Eschberger streiten über Ausbau eines Altenheims
Das Egon-ReinertHaus soll einen Anbau bekommen. Kritiker sagen, er sei unnötig. Und sie warnen die Stadt, dafür einen alten Baumbestand zu opfern.
Für die Bürgerinitiative (BI) Eschberg ist klar: Bei uns steht viel auf dem Spiel – wertvolle Bäume, viel Grün, das die Menschen zum Atmen, zum Entspannen brauchen. Und das für ein Bauvorhaben, welches die Initiative an dieser Stelle der Stadt nicht einmal für notwendig hält. Deshalb will sie es verhindern und wendet sich im Zuge der Öffentlichkeitsbeteiligung, einer Phase des nun laufenden Verfahrens, an das Stadtplanungsamt.
Es geht um ein weiteres Gebäude am Wohnstift Egon-Reinert-Haus (ERH), einem Seniorenheim. Dessen Betreiber, die Stiftung Saarbrücker Altenwohnstift, wolle für das Haus „große Teile der östlichen Parkanlage Ende der Königsberger Straße, Tilsiter Straße im Carré mit dem Spreepfad/Saalepfad, im Besonderen im Bereich des Obsthains bebauen“.
Dabei gebe es in der Nähe bereits eine weitere Altenwohn- und Pflegeeinrichtung am ehemaligen Nordeingang des Zoos. Und am Waldrand des Eschberges existiere eine dritte Senioreneinrichtung im Wohngebiet, geben die Gegner des Vorhabens zu bedenken.
Weitere Senioren-Betreuungsangebote listet der an das Stadtplanungsamt adressierte Protestbrief der BI für Bischmisheim und Schafbrücke auf. „Auf Grund der aktuellen Pflegesituation und des maximalen Pflegekräftenotstandes ist zuerst einmal eine Qualitätsoffensive und -entwicklung im Pflegebereich notwendig und dringend gefordert, keine Erweiterung“, schreibt die BI.
Und die geplanten „exklusiven zehn Wohneinheiten“mit „in Relation erheblichem Flächenbedarf“seien auf Grund der hohen Kosten für den „normalen“Eschberg-Bewohner überhaupt nicht zu tragen. Die Entwicklung in der Pflege gehe unumstritten zu ambulanter Betreuung, also direkt zu Hause – und in der gewohnten Umgebung. „Dafür braucht man keinen Neubau“, folgern die Gegner des Vorhabens.
Für die zusätzlich anvisierte Tagespflege solle der Heimbetreiber doch erst einmal die vielen Leerstände des in unmittelbarer Nähe liegenden Brandenburger Platzes prüfen. Dieses „in die Jahre gekommene Areal“ließe sich so aufwerten. Besonders ärgert die BI-Mitglieder, dass mit dem neuen Bauvorhaben die Früchte eines jahrelangen hartnäckigen Protestes nun doch wieder in Gefahr seien.
Dieter Knörr von der Bürgerinitiative erinnert sich an die 1990er-Jahre und eine damals geplante Erweiterung des ERH. Knörr: „Anrainer waren gegen das Vorhaben vorgegangen.“Mit Erfolg: Das Verwaltungsgericht setzte dem Unterfangen des Egon-Reinert-Hauses im März 2000 ein Ende, wie Knörr rekapituliert. „Dann war Ruhe.“Und nun komme ein fast identisches Vorhaben wieder auf den Tisch, sagt der BI-Sprecher. Der Ärger darüber ist bei ihm unüberhörbar. Knörr ergänzt, das ERH habe in den vergangenen zwei Jahren Vorarbeiten gemacht für einen neuen, „von der Baulichkeit identischen Anlauf“.
Mit einem Unterschied, habe sich doch der Grundstücksbedarf für den Erweiterungsbau in L-Form verdoppelt. Die BI spricht von einem Gebäude in L-Form mit einer 32 und mit einer 30 Meter langen Seite.
Das Haus soll ungefähr fünf Millionen Euro kosten und ab Mitte 2019 gebaut werden, wie einer Projektinformation im Internet zu entnehmen ist. (https://www.dtad.
„Auf Grund der aktuellen Pflegesituation und des maximalen Pflegekräftenotstandes ist zuerst einmal eine Qualitätsoffensive ... notwendig und dringend gefordert, keine Erweiterung.“Aus dem Schreiben der Bürgerinitiative an das Stadtplanungsamt
de/details/Erweiterung_des_EgonReinertHauses_66121_Saarbruecken-14022224_10).
Wenn der Anbau fertig ist, verschärft er nach Ansicht der BI die Verkehrssituation um das Egon-Reinert-Haus weiter. Schon der heutigen Einrichtung fehlten Parkplätze, was sich bis in die umliegenden Straßen auswirke.
Neue Wege sowie die Feuerwehrzufahrt zum Neubau gingen später zu Lasten des Parks. Zusätzlicher Verkehr belastet nach Einschätzung der BI die Bewohner der Königsberger Straße, der Danziger und der Tilsiter Straße, wenn der Anbau erst einmal bezogen ist. Die Menschen dort trügen doch schon seit der Eröffnung des ERH die Hauptlast am Verkehr zum und vom Seniorenheim.
Die BI will erreichen, dass die Stadt dem historischen Obstgarten den Stellenwert einer öffentlichen Grünfläche gibt. Schließlich seien ja mehrere Grundstücke in der Umgebung, wo ein solches Bauvorhaben keine grüne Lunge gefährde. Dieter Knörr und seine Mitstreiter wollen, dass der Anbau bald kein Thema mehr ist. „Die Stadt muss sich bewegen und mit dem Egon-ReinertHaus reden. Wir wollen das in diesem Jahr regeln.“