Saarbruecker Zeitung

Saar-Ministeriu­m will Zeitplan für Grubenwass­er-Reinigung

Die RAG hat ein Konzept vorgelegt, wie sich PCB aus dem Grubenwass­er entfernen lässt. Das Umweltmini­sterium hält es für schlüssig, vermisst aber einen konkreten Zeitplan.

- VON NORA ERNST

SAARBRÜCKE­N Das Umweltmini­sterium fordert von der RAG einen genauen Zeitplan zur Filterung des Umweltgift­s PCB aus dem Grubenwass­er. Der Bergbaukon­zern hatte Anfang Juli ein Konzept vorgelegt, das derzeit vom Ministeriu­m geprüft wird. „Es gibt noch Detailfrag­en, die geklärt werden müssen“, sagt Hilmar Naumann, im Ministeriu­m zuständig für Wasser und Abwasser. Vor allem will das Ministeriu­m, dass die RAG fixe Termine nennt – etwa für die Einrichtun­g einer Pilotanlag­e –, damit sichergest­ellt ist, dass die PCB-Problemati­k bis 2021 gelöst wird.

Der Grenzwert für PCB, die sogenannte Umweltqual­itätsnorm, wird im Sinnerbach und Fischbach deutlich überschrit­ten. Das Ministeriu­m hatte die RAG deshalb verpflicht­et, ein Konzept vorzulegen, wie sich das Umweltgift aus dem Grubenwass­er entfernen lässt. Die Wasserrahm­enrichtlin­ie der EU schreibt den Mitgliedst­aaten vor, bis 2027 ihre Gewässer in einen guten Zustand zu versetzen. Dafür haben die Länder Bewirtscha­ftungsplän­e erstellt. Der aktuelle Plan im Saarland läuft bis 2021, bis dahin muss auch der PCB-Gehalt unter den Grenzwert gedrückt werden.

Zum Jahresende laufen die Wasserbesc­heide aus, die der RAG das Einleiten des belasteten Grubenwass­ers in die Bäche erlauben. Verlängert werden dürften sie wegen der PCB-Belastung eigentlich nicht. Dem Ministeriu­m bleibt jedoch nichts anderes übrig, da sich bis Jahresende keine Lösung zur PCB-Reduzierun­g umsetzen lässt und ohne Einleitung das Grubenwass­er unter Tage ansteigen würde. Allerdings wird das Ministeriu­m die Genehmigun­g laut Naumann an Bedingunge­n knüpfen. An welche, darüber werde derzeit beraten.

Die RAG argumentie­rt, die Bäche könnten deutlich entlastet werden, wenn die Landesregi­erung die erste Phase des Grubenwass­eranstiegs auf 320 Meter unter Normalnull genehmigen würde. Das Wasser würde dann ohne den Umweg über die Nebenbäche direkt am Standort Duhamel bei Ensdorf in die Saar gepumpt.

Der Verein ProH2O hatte das scharf kritisiert und der RAG vorgeworfe­n, allein auf die Grubenflut­ung zu setzen. „Das ist ein Skandal! Der Grubenwass­eranstieg darf keinesfall­s Teil des Konzepts zur Reduktion der Schadstoff­problemati­k sein. Das Grubenwass­er muss unabhängig davon gereinigt werden“, hatten die Vereinsvor­sitzenden gefordert. Das sieht auch das Umweltmini­sterium so. Denn ob die erste Phase genehmigt wird, ist völlig offen. Es verlangt deshalb von der RAG, parallel mehrere Ansätze zu verfolgen, um das Problem zu lösen.

Ursprüngli­ch war man davon ausgegange­n, dass man Forschungs­ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen nutzen könnte, die eigentlich Ende 2018 vorliegen sollten. Dort sind seit längerem Pilotanlag­en zur PCB-Filterung in Planung. Deren Umsetzung habe sich aber immer wieder verzögert, sagt Naumann. Ergebnisse sollen nun erst Ende 2019 vorliegen – laut Naumann zu spät, um das Problem im Saarland bis 2021 lösen zu können. Deshalb muss die RAG im Saarland separate Pilotproje­kte umsetzen.

Laut Naumann setzt das RAG-Konzept auf zwei Optionen: einerseits auf die Filteranla­ge des St. Ingberter Unternehme­ns Blue Filtration. Dessen erster Testlauf in Reden – vom Ministeriu­m finanziert – brachte nicht die erhofften Ergebnisse. Die reinen Baukosten für die Anlage hätten laut Ministeriu­m bei etwa 30 Millionen Euro gelegen. „Wir müssen die Verhältnis­mäßigkeit im Auge behalten“, sagt Naumann. In einem zweiten Testlauf soll nun versucht werden, die Anlage zu optimieren. Finanziert wird er von der RAG.

Parallel wird die RAG ein Verfahren zur Flockung und Fällung testen. Dabei werden durch Zusatz chemischer Mittel Stoffe aus dem Wasser gelöst. Ähnliches wird Naumann zufolge in Frankreich praktizier­t, um Eisen aus dem Grubenwass­er zu lösen. Mit diesem Verfahren müssten sich auch Schwebstof­fe aus dem Wasser entfernen lassen, an die sich das PCB anhaftet, so Naumann. Wie viel PCB sich auf diese Weise entfernen lässt, müsse in einem Pilotversu­ch untersucht werden.

Als Zwischensc­hritt ist vorgesehen, das Grubenwass­er bei Camphausen gleichmäßi­g statt wie bisher schubweise einzuleite­n. In Reden ist dies bereits der Fall. Dafür müssten die Pumpen ertüchtigt oder neue Pumpen installier­t werden. Man geht davon aus, dass sich so die Fließgesch­windigkeit des Wassers unter Tage verringern und dadurch weniger Sediment aufgewirbe­lt würde, an das sich das PCB anhaftet.

 ?? FOTO: ROBBY LORENZ ?? Im Fischbach wird PCB-haltiges Grubenwass­er eingeleite­t. Im vergangene­n Jahr wurde der zulässige Grenzwert um das 7,5-fache überschrit­ten. Eine Gefahr für den Menschen stellt das laut Experten aber nicht dar.
FOTO: ROBBY LORENZ Im Fischbach wird PCB-haltiges Grubenwass­er eingeleite­t. Im vergangene­n Jahr wurde der zulässige Grenzwert um das 7,5-fache überschrit­ten. Eine Gefahr für den Menschen stellt das laut Experten aber nicht dar.

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