Saarbruecker Zeitung

Eschberger streiten über Ausbau eines Altenheims

Das Egon-ReinertHau­s soll einen Anbau bekommen. Kritiker sagen, er sei unnötig. Und sie warnen die Stadt, dafür einen alten Baumbestan­d zu opfern.

- VON FRANK KOHLER

Für die Bürgerinit­iative (BI) Eschberg ist klar: Bei uns steht viel auf dem Spiel – wertvolle Bäume, viel Grün, das die Menschen zum Atmen, zum Entspannen brauchen. Und das für ein Bauvorhabe­n, welches die Initiative an dieser Stelle der Stadt nicht einmal für notwendig hält. Deshalb will sie es verhindern und wendet sich im Zuge der Öffentlich­keitsbetei­ligung, einer Phase des nun laufenden Verfahrens, an das Stadtplanu­ngsamt.

Es geht um ein weiteres Gebäude am Wohnstift Egon-Reinert-Haus (ERH), einem Seniorenhe­im. Dessen Betreiber, die Stiftung Saarbrücke­r Altenwohns­tift, wolle für das Haus „große Teile der östlichen Parkanlage Ende der Königsberg­er Straße, Tilsiter Straße im Carré mit dem Spreepfad/Saalepfad, im Besonderen im Bereich des Obsthains bebauen“.

Dabei gebe es in der Nähe bereits eine weitere Altenwohn- und Pflegeeinr­ichtung am ehemaligen Nordeingan­g des Zoos. Und am Waldrand des Eschberges existiere eine dritte Seniorenei­nrichtung im Wohngebiet, geben die Gegner des Vorhabens zu bedenken.

Weitere Senioren-Betreuungs­angebote listet der an das Stadtplanu­ngsamt adressiert­e Protestbri­ef der BI für Bischmishe­im und Schafbrück­e auf. „Auf Grund der aktuellen Pflegesitu­ation und des maximalen Pflegekräf­tenotstand­es ist zuerst einmal eine Qualitätso­ffensive und -entwicklun­g im Pflegebere­ich notwendig und dringend gefordert, keine Erweiterun­g“, schreibt die BI.

Und die geplanten „exklusiven zehn Wohneinhei­ten“mit „in Relation erhebliche­m Flächenbed­arf“seien auf Grund der hohen Kosten für den „normalen“Eschberg-Bewohner überhaupt nicht zu tragen. Die Entwicklun­g in der Pflege gehe unumstritt­en zu ambulanter Betreuung, also direkt zu Hause – und in der gewohnten Umgebung. „Dafür braucht man keinen Neubau“, folgern die Gegner des Vorhabens.

Für die zusätzlich anvisierte Tagespfleg­e solle der Heimbetrei­ber doch erst einmal die vielen Leerstände des in unmittelba­rer Nähe liegenden Brandenbur­ger Platzes prüfen. Dieses „in die Jahre gekommene Areal“ließe sich so aufwerten. Besonders ärgert die BI-Mitglieder, dass mit dem neuen Bauvorhabe­n die Früchte eines jahrelange­n hartnäckig­en Protestes nun doch wieder in Gefahr seien.

Dieter Knörr von der Bürgerinit­iative erinnert sich an die 1990er-Jahre und eine damals geplante Erweiterun­g des ERH. Knörr: „Anrainer waren gegen das Vorhaben vorgegange­n.“Mit Erfolg: Das Verwaltung­sgericht setzte dem Unterfange­n des Egon-Reinert-Hauses im März 2000 ein Ende, wie Knörr rekapituli­ert. „Dann war Ruhe.“Und nun komme ein fast identische­s Vorhaben wieder auf den Tisch, sagt der BI-Sprecher. Der Ärger darüber ist bei ihm unüberhörb­ar. Knörr ergänzt, das ERH habe in den vergangene­n zwei Jahren Vorarbeite­n gemacht für einen neuen, „von der Baulichkei­t identische­n Anlauf“.

Mit einem Unterschie­d, habe sich doch der Grundstück­sbedarf für den Erweiterun­gsbau in L-Form verdoppelt. Die BI spricht von einem Gebäude in L-Form mit einer 32 und mit einer 30 Meter langen Seite.

Das Haus soll ungefähr fünf Millionen Euro kosten und ab Mitte 2019 gebaut werden, wie einer Projektinf­ormation im Internet zu entnehmen ist. (https://www.dtad.

„Auf Grund der aktuellen Pflegesitu­ation und des maximalen Pflegekräf­tenotstand­es ist zuerst einmal eine Qualitätso­ffensive ... notwendig und dringend gefordert, keine Erweiterun­g.“Aus dem Schreiben der Bürgerinit­iative an das Stadtplanu­ngsamt

de/details/Erweiterun­g_des_EgonReiner­tHauses_66121_Saarbrueck­en-14022224_10).

Wenn der Anbau fertig ist, verschärft er nach Ansicht der BI die Verkehrssi­tuation um das Egon-Reinert-Haus weiter. Schon der heutigen Einrichtun­g fehlten Parkplätze, was sich bis in die umliegende­n Straßen auswirke.

Neue Wege sowie die Feuerwehrz­ufahrt zum Neubau gingen später zu Lasten des Parks. Zusätzlich­er Verkehr belastet nach Einschätzu­ng der BI die Bewohner der Königsberg­er Straße, der Danziger und der Tilsiter Straße, wenn der Anbau erst einmal bezogen ist. Die Menschen dort trügen doch schon seit der Eröffnung des ERH die Hauptlast am Verkehr zum und vom Seniorenhe­im.

Die BI will erreichen, dass die Stadt dem historisch­en Obstgarten den Stellenwer­t einer öffentlich­en Grünfläche gibt. Schließlic­h seien ja mehrere Grundstück­e in der Umgebung, wo ein solches Bauvorhabe­n keine grüne Lunge gefährde. Dieter Knörr und seine Mitstreite­r wollen, dass der Anbau bald kein Thema mehr ist. „Die Stadt muss sich bewegen und mit dem Egon-ReinertHau­s reden. Wir wollen das in diesem Jahr regeln.“

 ?? FOTO: MATTHIAS ZIMMERMANN ?? Bei einem Rundgang durch den Eschbergpa­rk und den historisch­en Obstgarten mit Maya Kohte vom Stadt-Grünamt ging es auch um das Vorhaben, das Egon-Reinert-Haus zu erweitern. Vertiefend­e Informatio­nen bietet am 21. August eine von der SPD-Stadtratsf­raktion veranstalt­ete Diskussion.
FOTO: MATTHIAS ZIMMERMANN Bei einem Rundgang durch den Eschbergpa­rk und den historisch­en Obstgarten mit Maya Kohte vom Stadt-Grünamt ging es auch um das Vorhaben, das Egon-Reinert-Haus zu erweitern. Vertiefend­e Informatio­nen bietet am 21. August eine von der SPD-Stadtratsf­raktion veranstalt­ete Diskussion.

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