrand sowie Beete. Schon ab März verwandelt sich der Hermannshof in ein Blütenmeer. Tausende farblich abgestimmte Frühjahrsblüher leuchten um die Wette, in der Parkmitte, im lichten Schatten von über 100 Jahre alten Magnolien, sorgen edle Zwiebelgewächse und Waldstauden für einen bunten Teppich.
Ein Fest für die Sinne hält der Park Anfang bis Mitte Mai parat, wenn die 80 Jahre alten Glyzinien in voller Blüte steht. Die Pergola-Elemente sind so angeordnet, dass ein langer Pergola-Gang entstanden ist. Über Steinplatten führt der Weg durch dieses hellblaue, duftende Blütenreich. Und dann die Pfingstrosen: Im Hermannshof wird ein eigener Strauch-Päoniengarten gepflegt, zwischen Ende April und Mitte Mai blühen hier die eleganten Strauchpfingstrosen. Neben alten asiatischen Sorten auch jüngere amerikanische Züchtungen in vielen Farben. Jetzt im Sommer dominieren die Prachtstauden in warmen Rotund Gelbtönen, dazu blaue und violette Sommerblumen. Diverse Gräser setzen Akzente, rund 30 Salbeiarten und -sorten sorgen für mediterranes Flair.
So haben alle Jahreszeiten etwas zu bieten, der Herbst unter anderem mit den farbenprächtigen Präriebeeten und über 100 Asternsorten, aber auch der Winter mit Samenund Fruchtständen, Gräsern und winterblühenden Gehölzen wie der Zaubernuss.