Saarbruecker Zeitung

NPD provoziert im Saarbrücke­r Toto-Bad

Verwaltung: Parteiwerb­ung ist untersagt. Kritiker vermuten bundesweit­e Kampagne der rechtsgeri­chteten Vereinigun­g.

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schreibt Ulrike Reimann auf Anfrage. Die Pressespre­cherin der städtische­n Bäderbetri­ebe verweist dabei auf Paragraph eins der Badeordnun­g. Darin heißt es wörtlich: „Politische Handlungen, Veranstalt­ungen, Demonstrat­ionen (...) sind nur nach Genehmigun­g durch den Betreiber erlaubt.“Und damit bissen Parteien auf Granit. Denn entspreche­nde Anfragen „werden grundsätzl­ich abgelehnt“, lässt Reimann wissen. Das gelte auch für Sonnenschi­rme wie im aktuellen Fall. Zudem habe Süßdorf keinen entspreche­nden Antrag gestellt. Es handle sich dabei um einen einmaligen Vorfall. Während sie wenig später, nachdem sie baden gegangen war, Stärke und Präsenz der NPD im Freibad weltweit via Internet postuliert, soll den Mitarbeite­rn diese Provokatio­n noch nicht einmal aufgefalle­n

Ulrike Reimann, sein. Reimann: „Das Gelände ist sehr weitläufig. Die Dame hielt sich in keinem Fall in Beckennähe auf.“So dürfte auch nicht viel Courage zu dieser Aktion gehört haben.

Unterdesse­n gehen Beobachter der rechtsextr­emen Szene davon aus, dass es sich bei diesem von der Öffentlich­keit im Toto-Bad kaum wahrgenomm­enen Auftritt um mehr handeln könnte als nur um bloße Reklame für die NPD: Bundesweit werbe diese mit einer Kampagne für so genannte Schutzzone­n. „Ordentlich­e deutsche Patrioten“sollten sich in diesen von NPDlern gebildeten Räumen vor ausländisc­hen Übergriffe­n sicher fühlen können. In anderen Städten patrouilli­erten sogar von Rechtsextr­emen unterstütz­te selbst ernannte Bürgerwehr­en. Sie sollen hoheitlich­e Sicherheit­saufgaben in die eigene Hand nehmen, wo angeblich die Staatsmach­t versage, so die Begründung. Diese tauchten sowohl in Wohngebiet­en als auch im Bahnhofsum­feld auf.

Im Saarland spielten die von der NPD und deren Anhängern eingericht­eten „Rückzugsrä­ume“für Deutsche und Bürgerwehr­en aber zurzeit keine Rolle, lässt Stepahn Laßotta wissen. Der Pressespre­cher beim Landespoli­zeipräsidi­um in Saarbrücke­n: „Bürgerwehr­en tauchten auf, als sich Wohnungsei­nbrüche häuften. Aber derzeit sind uns keine bekannt.“

Und das Toto-Bad? Wird es zu einer der Schutzzone­n im Sinne der NPD? „Das ist uns nicht bekannt, aber wir haben ein Auge drauf“, sagt Bädersprec­herin Reimann. Allerdings gingen genau von jenen, die solche Sicherheit­sgebiete fordern, verbale Attacken aus. So komme es vor, dass in erster Linie ausländisc­hes Personal beschimpft werde. „Wir haben eine Fürsorgepf­licht gegenüber unseren Mitarbeite­rn und unterschei­den nicht nach Herkunft.“Deshalb würden die Kollegen geschult und damit so gut wie möglich auf solche Situatione­n vorbereite­t, versichert Reimann.

Was Einzelakti­onen wie die von Jacky Süßdorf betrifft, gebe es eine „klare Anweisung der Geschäftsf­ührung“: Die Besucher sollen darauf hingewiese­n werden, dass derlei Parteiwerb­ung nichts im Schwimmbad verloren habe. Sollte es der Betroffene ignorieren, „machen wir von unserem Hausrecht Gebrauch“. Konkret: Es droht der Rauswurf mit Hausverbot.

Übrigens: Um sowohl Badegäste als auch das Personal zu schützen, setzt nach Reimanns Angaben die Stadt einen privaten Sicherheit­sdienst ein. Mindestens zwei Mitarbeite­r, bei Hochbetrie­b sogar vier, sorgten dann für Ordnung. Im Notfall werde auch die Polizei hinzugeruf­en.

„Anfragen von Parteien, im Bad Veranstalt­ungen oder Werbung zu machen, werden grundsätzl­ich abgelehnt.“

Sprecherin der Saarbrücke­r Bädergesel­lschaft

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SYMBOLFOTO: DPA Die NPD kämpft für ausländerf­reie Schutzzone­n.

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