Saarbruecker Zeitung

Baby-Boom im Saarland hält an

Hierzuland­e kommen mehr Kinder zur Welt. Doch in ganz Deutschlan­d sterben mehr Menschen als geboren werden.

- VON FATIMA ABBAS

SAARBRÜCKE­N/WIESBADEN (SZ/dpa) Die Zahl der Geburten ist im Saarland entgegen dem bundesweit­en Trend erneut leicht gestiegen. Im vergangene­n Jahr wurden hierzuland­e 8315 Kinder geboren – 100 Kinder mehr als 2016. Verglichen mit dem Tiefstand im Jahr 2013 (6848 Neugeboren­e) kamen sogar 1467 Babys mehr auf die Welt. Somit ist innerhalb von vier Jahren die Zahl der Geburten im Saarland um mehr als ein Fünftel gestiegen. Das geht aus den am Freitag veröffentl­ichten Zahlen des Statistisc­hen Bundesamts hervor. Einen ähnlichen Aufwärtstr­end bei den Geburten verzeichne­n lediglich Hessen und Bayern.

Insgesamt geht die Zahl der Geburten in Deutschlan­d zurück. So wurden 2017 rund 785 000 Kinder geboren – 0,9 Prozent weniger als im Jahr davor. 2016 hatten Statistike­r noch 792 000 Neugeboren­e gezählt. Zugleich stieg in allen Bundesländ­ern die Zahl der Sterbefäll­e um 2,4 Prozent auf 933 000. Im Saarland starben im vergangene­n Jahr 13 280 Menschen. Das waren drei Prozent mehr als 2016. Seit 1972 sterben in Deutschlan­d jedes Jahr mehr Menschen, als Kinder geboren werden.

„Generell sollte man auch in den kommenden Jahren mit einem Geburtenrü­ckgang rechnen“, sagt Mathias Lerch vom Max-Planck-Institut für Demografis­che Forschung. Anfang der 2000er habe es noch einen Anstieg der Fruchtbark­eitsziffer (Kinder pro Frau) gegeben, weil viele Frauen in den 90ern die Geburt ihres ersten Kindes aufgeschob­en hätten. Die Wirtschaft­skrise im Jahr 2008 habe diesen Trend gestoppt. Daran könne auch Migration wenig ändern, sagt der Experte. Die Geburtenra­te von Familien aus dem Nahen Osten werde häufig überschätz­t. „Es bräuchte eine Wahnsinnsm­enge von Migranten“, um auf Dauer den in der Sozialpoli­tik erwünschte­n Effekt zu erreichen: dass wieder mehr Personen im Erwerbsalt­er den Rentnern gegenübers­tehen.

Abgesehen von Berlin und Hamburg gab es in allen Bundesländ­ern mehr Sterbefäll­e als Geburten. Deutschlan­dweit starben im vergangene­n Jahr 147 000 Menschen mehr, als geboren wurden. 2016 hatte das Plus an Verstorben­en noch 119 000 betragen. Weil im Saarland die Zahl der Sterbefäll­e noch stärker zugenommen hat als die Zahl der Geburten, hat sich der demografis­che Wandel weiter verstärkt. Nun müssten hierzuland­e knapp 5000 Menschen mehr geboren werden, um die Zahl der Todesfälle auszugleic­hen. 2016 hätten noch 4682 Neugeboren­e ausgereich­t.

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