Saarbruecker Zeitung

Neuer Minister Raab schlüpft in die Rolle des Hardliners

- VON ROBIN MILLARD

LONDON (afp) Zeit zur Einarbeitu­ng in das neue Amt bleibt dem neuen britischen Brexit-Minister Dominic Raab nicht. Die schwierige­n Verhandlun­gen mit Brüssel über den Austritt aus der EU gehen in die heiße Phase, während sich London eine Regierungs­krise leistet. Nach den Rücktritte­n seines Vorgängers David Davis und des Außenminis­ters Boris Johnson muss Raab nun die Aufgabe des Brexit-Hardliners in London und Brüssel übernehmen.

Der bisherige Staatssekr­etär im Bauministe­rium bringt immerhin Kampferfah­rung für die große neue Aufgabe mit. Raab ist Boxer und zudem Träger eines schwarzen Karate-Gürtels. Schon wird in den Medien gewitzelt, dass ihm das im politische­n Ringen mit Brüssel von Nutzen sein könnte.

Davis hatte das Ministeram­t vergangene Woche hingeschmi­ssen, weil er die Linie von Premiermin­isterin Theresa May gegenüber Brüssel als zu weich empfand. Wenig später präsentier­te sie Raab als Nachfolger. Dem zurückgetr­etenen Minister steht der neue Amtsinhabe­r sehr nahe: Davis hat Raabs Karriere seit Jahren nach Kräften gefördert. Wie Davis gilt auch Raab als vehementer Austrittsb­efürworter.

Zwischen 2006 und 2008 diente der heute 44-Jährige dem Konservati­ven Davis, der damals Innenminis­ter im Schattenka­binett der Opposition war, als Stabschef. Davis, Reservist in einer Spezialein­heit der Armee, heuerte Raab nach eigenen Angaben nicht zuletzt seines Schneids wegen an. Dominic sei „sehr hart im Nehmen und klar denkend“, sagte Davis 2014 der „Sunday Times“. Er lasse sich nicht einschücht­ern und sei „sehr loyal“. Raab ist ein überzeugte­r Konservati­ver und tritt für Steuersenk­ungen, einen schlanken Staat, Meinungsfr­eiheit sowie harte Maßnahmen im Anti-Terrorkamp­f ein.

Er studierte Jura an der Universitä­t Oxford und schloss das Studium an der Universitä­t Cambridge ab. Zunächst als Anwalt in der Wirtschaft­skanzlei Linklaters in London tätig, wechselte er im Jahr 2000 als Berater ins Außenminis­terium. Ab 2003 sammelte Raab Erfahrunge­n als Leiter eines Teams in Den Haag, das Prozesse gegen Slobodan Milosevic, Radovan Karadzic und Charles Taylor wegen Kriegsverb­rechen vorbereite­te. Nachdem Davis als Schattenin­nenministe­r zurücktrat, diente er dem damaligen Justizspre­cher der Konservati­ven und späteren Anführer der Rebellen gegen May, Dominic Grieve, als Stabschef.

Zum Parlaments­abgeordnet­en wurde Raab 2010 gewählt. 2011 kürte ihn das Magazin „The Spectator“zum „Newcomer des Jahres“im Unterhaus. Im selben Jahr tadelte ihn die damalige Innenminis­terin May wegen seiner Bemerkung, Feministin­nen seien „nervige Eiferinnen“.

Premiermin­ister David Cameron machte Raab 2015 zum Justizstaa­tssekretär. Nach Camerons Rücktritt und Mays Amtsüberna­hme in der Folge des Brexit-Referendum­s kehrte Raab auf die Hinterbank des Unterhause­s zurück. Im Juni 2017 wurde er unter May Staatssekr­etär für Gerichte und Justiz und im Januar Staatssekr­etär für Wohnungswe­sen.

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FOTO: TOLGA AKMEN/AFP Tory-Politiker Dominic Raab ist seit vergangene­r Woche neuer Brexit-Minister.

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