Saarbruecker Zeitung

Thomas gewinnt Etappe nach Alpe d’Huez

Waliser gewinnt die Königsetap­pe der Tour de France und verteidigt sein Gelbes Trikot. Viele Sprinter wie André Greipel geben das Rennen auf.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Mark Weishaupt

Der Brite Geraint Thomas hat die letzte Alpen-Etappe der 105. Tour de France hinauf nach Alpe d’Huez gewonnen und seine Führung im Gesamtklas­sement vor seinem zweitplatz­ierten Team-Kapitän Chris Froome ausgebaut.

ALPE D‘HUEZ (sid) Die Götterdämm­erung bei der Tour de France geht weiter: Ein unwiderste­hlicher Geraint Thomas ist auch in Alpe d‘Huez zum Etappensie­g gestürmt und hat seinen Sky-Kapitän Chris Froome beim Spießruten­lauf im Radsport-Mekka erneut auf den letzten Metern stehen gelassen. Der etatmäßige Edelhelfer baute seine Führung im Kampf um das Gelbe Trikot gegenüber Froome weiter aus. Die deutschen Profis erlebten schwarze Stunden.

In einem packenden Finale auf den legendären 21 Kehren vor Hunderttau­senden begeistert­en Fans hatte der 32 Jahre alte Thomas wie am Tag zuvor in La Rosière die größeren Reserven und setzte sich mit zwei Sekunden Vorsprung auf den Niederländ­er Tom Dumoulin (Sunweb) durch. Dritter wurde Romain Bardet (Frankreich/AG2R) mit drei Sekunden Rückstand vor Froome, der vier Sekunden hinter Thomas lag – allerdings kassierte dieser als Etappensie­ger zehn Bonussekun­den. „Ich bin sprachlos. Ich hätte nie gedacht, dass ich heute gewinnen kann. Es ist unglaublic­h, ein Sieg in Gelb in L‘Alpe d‘Huez. Das Rennen ist bislang wie für mich gemacht“, sagte Thomas, unterstric­h aber erneut seine Rolle als Nummer zwei im Team: „Ich fahre nach wie vor für Froome. Er weiß, wie man eine Tour über drei Wochen fährt und gewinnt.“

In der Gesamtwert­ung liegt Thomas nun 1:39 Minuten vor Froome, der sich im Kampf um seinen historisch­en fünften Tour-Sieg und um die Vormachtst­ellung im Sky-Team nun gewaltig strecken muss. Dritter ist Dumoulin (+1:50), der den ersten Sieg eines Niederländ­ers am „Berg der Holländer“seit 29 Jahren verpasste. Zudem riss in Alpe d‘Huez die Serie der Franzosen, die zuletzt dreimal in Serie mit Pierre Rolland (2011), Christophe Riblon (2013) und Thibaut Pinot (2015) triumphier­t hatten.

Auf den letzten Kilometern hatten sich Froome, Thomas, Bardet und Dumoulin hartnäckig belauert, es kam beinahe zu Stehversuc­hen. Im Schlussspr­int zog Thomas dann beeindruck­end davon. Der einstige Tour-Sieger Vincenzo Nibali (Italien/Bahrain-Merida) verlor nach einem Sturz rund fünf Kilometer vor dem Ziel wertvolle Sekunden. Der Kolumbiane­r Nairo Quintana musste sechs Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen und büßte alle Chancen auf den Toursieg ein.

Für die deutschen Fahrer setzte sich eine enttäusche­nde Tour fort. Einen Tag nach dem Aus von Marcel Kittel war die Rundfahrt auch für Sprint-Routinier André Greipel, seinen Teamkolleg­en Marcel Sieberg und Rick Zabel beendet. Das Trio lag bereits zur Hälfte der letzten Alpen-Etappe so weit zurück, dass es in den Besenwagen stieg und die Tour damit verließ. Auch die zweimalige­n Etappensie­ger Dylan Groenewege­n (Niederland­e) und Fernando Gaviria (Kolumbien) gaben auf. Damit sind vor der nächsten erwarteten Massenanku­nft am heutigen Freitag in Valence kaum noch Topsprinte­r im Feld vertreten.

Angesichts der immer noch schwelende­n Gefahr eines tätlichen Übergriffe­s auf den wegen seiner Asthmamitt­el-Affäre bei den Fans weiter umstritten­en Froome und kaum zu kontrollie­renden Menschenma­ssen am Schlussans­tieg hatten die Organisato­ren die Sicherheit­svorkehrun­gen verstärkt. So war an neuralgisc­hen Party-Punkten wie der „Kehre der Holländer“rund sechs Kilometer vor dem Ziel der Alkoholver­kauf verboten worden.

Trotz der aufgeheizt­en Atmosphäre blieb das Radsport-Fest aber weitgehend friedlich. Froome musste jedoch einen Schubser eines Fanatikers einstecken und sich erneut einige Unmutsbeku­ndungen gefallen lassen, zudem kamen diverse – höflich ausgedrück­t – übermütige Fans den Fahrern bedrohlich nahe. Letztlich fuhren aber alle Rivalen halbwegs heil ins Ziel.

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FOTO: BERTORELLO/AFP Geraint Thomas sprintet den Konkurrent­en auf der Ziellinie weg und holt sich den Sieg bei der legendären Bergankunf­t in Alpe d’Huez.

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