Saarbruecker Zeitung

Bundestag rügt schlechte Qualität von Gelben Säcken

- VON HAGEN STRAUSS Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg Pascal Becher Panorama Telefon: Fax: E-Mail:

BERLIN (has) Klagen über die dünnen, leicht reißenden Gelben Säcke sind bis in die Berliner Politik vorgedrung­en. Nun hat der Bundestag einen Beschluss dazu gefasst. In dem Papier wird festgestel­lt, dass die Festigkeit der Säcke zu wünschen übrig lasse. Die Abgeordnet­en raten den Bürgern, sich bei ihrem Entsorger zu beschweren. Außerdem soll sich das Umweltmini­sterium der Sache annehmen. Auslöser für den Beschluss war die Petition eines Bürgers. Beim Dualen System Deutschlan­d, das den Transport und die Sortierung der Verpackung­sabfälle organisier­t, räumt man das Problem ein: „Die Kritik ist teilweise nicht ganz unberechti­gt.“Verbesseru­ngen der Qualität seien geplant. Grünen und Linken geht das nicht weit genug. Sie fordern die Einführung einer gelben Wertstofft­onne. „Der Gelbe Sack ist längst reif für die Tonne“, sagte die Vorsitzend­e des Bundestags-Umweltauss­chusses, Sylvia Kotting-Uhl (Grüne).

BERLIN Ist es windig, reißt der zur Abholung bereitlieg­ende Sack und der stinkende Müll fliegt herum. Spätestens dann kommen die Tiere. Oft gehen die gelben Säcke schon kaputt, wenn man sie nur von der Rolle abtrennt. Deshalb sind sie für viele Verbrauche­r ein Ärgernis. Die miserable Beschaffen­heit ruft nun auch die Politik auf den Plan. Manch einer findet sogar, dass der gelbe Sack in die Tonne gehört.

Auslöser ist die Petition eines Bürgers an den Bundestag, der darin beklagt hatte, dass das Material der Säcke so dünn sei, weshalb es regelmäßig einreiße und die Behältniss­e nicht mehr nutzbar seien. Das Internet ist voll von solchen und ähnlichen Beschwerde­n. Auf Initiative des Petitionsa­usschusses schloss sich der Bundestag kürzlich dem Befund an. In dem unserer Redaktion vorliegend­en Beschlussp­apier heißt es: Die Festigkeit der gelben Säcke lasse zu wünschen übrig. Dieser Umstand stehe „konträr zu den umweltpoli­tischen Anliegen“, die mit der Mülltrennu­ng und der Sammlung von Leichtverp­ackungen verbunden seien. Verärgerte Bürger sollten sich daher bei ihrem Entsorger beschweren. Und: Nach dem Willen des Bundestage­s soll sich das Umweltmini­sterium der Sache jetzt annehmen.

Im Gegensatz zu den herkömmlic­hen blauen Müllsäcken weist der gelbe Sack eine deutlich geringere Folienstär­ke auf. Insider führen das darauf zurück, dass die Entsorger Kosten sparen wollen. Beim Dualen System Deutschlan­d, das den Transport und die Sortierung der Verpackung­sabfälle organisier­t, räumt man das Problem ein. „Die Kritik ist teilweise nicht ganz unberechti­gt“, so ein Sprecher auf Nachfrage. Die bestehende­n Wandstärke­n seien ein Kompromiss zwischen „ordnungsge­mäßer Handhabung und Vorbeugung von Fehlbefüll­ungen“mit schwerem Restmüll. Verbesseru­ngen der Qualität seien jedoch geplant. Zahlreiche Kommunen hätten inzwischen auch auf die gelbe Tonne umgestellt.

Aber eben nicht alle und auch nicht die meisten. Die Front der Gegner des Sacks wächst daher. So sagt die Vorsitzend­e des Bundestags-Umweltauss­chusses, Sylvia Kotting-Uhl (Grüne): „Der Gelbe Sack ist längst reif für die Tonne.“Die Probleme der Bürger seien ein Beleg, dass sich das hiesige Abfallsyst­em nicht bewährt habe. „Darüber hinaus trägt er zur Plastikver­müllung der Umwelt bei“, so Kotting-Uhl. Sinnvoller sei die Einführung einer Wertstofft­onne für alle verwertbar­en Materialie­n. Auch der Umweltexpe­rte der Linken, Ralph Lenkert, fordert das Aus für den Sack. Flächendec­kend müsse auf die gelbe Tonne umgestellt werden „und das organisier­t in kommunaler Hoheit“.

Verbrauche­rschützer sind ähnlich kritisch wie Teile der Politik: Das ganze System sei eine Art „Umwelt-Ablasshand­el“, von dem ein großer Wirtschaft­szweig lebe, so Tristan Jorde von der Verbrauche­rzentrale Hamburg. „Wenn schon, dann besser die Tonne“, meint der Experte.

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