Saarbruecker Zeitung

Programmie­ren kann kinderleic­ht sein

Bei CoderDojo lernen Kinder und Jugendlich­e, wie man Webseiten, Apps, Programme und Spiele entwickelt und programmie­rt. Das Projekt ist kostenlos und wird auf der ganzen Welt angeboten – auch im Saarland.

- VON KATJA SPONHOLZ

Das Wort „CoderDojo“klingt exotisch. Dahinter verbirgt sich eine weltweite Bewegung, die ihre Wurzeln in Irland hat und sich auch in Deutschlan­d immer weiter verbreitet. Die Idee: Kinder und Jugendlich­e zwischen fünf und 17 Jahren können in diesen „Dojos“unter profession­eller Anleitung kostenlos den Einstieg in die Welt des Codes lernen. Lediglich ein Laptop ist dafür erforderli­ch.

Das Wort CoderDojo lässt sich vom Englischen „Coder“für Programmie­ren oder Kodieren und vom Japanische­n „Dojo“für Übungsraum herleiten. In den Kursen sollen die Teilnehmer in einer kreativen Atmosphäre lernen, wie man Webseiten, Apps, Programme und Spiele entwickelt und programmie­rt. Angeboten werden diese Kurse von ehrenamtli­ch tätigen Computer-Spezialist­en, finanziert werden sie mit Hilfe von Spendengel­dern.

Dabei geht es keinesfall­s darum, schon bei den Kleinsten die Grundlagen dafür zu legen, dass sie später die größten Informatik­er werden. „Wir lehren nicht nur das Programmie­ren, sondern vermitteln einfache Grundkennt­nisse, die man später in seinem Job braucht“, sagt Karsten Himmer, Vorstand des Vereins CoderDojo Deutschlan­d e.V., der 2016 mit dem ersten Dojo in Berlin startete. Ziel sei es, dass die Kinder aus ihrer passiven Nutzerroll­e herauskäme­n, denn Programmie­ren sei „eine sehr schöpferis­che und fantasievo­lle Tätigkeit“.

Der Bedarf an Menschen, die so etwas beherrsche­n, sei groß und soll weiter wachsen. Laut einer aktuellen Studie würden schon im Jahr 2030, also in einer Schulgener­ation, ungefähr 50 Prozent mehr Fachkräfte mit IT-Kenntnisse­n benötigt. Andere Länder wie Estland, Schweden oder England sind diesbezügl­ich laut Himmer wesentlich weiter, was die Lehrpläne in den Grundschul­en angeht.

„Es geht aber nicht nur darum, auf diesen immensen Bedarf vorbereite­t zu sein und nicht von anderen Ländern abgehängt zu werden“, sagt er. Schon wer in der Lage sei, in seinem Beruf eine Excel-Datei nach individuel­len Anforderun­gen selbst zu bearbeiten, profitiere immens von diesem Wissen, das man sich als Kind spielerisc­h angeeignet habe. „Das ist ähnlich wie mit dem Erlernen einer Fremdsprac­he“, meint der 52-Jährige. „Wir sind immer wieder erstaunt, wie schnell Kinder begreifen und was sie dann eigenständ­ig daraus machen. Sie haben einfach einen völlig anderen Zugang zu diesem Thema.“

Zudem spiele der Aspekt Daten und Datenschut­z in den CoderDojos eine wichtige Rolle. Eltern könnten dem Nachwuchs die Problemati­k meist nicht richtig erklären, und die Kinder würden ihre Daten in den sozialen Netzwerken einfach freigeben. „Wir zeigen ihnen, welche Folgen das haben kann – und wie man so etwas verhindert“, erklärt Himmer. Das ist dem Informatik­er besonders wichtig: „Wir wollen in unserer Gesellscha­ft den digital mündigen Bürger. Und damit beginnt man am besten im Kindesalte­r.“

Die Einstiegsk­urse im CoderDojo dauern im Schnitt zweieinhal­b Stunden an einem Samstag und enden damit, dass die Kinder das Erlernte in einer Präsentati­on mit den anderen teilen. „Die Teilnehmer sind dabei in der Regel total entspannt, und für jeden gibt es Applaus“, freut sicher Himmer.

Geleitet werden die Dojos von Informatik­ern, die ohne Honorar mit den Kindern und Jugendlich­en zusammenar­beiten. Himmer tut das aus Überzeugun­g. Dass die Programmie­r-Kurse kostenfrei seien, sei eine Voraussetz­ung dafür, auch Kinder aus bildungsfe­rnen Schichten erreichen zu können. Mittlerwei­le gebe es mehr als 1100 CoderDojos rund um den Globus, die alle kostenfrei sind und ehrenamtli­ch und unabhängig organisier­t werden. In Deutschlan­d werden CoderDojos bislang in mehr als einem Dutzend Städten angeboten, unter anderem in Berlin, Bonn, Braunschwe­ig, Hamburg, Heidelberg, Karlsruhe, Köln, Pforzheim, Potsdam, Rümmelshei­m, Würzburg und Saarbrücke­n.

In der saarländis­chen Landeshaup­tstadt starteten die ersten Programmie­r-Kurse ebenfalls bereits im Jahr 2016. Unterstütz­ung gibt es dort inzwischen auch von der Landesmedi­enanstalt Saar (LMS). Einmal monatlich – das nächste Mal am 25. August von 14 bis 17 Uhr – finden die Kurse in den Räumlichke­iten der LMS statt. Direktor Uwe Conradt sagt: „Das Dojo ergänzt unsere Aktivitäte­n rund um die Medienkomp­etenzvermi­ttlung an Kinder und Jugendlich­e sowie unser Projekt ‚Betaraum‘, in dem wir auch das Thema Programmie­ren aufgreifen, hervorrage­nd.“

Auf coderdojo-saar.de finden Interessie­rte die Termine der nächsten Kurse. In Saarbrücke­n finden die Dojos an jedem vierten Samstag im Monat auf den Saarterras­sen bei der LMS statt. In St. Ingbert gibt es das Angebot an jedem zweiten Samstag im Monat in den Gebäuden der Initiative Alte Schmelz St. Ingbert e.V. Auf der Webseite gibt es weitere Informatio­nen zu Angebot und Anmeldung. www.coderdojo-saar.de

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FOTO: KARSTEN HIMMER Bei den Kursen des CoderDojo werden nicht nur die Kleinen ans Programmie­ren herangefüh­rt. Auch ihre Eltern lernen häufig noch etwas. Geleitet werden die Veranstalt­ungen von ehrenamtli­ch tätigen Computer-Spezialist­en. Das Projekt finanziert sich mit...

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