Saarbruecker Zeitung

Bei Ryanair fallen zahlreiche Flüge aus

Vor allem in der kommenden Woche müssen die Passagiere mit zahlreiche­n Flugausfäl­len rechnen. Die Sache ist verfahren.

- VON CHRISTIAN EBNER Produktion dieser Seite: Lothar Warscheid Pascal Becher

Beim Billigflie­ger Ryanair wird es nächste Woche zu erhebliche­n Störungen im Flugverkeh­r kommen. Grund sind geplante Streiks von Piloten und Flugperson­al. Ob der Hunsrück-Flughafen Hahn betroffen ist, ist offen.

BERLIN/FRANKFURT (dpa) Täglich beklagt sich Ryanair im Kurznachri­chtendiens­t Twitter über ausgefalle­ne und verspätete Flüge. Die europäisch­e Kommission müsse endlich etwas unternehme­n gegen den Lotsenmang­el und die Streiks in den nationalen Flugsicher­ungen, lautet die Dauerkriti­k der Iren. Doch deren Kunden müssen in diesem Sommer auch noch diverse Streiks des fliegenden Personals fürchten, das die Hauptreise­zeit nutzt, um seine Ziele durchzuset­zen.

Ryanair steckt in einem tiefgreife­nden Wandel, seit sich Piloten und Flugbeglei­ter zunehmend in Gewerkscha­ften organisier­en und europaweit vernetzen. Sie setzen sich für höhere Löhne, gegen Leiharbeit und für bessere Arbeitsbed­ingungen ein. Die einstmals strikt anti-gewerkscha­ftliche Airline hat sich schon im vergangene­n Jahr zu einem Kurswechse­l entschloss­en und erste Verhandlun­gen mit den Arbeitnehm­ern aufgenomme­n. Für den etwas sanfteren Kurs steht der von Malaysia Airlines geholte Organisati­onschef Peter Bellew. Zu einem Erfolg haben die seit Wochen auf nationaler Ebene geführten Verhandlun­gen bislang allerdings noch nicht geführt. Für heute hat die Fluggesell­schaft bereits 24 Flüge zwischen Irland und Großbritan­nien abgesagt, weil die irischen Piloten bereits ein zweites Mal die Arbeit niederlege­n.

In der kommenden Woche wollen sie das auch noch einmal am Dienstag tun, bevor die Flugbeglei­ter in Italien, Spanien, Portugal und Belgien am Mittwoch und Donnerstag folgen. An beiden Tagen hat Ryanair jeweils 300 von mehr 2400 geplanten Flügen abgesagt. Betroffen sind je rund 50 000 Passagiere. Ob deutsche Flughäfen von den Ausfällen betroffen sind, konnte die Airline nicht sagen.

Die scheinbar lokalen Ausstände können jeweils auch Folgen für Passagiere in anderen Ländern haben, denn die Umläufe der Jets gehen natürlich jeden Tag quer durch das Netz. Ein Jet, der morgens in Italien wegen Personalma­ngels stehen bleibt, kann mittags auch nicht in Deutschlan­d oder England zu einem Folgeflug abheben.

„Der Ryanair droht ein Dauerkonfl­ikt, in dem irgendwo immer gestreikt wird“, sagt Christoph Drescher, Präsident des europäisch­en Kabinen beschäftig­ten verbandes Eurecca,d er einen Teild er Flugbeg leiter gewerkscha­ften vereinigt. Dem führenden Billigflie­ger Europas wird daher seine mittlerwei­le erreichte Größe mit mehr als 13 000 Beschäftig­ten und seine kontinentw­eite Aufstellun­g mit 86 Basen und 37 angeflogen­en Ländern zum Problem. Daher bleibt es nicht aus, dass Ryanair auf eine extrem zersplitte­rte Gewerkscha­ftslandsch­aft trifft. Einkommen und Sozialvors­chriften sind nur auf nationaler Ebene tariflich regelbar, andere Themen wie Beförderun­gspläne oder Einsatzreg­eln wären wohl am besten auf Konzernebe­ne aufgehoben. Größere Beschäftig­tengruppen hat Ryanair in Irland, Großbritan­nien, Spanien, Deutschlan­d und Italien. Den Managern, so sagt es zumindest Eurecca-Chef Drescher, fehle es dabei noch im erschrecke­nden Maß an Kenntnisse­n des jeweiligen Sozialrech­ts.

In Deutschlan­d stimmen die Ryanair-Piloten in der Vereinigun­g Cockpit bis zum Ende dieses Monats über einen unbefriste­ten Streik ab. Ihre Forderunge­n orientiere­n sich an den Tarifbedin­gungen bei den Konkurrent­en Tuifly und Easyjet. Bei den deutschen Flugbeglei­tern balgen sich noch die Gewerkscha­ften Verdi und Ufo wie bei der Lufthansa um den Vertretung­sanspruch. Am Ende wird Ryanair voraussich­tlich mit beiden Organisati­onen sprechen müssen, weil jede einen relevanten Teil des streikfähi­gen Personals vertritt.

 ?? FOTO: BOCKWOLDT/DPA ?? Zahlreiche Ryanair-Flugzeuge könnten in den nächsten Tagen am Boden bleiben – mitten in der Reise-Hochsaison.
FOTO: BOCKWOLDT/DPA Zahlreiche Ryanair-Flugzeuge könnten in den nächsten Tagen am Boden bleiben – mitten in der Reise-Hochsaison.

Newspapers in German

Newspapers from Germany